Honig ist der natürlichste und älteste Süßstoff.

Honig ist der natürlichste und älteste Süßstoff.
© Rudi Froese

Falstaff Produkttest: Honeymoon

Honig lässt niemanden kalt. Nicht nur aufgrund seiner emsigen, aber bedrohten Produzenten. Auch seine Aromenvielfalt beeindruckt.

Sie haben’s nicht leicht, die Bienen: Insektizide, Pestizide, Fungizide, Monokulturen und Klimawandel führen dazu, dass die Widerstandskraft der Bienenvölker nachlässt und die Bestände dezimiert werden. Kaum ein Thema, das so emotional diskutiert wird wie das Bienensterben und seine Ursachen. Vielleicht liegt es an der Medienpräsenz der fleißigen Nektarsammler, dass es so viele Hobby-Imker gibt wie nie zuvor. Insgesamt betreuen über 25.000 Imker in Österreich fast 400.000 Bienenvölker! Aufgrund der extensiven Bodenbewirtschaftung finden die Bienen paradoxerweise in den Gärten und auf den Balkonen der Städte eine größere Vielfalt an Blühpflanzen vor als auf dem Land. Da die Bienen auf ihrer Nektarsuche pro Ausflug bis zu fünf Kilometer zurücklegen, funktionieren die auf Hausdächern angelegten urbanen Bienenvölker prächtig. Der Honig für das Frühstücksbuffet stammt bei mehreren Hotels von den Bienenstöcken auf dem eigenen Dach. So zum Beispiel im »Falkensteiner Hotel Wien Margareten«, das nicht nur über 195 Zimmer verfügt, sondern auch rund 300.000 Bienen beherbergt. Ebenda fand auch die Verkostung von Wald- bzw. Wald-und-Blüten-Honigen statt.

© Rudi Froese

Die Produkte wurden in den wichtigsten Supermärkten anonym besorgt, und angesichts der beeindruckenden Zahl von rund 400.000 Bienenvölkern in Österreich waren wir schon sehr erstaunt, als wir die Herkunft der Honige genauer unter die Lupe nahmen: Italien, Spanien, Portugal und sogar Argentinien, Brasilien und Mexiko! Wer garantiert naturbelassenen Honig genießen möchte, der wendet sich sicherheitshalber an den Imker seines Vertrauens oder achtet auf das AMA-Gütesiegel, für das die Honige auf Rückstände von Pestiziden oder Antibiotika untersucht werden. Bei der Verkostung wurde Wert auf Sauberkeit und Typizität (Waldhonig soll das würzige Waldaroma tragen und harzig-malzig schmecken) gelegt. Einige Produkte waren deutlich fehlerhaft. Das trifft nicht auf die hier empfohlenen Honige zu, von über zwanzig verkosteten Produkten werden hier die besten veröffentlicht.

BEST OF: Wald- und Berglandhonig

1. Berglandhonig/89 Punkte

Wald- & Blütenhonig
€ 6,99 für 500 g (Kilopreis: € 13,98)
Herkunft: Österreich
U. a. Merkur, Interspar
Goldgelbe Farbe. Fruchtig, blumiger Geruch. Zähe Konsistenz.
Am Gaumen mild, Karamellanklänge, malzig, leicht rauchig, etwas harzig, Waldnoten kommen hier deutlich durch. Angenehmer, ausgewogener Honig.

2. Christandl/89 Punkte*

Wald- und Blütenhonig
€ 3,99 für 125 g (Kilopreis: € 31,92)
Herkunft: Österreich
U. a. Merkur Hoher Markt
Helles Braun. Karamellnase, blumiger Geruch. Dünnflüssige Konsistenz. Sehr blumig am Gaumen, malzig, ganz dezente Waldnoten, bleibt gut liegen.

3. L. W. C. Michelsen/88 Punkte

Wald Viel-Blüten Honig
€ 6,99 für 375 g (Kilopreis: € 18,64)
Herkunft: Südamerika, Italien und Spanien
Meinl am Graben
Karamellfarbig. Waldduft in der Nase, stark harzig. Sehr dünnflüssig. Im Mund Anklänge von Kräutern, malzig, wenig blumig, hat medizinische Anklänge, sehr süß. Insgesamt komplexe Aromen und gute Länge.

4. Österreichischer Imkerhonig/87 Punkte

Wald & Blüte würzig
€ 5,79 für 500 g (Kilopreis: € 11,58)
Herkunft: Österreich
Hofer
Goldgelbe Farbe. Leicht rauchiger Geruch, Bienenwachs und leicht säuerlich. Halbflüssig. Am Gaumen blumig, sehr fruchtig, leichte Zitrusnoten, dezente Waldaromen.

Die Jury: V. l. n. r.: Pierre Reboul (Pâtissier bei »Ströck«), Caroline Schlinter (Sensorikerin), Eva Derndorfer (Sensori-kerin), Monika Mösl (Gastrosophin, Hobby-Imkerin), Romana Fertl (Sensorikerin, OpenSense.at), Elisabeth Fischer (Autorin und Food-Journalistin), Leo Doppler (Inhaber der Restaurants »Hansen« und »RisottoBox«); Test-Location: Restaurant »Danhauser« im »Falkensteiner Hotel Wien Margareten«.
© Rudi Froese
Die Jury: V. l. n. r.: Pierre Reboul (Pâtissier bei »Ströck«), Caroline Schlinter (Sensorikerin), Eva Derndorfer (Sensori-kerin), Monika Mösl (Gastrosophin, Hobby-Imkerin), Romana Fertl (Sensorikerin, OpenSense.at), Elisabeth Fischer (Autorin und Food-Journalistin), Leo Doppler (Inhaber der Restaurants »Hansen« und »RisottoBox«); Test-Location: Restaurant »Danhauser« im »Falkensteiner Hotel Wien Margareten«.

BEST OF: Waldhonig

1. Beauharnais Carlant/89 Punkte

Eichenwaldhonig 
€ 7,49 für 250 g (Kilopreis: € 29,96)
Herkunft: Spanien
Meinl am Graben
Extrem dunkel, fast schon schwarz. Malziger, harziger Geruch mit starker Waldaromatik.
Tolle Viskosität. Kräftig, würzig und malzig am Gaumen, wenig süß, aber karamellig. Intensiver Honig mit langem Abgang.

2. Familie Held/87 Punkte

Waldhonig 100 % steirisch
€ 5,99 für 500 g (Kilopreis: € 11,98)
Herkunft: Österreich
U. a. Merkur Hoher Markt
Goldgelb bis mittelbraun. Riecht nach Propolis, leicht holzig. Eher dickflüssig. Im Geschmack harzig, sehr blumig, leicht nach Karamell, angenehme Süße.

3. Imkerei Bienen Fischer 85 Punkte*

Steirischer Waldhonig
€ 12,9 für 500 g (Kilopreis: € 25,80)
Herkunft: Österreich
Meinl am Graben
Karamell-Farbe. Wenig intensiver, milder Geruch. Sehr zähflüssig.  Am Gaumen harzig, Noten von Karamell, blumig, leicht malzig, insgesamt eher süß, dezente Waldaromatik.

4. Darbo Naturrein/85 Punkte*

Feiner Waldhonig
€ 5,29 für 500 g (Kilopreis: € 10,58)
Herkunft: Mischung von Sorten aus EU-Ländern
U.a. Merkur, Spar, Billa
Dunkelbraun. In der Nase harzig und leicht rauchig. Eher dünnflüssig. Schmeckt nach Karamell, malzig und nach Kräutern, mit erdigen Tönen, leicht säuerlich. Guter Gesamteindruck.

5. BILLA/85 Punkte*

Waldhonig aus Österreich
€ 11,99 für 950 g (Kilopreis: € 12,62)
Herkunft: Österreich; Billa
Helle bis mittelbraune Farbe. Dünnflüssig. Riecht etwas nach Harz. Ganz dezentes Waldaroma am Gaumen, eher mild, leicht blumige Noten, karamellig, eher süß.

6. Rainbauer/84 Punkte

Gebirgswaldhonig Naintschgraben
€ 8,49 für 250 g (Kilopreis: € 33,96)
Herkunft: Österreich
Meinl am Graben
Goldgelbe Farbe. Harziger, rauchiger Geruch. Im Geschmack karamellig, insgesamt wenig Waldaromen, erinnert mehr an einen Blütenhonig.

* Bei der Reihung wurden die Nachkommastellen berücksichtigt.
Insgesamt wurden 21 Produkte anonym in den wichtigsten Märkten eingekauft, es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Nur die besten vier bzw. sechs sind hier empfohlen.
Aus Falstaff Magazin 08/2016.

Waltraud Winding
Autor
Bernhard Degen
Autor
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