Falstaff Burgunder Trophy 2014: Die Sieger vom See

Die besten Burgunder kommen diesmal von Heinz Velich, Georg Prieler, Andi Kollwentz, Albert Gesellmann und Rudi Wagentristl.

Seit dem Premierenjahr 2006 hat sich die Teilnehmerzahl bei der »Falstaff Burgunder Trophy« um 50 Prozent gesteigert, mit 220 Weinen ist sie heute unsere größte einzelne Weißweintrophy des Jahres. Es hat sich also gelohnt, einen Schwerpunkt auf die burgenländischen Vertreter der Burgundergruppe zu legen. In Summe verfügt das Burgenland über 13.600 Hektar Rebfläche, rund 44 Prozent davon ist den weißen Sorten gewidmet. Dabei gab es noch vor zehn Jahren mehr Weiß- als Rotwein in den burgenländischen Rieden. Heute konzentriert man sich auf die besten Sorten in den geeignetsten Lagen. Bei der »Falstaff Burgunder Trophy« wurden sie wieder verkostet – getrennt in junge, klassische Weine und länger ausgebaute Produkte.

Herausfordender Jahrgang
Zwei Drittel der eingereichten Weine kamen heuer aus dem Jahrgang 2013, einem Jahr, das den burgenländischen Winzern ob der Wetterkapriolen länger in Erinnerung bleiben dürfte als so manch anderes. Ein kühles Frühjahr sorgte für einen späten Austrieb, enorme Trockenperioden für eine spätere Lese. Ende August und Anfang September brachten kühle Nächte, das ergab schlussendlich fruchtbetonte Weißweine mit feiner, reifer Säurestruktur. Selbst ausgewiesene Spitzenwinzer waren vom Ergebnis überrascht: »2013 war insgesamt ein spannender, grandioser Jahrgang, jedenfalls ebenbürtig mit 2011 und 2012, geprägt von deutlich mehr Frische und Finesse, ohne an Struktur und Kraft einzubüßen. Die Weißweine zeigen  eine so nie dagewesene natürliche Reduktivität und auch Säurebrillanz.« Auch Markus Altenburger aus Jois registrierte den Jahrgang als besondere Herausforderung. »Durch den kühlen und teils regnerischen Herbst fehlt es den Weinen verglichen mit den 2011ern zwar etwas an Extrakt und Alkohol. Das machen sie aber mit Brillanz und Frucht locker wieder wett. Besonders bei uns am Leithaberg darf man sich über sensationelle Weiße mit exakter Mineralität und aufregen­dem Säurespiel freuen.« Diese Einschätzun­g teilte auch die Falstaff-Jury, und so spiegelt sich das auch im Detailergebnis wider.

Die Siegerweine (v. l.): Chardonnay Steinriegel 2012 (Gesellmann), Weißburgunder 2013 (Wagentristl), Leithaberg weiß 2013 (Prieler), Chardonnay Von den Rieden 2013 (Kollwentz) und Tiglat 2008 (Velich) / © Ian Ehm
Die Siegerweine (v. l.): Chardonnay Steinriegel 2012 (Gesellmann), Weißburgunder 2013 (Wagentristl), Leithaberg weiß 2013 (Prieler), Chardonnay Von den Rieden 2013 (Kollwentz) und Tiglat 2008 (Velich) / © Ian Ehm


Die Aufsteiger, die Newcomer
Aus der Gruppe der etwa 90 klassischen Chardonnays kamen gleich vier der fünf Top-Weine von Böden, die der Leithakalk dominiert. Der Sieg ging unangefochten an Andi Kollwentz aus Großhöflein für »Von den Rieden«, den gar nicht so kleinen Bruder der beiden Top-Lagen-Chardonnays des Hauses namens Gloria und Tatschler.

Auch der zweite Platz geht nach Großhöflein, und zwar an das Weingut Wagentristl. Die ­Bronzemedaille holte sich Georg Preisinger aus Gols mit seinem Chardonnay Heide­boden vor Feiler-Artinger und Giefing, beide aus Rust.

Bei den rund 60 jungen Weißburgundern setzte sich der talentierte Rudi Wagentristl nun ganz an die Spitze und sorgte damit für eine weitere Bestätigung des Leithakalks als Top-Terroir bei den weißen Burgundersorten. Auf Platz zwei folgen mit Karina Schindler und Robert Schumitsch vom Weingut KARO Gut am See sehr ambitionierte  Aufsteiger, die wir in Zukunft gerne im Auge behalten werden. Sie haben 2013 ihre allerersten Weine gekeltert. Das nennen wir einen gelungenen Einstieg. Platz drei geht an die Pannobile-Winzerin Judith Beck aus Gols.

In Sachen Grauburgunder aus 2013 darf sich Gerhard Kracher, allgemein eher als Spezialist für süße Angelegenheiten ein Begriff, über einen »trockenen« Sortensieger freuen. Platz zwei geht an Leo Hillinger aus Jois und der dritte Rang an das Weingut Franz und Elisabeth Lentsch aus Podersdorf.

Etwas geringer war die Beteiligung beim Neuburger, hier setzte sich Erwin Tinhof aus Trausdorf bei Eisenstadt durch. In der Sonderkategorie Leithaberg weiß DAC waren nur jene aus Burgundersorten startberechtigt, da die DAC auch Grünen Veltliner für die DAC vorsähe. Den ersten Platz holte sich Esterházy Wein aus Eisenstadt mit einem Lei­thaberg DAC aus reinem Chardonnay, knapp gefolgt vom Weingut Prieler aus Schützen mit dem Weißburgunder Leithaberg DAC.

Der Jahrgang 2012
Im zweiten Teil beschäftigte sich die Verkos­tung mit den im Holz ausgebauten weißen Burgunderweinen aus dem Jahrgang 2012, wobei auch Cuvées aus den zugelassenen Sortenvertretern miteinbezogen wurden. Bei diesen Weinen internationalen Zuschnitts ging der erste Platz diesmal an einen Winzer aus dem Mittelburgenland, den man ebenso ­regelmäßig auf den Siegertreppchen bei den Rotweinprämierungen antreffen kann wie jenen, der Platz zwei erreichte. Die Trophy für den besten Burgunder aus 2012 geht an Albert Gesellmann aus Deutschkreutz, dessen Chardonnay Steinriegel schon längst kein Geheimtipp mehr, aber dennoch immer noch relativ preiswert zu haben ist. Andi Koll­wentz, Sieger bei den 2013er-Chardonnays, fügte seinem Erfolgskonto noch die Silbermedaille für den tollen Chardonnay Tatschler 2012 hinzu. Als bester Weißburgunder erreichte der Pannobile Weiß 2012 von Andreas Gesellmann aus Gols den dritten Rang.

In der Kategorie der gereiften Weine blieb das Starterfeld auch heuer ein exklusives, will heißen, ein sehr kleines, dafür aber ­hochwertiges. Offensichtlich gelingt es, die vorhan­denen Topqualitäten stets auszu­ver­kaufen. Der Sieger heißt diesmal Heinz Velich aus Apetlon für den Chardonnay ­Tiglat 2008, gefolgt von Kollwentz mit ­Gloria 2009 und dem Chardonnay Pandkräftn 2009 aus dem Hause Ernst Triebau­mer aus Rust.

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Text von Peter Moser  
Fotos von Ian Ehm
Aus Falstaff Nr. 06/2014