Falstaff Produkttest: Kaffee auf Knopfdruck

Wie anwenderfreundlich Kapselmaschinen wirklich sind und wo ihre Schwächen liegen, hat sich eine prominente Jury angesehen.

Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, seidige und kompakte Crema und zumindest fünf Minuten Ruhe: Das sind die wichtigsten Zutaten für eine erholsame Kaffeepause. Kennern ist bewusst, dass Kapseln oder Pads qualitativ nicht mit frisch gemahlenem Kaffee in einer korrekt eingestellten Siebträgermaschine mit­halten können. Aber: Handhabung und Reinigung letzterer Geräte sind aufwendiger, und man kann dabei einiges falsch machen. In der Kapselindustrie wurde auf diesem Gebiet schon viel weiterentwickelt, und auch die ­Qua­lität des Endprodukts wird immer besser – Kon­kurrenz belebt offensichtlich das Geschäft. Die Produktpalette ist mittlerweile äußerst umfangreich, die Maschinen gibt es in verschiedensten Größen, Designs und Farben.

Trends
Zwei Strömungen sind derzeit deutlich zu erkennen: Einige Hersteller arbeiten in Richtung Vollautomat und bieten Zusatzfunktio­nen wie Milchschäumer oder Tassenwärmer an. Andere hingegen versuchen kompakt, güns­tig und ­puristisch aufzutreten. Manche Geräte sind dadurch in der Bedienung nicht auf Anhieb durchschaubar, während beispielsweise die Cremesso-Maschine mit einem einzigen Bedienknopf auskommt.

Preis und Optik entscheidend
Beim Kauf ist den Konsumen­ten die Qualität des Kaffees gar nicht so wich­tig, weil zumeist auch unbekannt. Deshalb hat Falstaff nach der letztjährigen Verkostung von Kapselkaffee entschieden, diesmal einen reinen Produkttest von Kaffee­maschinen durchzuführen. Abgesehen von mehr oder weniger erfolgreichem Marketing sind Preis und Optik der ­Geräte die wichtigsten Entscheidungskriterien beim Kauf. Ganz offensichtlich wird in der Produktentwicklung großer Wert auf hoch­werti­ges ­Design gelegt, was von der Expertenjury auch entsprechend honoriert wurde. Dennoch: Obwohl die Geräte wohnzimmertauglich sind und nur eine Steckdose brauchen, werden sie traditionellerweise in der Küche aufgestellt. Und dort müssen sie sti­listisch, farblich und auch räumlich gut zu integrieren sein. Die Hersteller kommen diesem ­Bedürfnis entgegen, indem sie vor allem farblich diversifizieren. Einen Schritt weiter geht der Diskonter Hofer mit seiner Martello, bei der man die Seitenelemente ­individuell gestalten kann. Man sendet ein ­gewünschtes Motiv bei der Bestellung mit, und das digitale Foto wird auf die Seitenplatte ­gedruckt.

Recycling
Einer der häufigsten Kritikpunkte an Kapselsystemen ist die Umweltbelastung aufgrund des hohen Anteils an Verpackungsmaterial. Aber auch hier macht man sich Gedanken, und es sind bereits einige ­Lösungsansätze vorhanden. Marktführer Nespresso hat ein engmaschiges Recyclingnetz für seine Alu-Kapseln aufgebaut. Die biologisch abbaubaren Nachbaukapseln haben sich jedoch leider noch nicht bewährt. Die ­Verantwortung liegt eben immer beim End­verbraucher, denn selbst das beste Recyclingsystem nützt nichts, wenn die Kapseln im Restmüll landen.

Die Jury beim großen Test der Kapselmaschinen / Foto: Michele Pauty

Kaffeemaschinen auf dem Prüfstand
Das Angebot an Kapselmaschinen ist überwältigend. So wurde eine Vorauswahl getroffen, indem die Hersteller eingeladen wurden, ihre aktuell favorisierte Maschine ins Rennen zu schicken. Nicht alle haben diese Möglichkeit wahrgenommen, und so hat die Redak­tion einzelne Geräte im Handel erworben. Jedes Jurymitglied bekam pro Gerät einen Beurteilungsbogen mit den Kriterien Design, Usability, Gesamtsystem, Sound und Gesamteindruck. Die Umweltverträglichkeit (Stromverbrauch sowie Material und Recyclingfähigkeit der Kapseln) bewertete die Redaktion. In der Auswertung wurden die Kriterien unterschiedlich gewichtet, der Schwerpunkt lag auf Handhabung und Gesamtsystem (Wassertank, Kapseleinlage, Output). Die Preise sind vom Hersteller empfohlene Richtpreise.

Die Ergebnisse des Tests sehen Sie in der Bilderstrecke.

Bernie Rieder / Foto: Michele Pauty
»Für mich als technischen Idioten ist das Nespresso-System am besten zu bedienen. Die Daniel-Moser-­Maschine ist dafür die schönste, die ich je gesehen habe!«

Bernie Rieder
Starkoch und Seitenblicke-Stammgast

Peter Hämmerle / Foto: Michele Pauty


»Keiner einzigen
Maschine konnte ich bei ›Funktionalität‹ die Höchstwertung
geben. Es kann doch nicht so schwierig sein, so einfache ­Problemstellungen zu lösen.«
Peter Hämmerle
Falstaff-Kolumnist für Küchen und Spirits

Bernhard Krumpel / Foto: Michele Pauty

»Es ist schön, dass sich der Kaffeemarkt auch für Bequeme weiterentwickelt. Die Tab-Maschinen sollten aber nur ­Einstiegsprodukte
auf dem Weg zum Kaffeekenner sein.«
BERNHARD KRUMPEL
Institut für Kaffee-Experten-Ausbildung, Kaffeesommelier

Christina Hummel / Foto: Michele Pauty

»Ich als Kaffeesiederin bin zwar gegen Kapseln, verstehe aber das Bedürfnis. Mein Favorit ist die ›Martello‹ mit ihrem italienischen Design und ihrer Bedienerfreundlichkeit.«
Christina Hummel
Besitzerin Café Hummel (eben neu gestaltet!)
www.cafehummel.at

Georg Branny / Foto: Michele Pauty

»Von der traditionellen Welt des ­Kaffees verabschiedet man sich zugunsten der Ästhetik.
Die ­Maschinen sollen als Kunstobjekte ­gesehen werden.«

Georg Branny
Mehrfacher Barista-Champion und Besitzer von CaffèCouture
www.caffecouture.com

Martin Hablesreiter / Foto: Michele Pauty


»Hinsichtlich der Funktionalität sind die ­Geräte mehr oder weniger ausgewogen, aber überhaupt nicht sinnlich.«
MARTIN HABLESREITER
Architekt und Autor des ­Standardwerks »Food Design«
www.honeyandbunny.com

Text von Bernhard Degen
Aus Falstaff Nr. 07/2012

Bernhard Degen
Autor
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