FRAG DEN KNIGGE! Schmeckt Pokémon zur Ochsenbrust?
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»Meine sechs Jahre alte Tochter darf auch in der Spitzengastronomie am Handy spielen, da ein mehrstündiger Restaurantaufenthalt sonst zu langweilig für sie ist. Natürlich nur in den Wartezeiten zwischen den Gängen. Freunde kritisieren mich, dass ich das erlaube nehmen aber selbst Anrufe bei Tisch entgegen. Wie sehen Sie das?«
Falstaff-Leser Andreas W. aus Wien
Ich freue mich, dass gute Häuser sich um Nachwuchs nicht zu sorgen brauchen, solange es Söhne und Töchter wie Ihre gibt. Das frühe Vögelchen fängt die White Tiger Prawn mit und ohne Pokeball. Lecker. Feinschmecker nehmen sich Zeit und das ist gut. Wer heute Geduld, Geschmackssinn und Gemeinsinn übt, wird morgen ein Gast von Format. Nicht nur im Sternerestaurant.
Zwei Stunden im Spitzenrestaurant sind aber für Sechsjährige auch eine Herausforderung. Ist alles mit großen Augen erkundet, erscheint Prinzessin Langeweile im Saal. Und zerfetzt mit ihrem Zepter schnell und akribisch alle Geduldsfäden in Reichweite. Unboxen Mom & Dad Entertainment jetzt 1 Smartphone, kehrt zumindest bis auf weiteres Ruhe ein. Und zwar bevor die Dame nebenan die Augenbraue hochziehen oder Ihr Begleiter sich räuspern kann. Zumindest, wenn das Handy lautlos ist. Sonst kommt Musik in das Verhältnis zu den Tischnachbarn.

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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Gut so. Was Kinder wohl denken? Ich werde beim nächsten Essen meine Nichte fragen. Bis dahin denkt Klein Knigge einmal laut, etwa so: »Ich spiele gerne Handy. Das mögen Erwachsene aber nicht. Meist schimpfen sie, ich solle es weglegen. Erwachsene spielen auch gerne Handy. Legen es aber nicht weg. Vielleicht, weil niemand schimpft. Bin ich still und spiele, schimpfen sie auf das Handy. Erwachsene mögen es scheinbar nicht, wenn niemand schimpft. Anders kann ich mir das nicht erklären.« Aber erklären Sie das mal den Tischnachbarn.
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