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Frankreich: Genuss als Jungbrunnen?

Die Franzosen, so die Annahme, profitieren vom im Rotwein enthaltenen Resveratrol. Ist es tatsächlich ein Jungbrunnen?

Resveratrol ist die bekannteste und wohl eine der am meisten beforschten Substanzen in der Gruppe der Polyphenole. Es kommt vor allem in der Traubenschale und aufgrund der Maischevergärung im Rotwein um ein Vielfaches mehr vor als im Weißwein.

Höchste Gehalte an Resveratrol weisen diese Rebsorten auf:

  • Pinot Noir
  • Merlot
  • St. Laurent

Das Polyphenol ist aber freilich auch in Tafeltrauben und Traubensaft sowie in beispielsweise Heidelbeeren, Cranberries, Erdnüssen und Kakao enthalten.

Gut für die Gesundheit

Mit einer regelmäßig hohen Aufnahme sind eine Reihe von gesundheitsrelevanten Wirkungen verbunden: niedrigerer Blutdruck, seltene Atherosklerose, ein besseres Blutfettprofil mit höheren Werten des »guten« Cholesterins (HDL), geringere Blutzuckerwerte, verbesserte Insulinsensitivität und dadurch ein selteneres Auftreten von Diabetes mellitus Typ 2. Auch das Risiko für unterschiedliche Krebsarten scheint Resveratrol reduzieren zu können.

Allerdings sind die Mengen, die in Studien eingesetzt werden, mit einem normalen Ess- und Trinkverhalten nicht zu erreichen. Denn in Zell- und Tierversuchen ebenso wie in Humanstudien mit Nahrungsergänzungsmitteln ist die Rede von 10 bis 500 mg pro Tag. Zum Vergleich: Ein Achtel Pinot Noir kommt auf 0,45 mg, Rotwein im Durchschnitt auf 0,24 mg, eine Handvoll Erdnüsse (25 g) auf 0,04 mg und 160 g rote Weintrauben auf maximal 1,25 mg. Es verwundert also nicht, dass Forscher der Johns Hopkins University keinen Zusammenhang zwischen einer natürlichen resveratrolreichen Ernährung und der Lebenserwartung bei Menschen feststellen konnten.

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Kleine Mengen

Dennoch ist festzuhalten: Menschen, die täglich ein Glas Alkohol trinken – egal welchen –, haben statistisch ein niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ein selteneres Auftreten von Herzinfarkt und Schlaganfall und leben länger als Abstinente. Was ursprünglich im Rahmen des Französischen Paradoxons nur dem Rotwein zugeschrieben wurde, ist durch intensivere Forschung auf den Alkohol generell ausgeweitet worden. Wesentlich für den Effekt ist dabei das Maßhalten, also die Devise: Alkohol regelmäßig, aber in kleinen Mengen und am besten zum Essen trinken. 

Erschienen in
Falstaff Rezepte 03/2020

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Marlies Gruber
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