Frühlings-Erwachen im Weingarten

Viel wird über den fertigen Wein berichtet. Aber was wissen wir darüber, wie er heran­wächst?

Mit dem Falstaff-Magazin können Sie nun wie unter der Lupe betrachten, was sich in den heimischen Weingärten im April und Mai tut und was einen erfolgreichen Jahrgang bringt. Auf der Hompage berichten die drei Top-Winzer Sabathi, Umathum und Zillinger laufend vom Vegetationsverlauf in den Weingärten und halten den aktuellen Stand fotografisch fest.  >> Zu den ersten Fotos

Ende März beginnen die ersten Knospen am Rebholz zu schwel­len, Anfang April »gehen die Augen in die Wolle«, man spricht daher vom Wollestadium. Die jungen Blätter sind zum Schutz ein wenig umsponnen. Dann beginnt langsam der eigentliche Austrieb, Ende April sind bereits vier bis fünf kleine Blätter gestaltet. Das Gescheine ist zu erkennen, also die Knospen der Weinreben vor der Blüte. In dieser frühen Vegetationsphase wächst die Sorge wegen der gefährlichen Mai­fröste.

Weinstock KnospeDie sogenannten Lostage und die über Jahrhunderte tradier­ten Bauernregeln wurden in Reimen über Generationen vermittelt. In ihnen steckt viel an kumuliertem Wissen. Sie spiegeln wider, was sich die Winzer erhoffen. War es im März noch zu trocken, dann hofft man auf Niederschläge im April. Hier ist der Georgstag, der 24. April, der Lostag. »Zu Georgi nass, schwimmen die Trauben bis ins Fass.« Dabei sollte der April aber auch nicht zu warm sein, damit die Reben nicht zu früh austreiben, denn noch drohen die gefährlichen Frühjahrsfröste. Daher heißt es: »Sind die Reben um Georg noch blind, freuen sich Mann und Kind.«

Mit dem Entstehen eines guten Traubenansatzes wächst andererseits die Angst des Winzers. Mitte Mai stehen die gefürchteten »Eis­heiligen« ins Haus. Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und schließlich das »Kalte Sopherl« (15. Mai) haben so manchen Weingarten arg in Mitleidenschaft gezogen. Zu den Eisheiligen manifestiert sich ein Kälterückfall im Mai, der in der Realität oft schon wesentlich früher auftreten kann. Lostag im Mai ist der des Weinheiligen Ur­ban, der 25. Mai, hier gilt: »Schönes Wetter am Urbanitag bringt viel und guten Wein.« Nun geht es in großen Schritten Richtung Frühlingsende, wobei Anfang Juni noch die »Schafskälte« droht.

Weinstock Knospe

von Peter Moser

aus Falstaff 03/10

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WEIN/WINE GENESIS
Peter Oberleithner (Foto), Karl Mayer (Text)
Kulinarium Verlag e. U., Wien
416 Seiten, 512 Farbbilder, € 59,90
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