Federspiel-Cup 2010: Wachauer Bodenschätze

Die Wachauer Weinkategorie namens Federspiel verbindet Trinkfreundlichkeit und Terroir­ausdruck in nahezu idealer Weise. In einem Jahr wie 2009 zeigen die Federspiele etwas mehr Statur und bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Das Falstaff-Verkostungspanel freut sich Jahr für Jahr auf die Federspiel-Degustation, denn sie ist einer der ersten Höhepunkte der Saison. Auch heuer wurden an die zweihundert unterschiedliche Muster für die Blindprobe eingereicht, die sich über die Jahre als Gradmesser für die Qualität der mittleren Wachauer Kategorie etabliert hat. Das mit Abstand größte Kontingent, es umfasste mehr als einhundert Weine, viele davon mit Lagenbezeichnung, stellt die dominante Rebsorte der Region, der Grüne Veltliner. Darauf folgt die Kategorie Riesling, die mit mehr als 50 Proben ebenfalls sehr repräsentativ ausgefallen ist. Im Gegensatz zu den benachbarten DAC-Gebieten sind auch die weniger stark ausgepflanzten Sorten von der Federspiel-Kate­gorie nicht ausgeschlossen, solange sie die von der Vinea Wachau festgelegten Kriterien erfül­len. Diese sind ein Mostgewicht von mindestens
17 °KMW und ein Alkoholgehalt von 11,5 % bis 12,5 % auf dem Etikett.

Auch wenn die Wachau für ihre Weltklasse-Weißweine international bekannt ist, wird hier dennoch auch etwas Rot- und Roséwein erzeugt. Vom Jahrgang 2009 eingereicht wurden gute Vertreter der Sorten Neuburger, der typischen Wachauer Rarität, aber auch Weißburgunder sowie die Vertreter der »schmeckerten« Varietäten, nämlich Gelber und Roter Muskateller sowie Muskat-Ottonel. Das Verkostungspanel bestand aus Heinz Frischengruber, dem Chefkellermeister der Domäne Wachau, der den Vinea-Obmann Franz Hirtz­berger vertrat, sowie Willi Balanjuk, KR Heinz Pecenka, KR Helmut Touzimsky, Bernhard ­Degen und Peter Moser.

Der Wetterverlauf 2009
Blicken wir nochmals auf das Jahr 2009 zurück: Der Wetterverlauf war für die Wachauer eine Besonderheit: ein regenreicher März, tolles Sommerwetter im April. Es folgte eine frühe Blüte, allerdings auch eine starke Verrieselung beim Veltliner, was den Ertrag natürlich reduzierte. Trotz schwerer Unwetter im Sommer und viel Feuchtigkeit gab es nur sehr geringen Peronospora-Druck (wegen kühler Nächte und weil man aus dem Vorjahr gelernt hat) – es war viel Laubarbeit notwendig. Dann folgte viel Regen im September, der extremen Botrytisbefall und Wespenfraß (Gefahr von Essigstich) bedingte. Daher waren viele Vorlesedurchgänge nötig. Im Oktober gab es dann tolles Wetter, es war trocken und warm mit sehr kühlen Nächten, und schließlich stellte sich die physiologische Reife ein.

Federspiele gehen in Richtung Smaragd
Ungewöhnlich war in die­ser letzten Phase die enorme Zuckerzunahme in kurzer Zeit, bedingt durch hohe Temperaturen und Wind im Oktober. 2009 war wieder ohne Zweifel ein »Jahr der Winzer«, bei dem es auf akribische Selektion bei der Ernte ankam. So kam es insgesamt zu allgemein kräftigeren Weinen mit entsprechend hohen Extraktwerten, die Federspiel-Kategorie ist deutlich in Richtung Smaragdgrenze hin orientiert, manche der stoffigeren Exemplare würden in einem leicht­füßigeren Jahr taxfrei als Smaragde durchgehen. In der Stilistik schlägt sich das wie folgt nieder: Beim Grünen Veltliner ist das Säureniveau aufgrund der höheren Reife etwas geringer, es ist wenig verwunderlich, dass Weine aus den kühleren Teilen der Wachau insgesamt mehr Frische und Rasse aufweisen. Bei den Rieslingen wurde durchgängig sehr penibel gearbeitet, hier halten sich die Spuren von Botrytis erfreulicherweise sehr in Grenzen. Die Riesling-Federspiele präsentierten sich bei den Finalproben bereits sehr harmonisch und entgegenkommend, brillierten mit ausgezeichnetem Sortencharakter und stellten ihren jeweiligen Terroirbezug sehr gut dar.

Rieslinge höher als Veltliner eingestuft
Das Panel war daher der Ansicht, dass die Rieslinge im Federspielbereich des Jahrgangs 2009 das Prädikat »sehr gut« verdienen, während die Grünen Veltliner eher im Bereich »korrekt« bis »gut« gesehen wurden, da bleibt die weitere Entwicklung auf der Flasche aber noch abzuwarten. Eine gute Möglichkeit, sich ein Bild vom Jahrgang zu machen, bietet jedes Jahr der Weinfrühling am ersten Maiwochenende, an dem alle Wachauer Betriebe die Kellertüren öffnen und Einblick in ihr Schaffen gewähren. Ein Tipp für Oberösterreich: Am 6. Mai gibt es im »Josef« in Linz erstmals ein »Federspiel-Fest« (ab 17 Uhr), in Kooperation mit der OÖ Weinbruderschaft und Falstaff, bei dem 30 der besten aktuellen ­Federspiele zur Verkostung angeboten werden (www.josef.eu, € 20,–).

Die Veltliner-Sieger
Aus den mehr als einhundert Mustern der Kategorie Grüner Veltliner Federspiel 2009 wurden in Blindprobe folgende drei Cup-Sieger ermittelt: Den dritten Platz holte sich die Familie Schmelz aus Joching mit dem Grünen Veltliner Federspiel Loibner Gärten. Platz zwei geht an Leo Alzinger aus Unterloiben für den Federspiel aus der bekannten Riede Mühlpoint. Der Cup-Sieg in der Kategorie Grüner Veltliner Federspiel geht an Johann Donabaum aus Laaben im Spitzer Graben für seinen Grünen Veltliner Spitzer Point.

Die Riesling-Sieger
Beim Riesling waren folgende drei Weine erfolgreich: Platz drei geht an das Haus Franz Hirtzberger für den Riesling Federspiel Spitzer Steinterrassen, die Silbermedaille hat sich An­dreas Lehensteiner aus Weißenkirchen für den Riesling Terrassen Federspiel verdient, und der Cupsieg geht ebenfalls nach Weißenkirchen: an Karl Stierschneider vom Kartäuserhof mit dem Riesling Federspiel Alte Reben.

>> Zu den Verkostungsnotizen aller Weine

von Peter Moser

Den vollständigen Artikel lesen Sie in Falstaff 03/10