Falstaff Spirits Trophy 2011: Die Meisterbrenner

Ein Teilnehmerfeld von besonders hoher Qualität und gleich zwei Sieger: Franz Tinnauer aus der Südsteiermark und Hans Reisetbauer aus dem Innviertel.

Eine große Gemeinsamkeit haben die zwei Falstaff Meisterbrenner 2011: Sie verarbeiten in erster Linie Obst aus eigenen Gärten. Die perfekte Arbeit im Obsthain ist für beide oberstes Gebot. »Nur dort hol ich mir den entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Brennern«, sagt Hans Reisetbauer, der bereits im Vorjahr die Falstaff Spirits Trophy gewonnen hat. Und Franz Tinnauer brennt überhaupt nur Obst aus eigenem Anbau. Anso­ns­ten tragen ihre Brände jedoch eine ganz ­unterschiedliche Handschrift.

Hans Reisetbauer setzt neben der Rarität Elsbeerbrand mit den äußerst vielschichtigen Trestern Rosenberg und Bela Rex auf ein mehr als solides Fundament. Franz Tinnauer verlässt sich hingegen auf ganz andere Stärken: Er ist ein bekennender Liebhaber von Destillaten mit hohem Alkoholgehalt. Schon vor Jahren hat er begonnen, damit zu experimentieren. Mit dieser Erfahrung hat er für die diesjährige Falstaff Trophy ein Paket geschnürt, das es in sich hat. Verzagt sind diese Schnäpse nicht, und sie sind, das muss man auch festhalten, nichts für schüchterne Naturen, sehr wohl jedoch für Fruchtaficionados. Nie jedenfalls hat man das Gefühl, dass es dabei nur um maximalen Alkoholgehalt geht, die Brände sind stets logisch, trotz ihrer bis zu 61 Prozent Alkohol. Das liegt nicht zuletzt an der Zeit, die Franz Tinnauer diesen Produkten für die Reife gönnt. ­Etwas, das leider viel zu wenige Brenner ihren Erzeugnissen noch wirklich zugestehen.

Franz Tinnauer: bekennender Liebhaber von Destillaten mit hohem Alkoholgehalt / Foto: beigestellt

Unterfüttert wird die Palette der Top-Destillate beider Meisterbrenner mit einer makellosen Ergänzung durch klassische und andere Fruchtsorten. Hans Reisetbauer, der Kommunikator, denkt bei der Auswahl der Früchte sehr global. Das bezeugt schon sein Blue Gin. Tin­nauer hingegen wurzelt mehr in der Region,
er bevorzugt vor allem autochthone Sorten.

Die Sieger: Hans ­Reisetbauer und Franz Tinnauer teilen sich Platz eins, Josef Hochmair und Manfred Wöhrer Platz drei / Foto: beigestelltAuch auf dem dritten Platz gibt es eine Ex-aequo-Wertung: Josef Hochmair und Manfred Wöhrer sind unter Kollegen für ihre Kompetenz und Hilfsbereitschaft geschätzte Spezialisten an der Brennblase. Ihr Metier ist das Feinziselierte, die aromatische Spurensuche und Transparenz, das Knackige der Frucht und die Kraft im Abgang. Im Falle Hochmairs auch das Experiment: »Ich will einfach wissen, was ich aus einer Frucht herausholen kann, auch wenn es beispielsweise eine Mandarine ist.« Er stellt seine Brände mitunter gekonnt auf 48 Prozent ein. Manfred Wöhrer dagegen setzt auf die klassischen Sorten und ist darin ein wahrer Meister. »Ich hab mich total darüber gefreut, dass ich bei der letzten Trophy jeweils die beste Kirsche, Marille und Williams hatte, das ist für mich das Kriterium für gutes Brennen«, so Wöhrer, der auch so etwas wie der geheime Gesamtsieger der Trophy ist. Die »Falstaff Top zwölf Destillerien« werden nämlich aus den jeweils besten sechs Bränden ermittelt, um auch kleineren Betrieben eine Chance zu geben. Würde man hingegen die ­gesamte eingereichte Palette der Brennereien werten, hieße der Sieger Manfred Wöhrer, da so gut wie alle seiner Destillate sehr gut abgeschnitten haben.

Auf den Plätzen fünf bis sieben folgen mit den Betrieben Guglhof, Hämmerle und Hiebl Destillerien, die ebenfalls für einen Sieg gut gewesen wären. Alle drei Betriebe führen jeweils eine Reihe beachtlicher Top-Produkte. Sie kamen ganz nahe an das Siegerpodest heran. Guglhof produziert dichte, teilweise gekonnt fassgelagerte Destillate. Gebhard Hämmerle wiederum verblüfft mit transparenten, druckvollen Charakteren. Und die Brände von ­Georg Hiebl, einem Meister der Destillation, betören durch betont offene, sehr fruchttypische Duftbilder.

Hans Reisetbauer denkt bei der Auswahl der Früchte sehr global / Foto: beigestellt

Thomas Schmiedl schließt mittlerweile schon zu den bekannten Namen auf, was seiner klaren und kompromisslosen Linie zu verdanken ist. Neu im Feld ist die Edelbrennerei am Perlhof. Reinhold Fliedl, von Beruf Nachrichtentechniker, ist ein wirklicher Quereinsteiger und offenbar einer, der auch seine ­Nebentätigkeit sehr ernst nimmt. Seine Per­formance ist für einen Hobbybrenner, der hauptberuflich ein Unternehmen führt, schon recht beeindruckend. »Was ich suche, ist Perfektion«, so ­Fliedl. Auch Stroblbauer ist ein neuer Name – und eine neue Idee. In jeder Hinsicht, denn die Herren Strobl und Bauer nehmen einen sehr lobenswerten Gedanken auf: Sie setzen ausnahmslos auf edle Trester – einfach gute Trebern, wie sie sagen.

Insgesamt war die Qualität der zur heurigen Spirits Trophy eingereichten Schnäpse ganz bemerkenswert hoch und dicht. Es hat in Österreich seit Jahren keinen so hochklassig besetzten Wettbewerb zum Thema mehr gegeben. Mehr als jeder vierte Brand wurde mit einem Stern ausgezeichnet – und das liegt auf keinen Fall daran, dass die Jury heuer nachsichtiger gewesen wäre. Hinter jeder der »Top zwölf Destillerien« steht eine lebendige Vielfalt an Charakteren und Philosophien. In puncto Qualität gibt es einen starken neuen Schwung in der österreichischen Brennerszene.

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Text von Peter Hämmerle

Peter Hämmerle
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