Gelungener Sacher-Relaunch: Moderne mit Geschichte

Sacher-Direktor Heilmann feiert bald ein Viertel-Jahrhundert-Jubiläum und freut sich über ein neues, altes Hotel.

Ein Haus wie das Wiener Hotel Sacher an die sich ständig entwickelnden Anforderungen an ein internationales Luxushotel anzupassen, ist eine besondere Herausforderung. Sacher General Manager Rainer Heilmann zeigte sich im Gespräch mit Falstaff froh darüber, dass eine sechsjährige Umbauphase nun abgeschlossen ist: »Die besondere Herausforderung war, die Arbeiten in den denkmalgeschützten Gebäuden bei laufendem Betrieb durchzuführen«. Natürlich mussten einzelne Zimmer aus lärmtechnischen Gründen gesperrt werden, aber rund die Hälfte des Hotels war dennoch immer bewohnt.

High End-Badezimmer
Die Anforderungen an die moderne Hotellerie haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt, die großzügige Ausgestaltung der Badezimmer wurde immer wichtiger und technische Rahmenbedingungen wie Flatscreen, iPhone-Docking-Station oder WLAN werden als selbstverständlich vorausgesetzt. Im neuen Sacher verfügt jedes Zimmer sowohl über eine Badewanne als auch über eine separate Dusche, in die Spiegel sind modernste TV-Screens integriert, die das Multimedia-Erlebnis komplettieren. In einem Hotelneubau ist das keine große Sache, in den historischen Gebäuden (in den Sacher-Komplex sind sechs Häuser eingebunden) war das allerdings eine schwierige Aufgabe. Wie man es sich vom Sacher aber erwartet wurde die Aufgabenstellung mit Bravour und viel Liebe zum Detail gelöst. Im 5-Sterne-Superior-Hotel neben der Oper erstrahlen nun insgesamt 86 Zimmer und 63 Suiten auf sechs Stockwerken in neuem Glanz. Sacher-Eigentümerin Elisabeth Gürtler legte großen Wert auf Wahrung der historischen Kontinuität, wollte die barocke Schwere aber erleichtern und modernisieren.

Individualität in Pastell
»Die Herausforderung war es, das Typische am Sacher zu erhalten, es aber auch sanft zu ändern. Das ist eine permanente Gratwanderung«, so der international renommierte Interior Designer Pierre Yves Rochon, der den Prozess mit viel Fingerspitzengefühl begleitete. Insgesamt wurden dunkle, drückende Farben durch freundliche Pastelltöne ersetzt: Sanftes Rosa, beruhigendes Taupe, frisches Gelb oder zartes Grün sind die Grundfarben in den neuen Zimmern und Suiten. Das Sacher verfügt über ein beeindruckendes Repertoire an historischen Möbeln und Kunstwerken, die behutsam aufgearbeitet und geschmackvoll eingesetzt wurden.

Im Gespräch mit Rainer Heilmann
»Ein Haus wie das Sacher braucht einen Gastgeber«, ist Rainer Heilmann überzeugt. Und er selbst ist ein Hoteldirektor, wie er nicht besser zum Sacher passen könnte: Charmant, weltoffen, freundlich und zuvorkommend. Richtig geraten, diese Beschreibung trifft auf Wiener nur eingeschränkt zu – Heilmann ist gebürtiger Deutscher, aus dem Landkreis Osnabrück, aber schon ein Vierteljahrhundert in Wien »sozialisiert«. Das Gastgeber-Gen liegt in der Familie, seine Eltern haben ein klassisches Dorfgasthaus geführt und er selbst ist daher im gastronomischen Umfeld aufgewachsen. Nach einer touristischen Ausbildung verschlug es ihn durch Zufall nach Österreich, wo er im Frontoffice des Imperial engagiert wurde. Als er eigentlich schon wieder weiterziehen wollte landete er durch einen weiteren Zufall im Jahr 1988 im Sacher, wo er bis heute ohne Unterbrechung blieb – zuerst als Assistent, dann als stellvertrender Direktor, schließlich als Direktor.

Geschichte der Umbauten
»Damals gab es einen gewissen Investitionsstau, das Haus war verstaubt. Es gab sogar noch Zimmer mit Dusche am Gang.« Als Elisabeth Gürtler 1990 das Management des Hauses übernahm wurde bald mit nachhaltigen Umbauten begonnen, einzelne Wohneinheiten wurden zugekauft und das Ensemble aus insgesamt sechs Häusern wurde zusammengeführt. Später folgten ein zeitgemäßer Spa-Bereich und 2006 wurde mit dem Dachausbau begonnen. Ein Luxushotel wie das Sacher muss zwar laufend an die Bedürfnisse der Gäste angepasst werden, aber die größte Bauphase ist nun abgeschlossen. Heilmann betont, dass es sehr wichtig war, sich vor der Vergrößerung des Zimmerangebots im High End-Segment unverwechselbar zu positionieren. (Hotelprojekte von Kempinski, Hyatt und Ritz Carlton stehen in Wien ante portas.) »Während andere noch bauen, können wir uns jetzt auf die Marktbearbeitung konzentrieren.«

www.sacher.com

Zimmerkategorien und Preise 2012:
Superior Doppelzimmer: €460 bis €550
Deluxe Doppelzimmer: € 560 bis € 650
Top Deluxe Doppelzimmer: € 705 bis € 805
Junior Suite: € 970 bis € 1.080
Deluxe Junior Suite: € 1.130 bis € 1.280
Executive Suite: € 1.550 bis € 1.820
One Bedroom Suite: € 2.150 bis € 2.550
Two Bedroom Suite: € 2.850 bis € 3.280
Präsidenten Suite: € 5.380 bis € 5.920

Alle Preise sind pro Zimmer und Nacht, exklusive Frühstück

(von Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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