Die Finalisten des Cocktail-Wettbewerbs »Most experimental Bartender« 

Die Finalisten des Cocktail-Wettbewerbs »Most experimental Bartender« 
© William Grant & Sons

Glenfiddich und der Winterklassiker: Auf der Suche nach dem kreativsten »Hot Toddy«

Was dem Österreicher sein Glühwein, ist dem Schotten sein »Hot Toddy« – ein wärmender Schluck im Winter, veredelt mit dem Nationalgetränk. Dass man die einfache Basis – Whisky, Wasser und Zitrusfrüchte – deutlich erweitern kann, zeigt sich im Ritz-Carlton.

Es war eine langwierige Sache, das Finale des Cocktail-Wettbewerbs »Most experimental Bartender« endlich live durchführen zu können. Andreas Trattner von »Glenfiddichs« heimischem Importeur Topspirit blieb aber hartnäckig – und die Freude, den Sieg in der »D-Bar« des »The Ritz-Carlton, Vienna« ausmixen zu können, war auch den Teilnehmern anzumerken. Rezepte aus vier Bundesländern hatten es in die Endausscheidung geschafft, in der es darum ging, den perfekten »Hot Toddy« nach eigener Interpretation zu servieren.

Was einfacher klingt, als es in der Praxis ist, denn schnell kippt eine einzelne Zutat die Balance aus heißem Scotch Whisky und Zitrussäure. Auf der anderen Seite aber suchte die schottische Weltmarke einen möglichst kreativen Zugang, über den die Jury zu befinden hatte. Die Urgesteine der »Vienna Bar Community«, Michael Fortner und Tom Sipos wurden dabei von FALSTAFF-Autor Roland Graf flankiert. Bis hin zu der richtigen Serviertemperatur des heißen Wassers – unverzichtbar im »Toddy« – fühlten die Experten den fünf Teilnehmern auf den Zahn.

Schotten-Frühstück und weiße Schoko-Flammen

Dazu kam die Wahl des Basis-Whiskys, für den drei Optionen zugelassen waren. Vor allem der leicht rauchige »Fire & Cane« hatte es den Finalisten angetan: Drei von ihnen entschieden sich für diesen Glenfiddich. Christopher Malle aus dem im April eröffnenden »Christopher’s« in Dellach folgte seiner persönlichen Vorliebe für »India Pale Ale« und nahm den im Bierfass gelagerten Whisky in seine kreative Zubereitung mit der Aeropress – »die habe ich in meiner Zeit als Barchef in Neuseeland lieben gelernt«.

Der Tiroler Beitrag, Annabel Hemetsbergers »Coco Toddy«, wiederum basierte auf dem Glenfiddich »XX« und wurde mit Kokosöl als sogenannter »Fat Wash« mit Extra-Cremigkeit angereichert. Ebenfalls karibisch inspiriert gab sich der perfekt präsentierte Serve von Lokalmatador Tobias Cornelius aus der »D-Bar«. Ananas und zerlassene Butter sorgten für die Kreativnoten seines im schottischen Outfit präsentierten »Highland Breakfasts«. Dazu gab es ein selbst gebackenes Kürbisbrot mit Salzbutter – »nach einer Golfrunde im kalten Schottland gibt es nichts Besseres als einen »Hot Toddy« und ein Butterbrot«, zitierte er seinen »Pro« auf dem Golfplatz von Girvan. Dieser durchkomponierte Drink landete am Ende auf Platz Zwei.

Dahinter reihte sich Julian Mayerhofer (»Josef«, Wien) ein, der als erster Teilnehmer nach der gelosten Reihenfolge antrat. Die »White Flame« krönte eine Espuma aus weißem Schoko-Likör – »wie es sich für unsere Bar gehört«. Denn mittlerweile gehören die mit aromatischem Schaum gekrönten Cocktails zu den »Trademarks« der Bar im Ersten Bezirk.

Salzkaramell-Sirup und Oliven-Bitter als Zutaten

Doch es ging auch noch kreativer. Dass es etwa der Traum von »Stanglwirt«-Barchefin Annabel Hemetsberger war, Köchin zu werden, schmeckte man den Zutaten, die sie für ihren »Toddy« selbst zubereitet hatte, an. »Da sollte man über eine Serienproduktion nachdenken«, lobte Michael Fortner etwa den mediterranen Cocktailbitter der Tirolerin. Und auch das zähflüssige Salzkaramell begeisterte die Juroren. Doch ein kleiner Fehler bei der Whisky-Dosierung kostete dann leider wertvolle Punkte. Der Sieg blieb dennoch im Westen – Bernd Neubauer vom »Pier 69« aus Bregenz konnte mit seinem verspätet servierten Weihnachtscocktail namens »Smoky Christmas« punkten.

Auch Neubauer bemühte sich um ein möglichst breites Aromen-Spektrum, das salzige, fruchtige und auch bittere Noten verband – statt heißem Wasser griff er zu Schwarztee als heißem »Aufguss«. »»Werthers Echte« in flüssiger Form«, zeigte sich Juror Tom Sipos vom selbstgemachten Apfel-Salzkaramell-Sirup des Bregenzers begeistert.

Der Sieger konnte sich über 1.000 Euro in bar freuen, die Andreas Trattner nach einer ebenfalls winterlich-kräftigen Stärkung im sizilianischen Restaurant »Pastamara« an Bernd Neubauer überreichte. Gewinner waren aber alle Teilnehmer und die heimische Barkultur: Denn alle Fünf zeigten Wege abseits von picksüßem Punsch und sauren Glühweinen auf. Heiße Sache, so ein »Hot Toddy«!

Rezept Smoky Christmas

Roland Graf
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