Falstaff trägt den deutschen Riesling nach Verona

Die Italiener trinken nur italienischen Wein? Weit gefehlt. Zwischen Bozen und Palermo ist deutscher Riesling inzwischen ein Geheimtipp.

Italiens große Weinmesse Vinitaly zog auch dieses Jahr Besucher von nah und fern nach Verona, 155.000 Eintritte zählte die Messe während ihrer viertägigen Dauer. Naturgemäß dreht sich der Branchentreff fast ausschließlich um den italienischen Wein – doch eben nur fast ausschließlich. Gemeinsam mit dem italienischen Weinjournalisten Dr. Gian Luca Mazzella konnte Falstaff dem deutschen Riesling eine Bühne in Verona verschaffen – anlässlich eines zweistündigen Workshops, dessen 50 Plätze schon Wochen vor der Messe komplett ausgebucht waren.

Gian Luca Mazzella / Foto: Ulrich Sautter»Wein-Botschafter« Mazzella
»Bei der Auswahl der Weine haben wir Winzer gewählt, die bereits einen italienischen Importeur haben«, so der vor allem durch seine TV-Produktionen im staatlichen Fernsehen RAI bekannte Mazzella. Und er fügt an: »Auch auf den Weinkarten der Top-Gastronomie findet man jetzt immer öfter Namen wie Dönnhoff oder Egon Müller«. Eine Entwicklung, an der der Journalist aus Rom selbst mitgewirkt hat, denn schon seit rund einer Dekade bringt er seinen Landsleuten das Schaffen deutscher Winzer nahe, unter anderem durch Raritätenproben mit alten Jahrgängen deutscher Weine. Auch in Verona konnten sich die Besucher der Verkostung vom Reifepotenzial des Rieslings überzeugen, anhand eines 1999er Jesuitengarten »G.C.« aus dem Weingut Bürklin-Wolf und einer 1993er Steinberger Auslese aus den Staatsweingütern Kloster Eberbach.

Sehr positiv bemerkte Mazzella die Fachkunde des Publikums. »Einige sehr bekannte Önologen und Agronomen« seien anwesend gewesen, berichtet der Journalist. Deren Interesse habe vor allem dem Verständnis der deutschen Qualitätspyramide gegolten, und auch dem Klassifikationsmodell des Verbands deutscher Prädikatsweingüter (VDP). »Die Namen deutscher Anbaugebiete sind den Fachleuten in Italien seit langem ein Begriff: Nahe, Rheingau, Mosel, Rheinhessen, Pfalz. Aber was unterscheidet einen Graacher von einem Brauneberger, was einen Kastanienbusch von einem Jesuitengarten? Genau dieses Informationsbedürfnis hat unser Seminar angesprochen.« Mit großem Erfolg: Dass die Botschaft von der Vielfalt des deutschen Riesling angekommen war, ließ sich am Ende der Veranstaltung an der Freude auf den Gesichtern ablesen.

Text von Ulrich Sautter

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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