© Dietmar Mitterer

Gewürztraminer: Die ganze Pracht

In der Kellerei Tramin in Südtirol fand ein Workshop zum Gewürztraminer statt. Aus dem Elsass war die Domaine Albert Mann mit ihren Weinen mit dabei. Unter dem Publikum erstaunlich viele Top-Sommeliers aus ganz Europa. Gewürztraminer und Essen ist ein spannendes Thema.

Gewürztraminer – an ihm scheiden sich die Geister. Die einen lieben ihn für seine Aromatik und Fülle, für die anderen hat er einfach zu viel von allem. Besonders von Sommeliers und Köchen hört man, dass Gewürztraminer schwierig sei als Begleiter zu feinen Gerichten.

Umso erstaunlicher war die Fülle der hochkarätigen Sommeliers, die der Einladung der Kellerei Tramin aus Südtirol und der Domaine Albert Mann aus dem Elsass nach Tramin gefolgt waren. Im wunderbaren Verkostungsraum mit freiem Blick auf die Berge und auf den Kalterer See trafen sich unter anderem: Roberto Anesi, bester Sommelier Italiens 2017; Matteo Bernardi, Sommelier im 3-Sterne-Restaurant »Le Calandre« in Padova; Eros Teboni, bester Sommelier 2018 WSA; aus der Schweiz Lisa Bader vom »Dolder Grand« in Zürich; Johannes Thalhofer vom »Gasthaus Zum Gupf« in Rehetobel; Alexandre Hristov vom »Park Hotel Vitznau«; Günther Meindl vom »Hotel Berghof« in Lech; Andreas Weber vom »Deidesheimer Hof«; Frederic Billet vom »Luton Hoo« in England, Guillermo Cruz, bester Sommelier Spaniens 2018; Yana Hotova vom »Four Seasons« in St. Petersburg; Pier-Alexis Soulière, best Sommelier oft the Americas 2018.

Mit ein Grund für die massive Präsenz so vieler neugieriger Sommeliers dürfte auch die Anwesenheit von Stephan Reinhardt gewesen sein, Verantwortlicher für den »Wine Advocate« für Deutschland, Österreich und die Champagne und deklarierter Gewürztraminer-Fan. »Große Gewürztraminer sind wie eine flüssige Kathedrale von Aromen, eine Wucht«, meinte er im Rahmen seiner eloquenten Präsentation von Weinen der beiden Weingüter. Reinhardts Kollegin Monica Larner hatte vor zwei Jahren dem Epokale 2009 der Kellerei Tramin als ersten Weißwein Italiens die Traumnote 100 gegeben.

So richtig spannend wurde es beim nachfolgenden Food-pairing: sechs Gewürztraminer – 2018 Selida, 2017 Nussbaumer und 2013 Epokale Spätlese der Kellerei Tramin sowie 1993 und 2018 Gewürztraminer AOC und 2016 Grand Cru Steingrubler von Albert Mann – wurden zu acht Gerichten kombiniert: Südtiroler Speck; Heringssalat mit Kartoffel und Essig; Ziegenfrischkäseravioli mit konfierten Orangenzesten; Safranrisotto mit Lakritze; Austern mit Meerrettich und Essig; Oktopussalat pikant mit Zitrone; Lammpraline frittiert mit würziger Sauce und Schweinbauch mit scharfen Auberginen.

Und was waren nun die besten Kombinationen? Zum Speck der Gewürztraminer Salida aus Tramin und der 2018 AOC der Domaine Mann. Auch zum Heringssalat passte der Selida vorzüglich, der aus dem Elsass hingegen gar nicht. Ebenso in Kombination mit den Ziegenfrischkäseravioli und zum Safranrisotto war der Selida erste Wahl. Zu letzterem passte auch der Steingrubler vorzüglich. Eine große Überraschung war die Kombination Austern und Epokale Spätlese, sehr gelungen! Zum pikanten Oktopussalat war der Nussbaumer aus Tramin am überzeugendsten. Zum Lamm waren Steingrubler und 2018 AOC die Favoriten. Zum Schweinebauch schließlich passten sowohl Nussbaumer als auch Steingrubler am besten.

In Diskussionen am Tisch zeigte sich zwar, dass die Wahl der besten Kombination individuell unterschiedlich war, einhellig waren aber alle der Meinung, dass dies eine der interessantesten Veranstaltungen seit langem gewesen sei. Wer also weiterhin der Überzeugung ist, Gewürztraminer passe nicht als Begleiter zum Essen, lebt entweder hinter dem Mond oder hat wenig Fantasie!

Epokale 2013
Foto beigestellt
Epokale 2013
Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
Mehr zum Thema