Family Affairs: ­The next Generation

Falstaff sprach mit acht Nachwuchstalenten über die Herausforderung, in große Fußstapfen zu treten.

Sie leben anders als ihre Väter. Sie jetten ständig um den Globus, sind smart und weltoffen, sie präsentieren ihre Weine in den trendigsten Gourmettempeln der Welt und erinnern von ihrem Habitus her mehr an Investmentbanker als an Weinmacher. Die Zeit klischeehafter Kellerromantik und postkartenidyllischer Weinbergseligkeit ist längst vorbei. Mittlerweile hat eine neue Winzer-Generation das Sagen. 

Es sind vielfach die Söhne und Töchter der bekanntesten Weinmacher Österreichs. So macht etwa die lebende Wachauer Winzerlegende Franz Xaver Pichler den Wein schon längst nicht mehr selbst. Das erledigt inzwischen sein Sohn Lucas, doch der ist bei Weitem noch nicht so bekannt wie sein prominenter Vater.

In große Fußstapfen zu treten – mit dem Übervater im Nacken –, ist nicht immer leicht. Vor allem dann nicht, wenn die Jungen plötzlich vieles anders machen wollen. Denn sie haben das Handwerk der Önologie auf Universitäten und in ausländischen Topweingütern gelernt. Anders als die meisten ihrer Väter sind sie schon in jungen Jahren um die Welt gereist und stehen deshalb vielen Trends und Veränderungen am Markt offener gegenüber. Längst geht es nicht mehr nur darum, die ­erreichte Position der Eltern zu halten, die nächste Generation muss viele neue Herausforderungen meistern. Aus diesem Grund verändern ­einige von ihnen nicht nur den Stil der Weine oder die Optik der Etiketten, sondern wollen ihr Weingut vom gesamten ­Auftritt her vollkommen anders positionieren.

Die einen bedienen sich dabei moderner Marketing-Methoden, andere wiederum verzichten gänzlich darauf und suchen den Erfolg in einem neuen Purismus. Diese Neuerungen verändern auch die Weine – für den Konsumenten eine Bereicherung.

Falstaff hat acht prominente Weingüter ­besucht, um jene der »Next Generation« vor den Vorhang zu bitten.

DER PATE UND SEIN SOHN
Franz Xaver Pichler und Sohn Lucas, Wachau

Franz Xaver Pichler ist Österreichs berühmtester Winzer. Längst macht Sohn Lucas den Wein und führt fort, was der »Pate« unter Österreichs Weinmachern vorgegeben hat. Bereits der Großvater war ein Qualitätsfanatiker. Er begann schon früh, kleinbee­rige Grüner-Veltliner-Trauben mit außerordentlich hohen Extraktwerten zu selektieren. Der große Franz Xaver hat dann später vor allem mit dem Riesling Smaragd Kellerberg 1990 Weingeschichte geschrieben. Sein Sohn Lucas stieg 1996 in das Familienunternehmen ein. Bereits seit 1999 – da war er gerade einmal 23 Jahre alt – ist er für die Vinifizierung alleine verantwortlich. Lucas erzählt: »Als mein Vater den Betrieb offiziell übernommen hatte, war der Gener­ationswechsel nicht so harmonisch. Ich vermute, dass mein Großvater recht kritisch war und seinem Sohn nicht so leicht freie Hand gelassen hat. Mein Vater wollte mir das ersparen.« Auf die Frage, was er anders mache, ­antwortet Lucas: »Ich erlaube deutlich weniger Botrytis – und lasse die Weine noch länger auf der Feinhefe. Ich verwende auch weniger Schwefel, und wenn, dann schwefele ich später.«

Die weiteren jungen Winzertalente sowie ein Best of ihrer Weine in der Bilderstrecke

Text Julia Sevenich  
Fotos Moritz Schell

Aus Falstaff Nr. 07/2013