Es geht nur noch um die Wurst

Vom Song Contest Erfolg von Conchita Wurst profitiert auch ein Fleischer in der Heimatgemeinde des Neo-Stars.

In der Heimatgemeinde von Tom Neuwirth alias Conchita Wurst wird von einer kleinen Fleischerei ihm zu Ehren schon seit Jahren eine Conchita-Wurst produziert. Keiner wollte sie haben – bis jetzt! Denn seit dem Song Contest kann sich der Betrieb vor Anfragen nicht mehr retten, die Leute reißen dem Fleischer Josef Aichinger die noch nicht mal getrockneten Würstel aus den Händen.

»Wir können es nicht fassen, wir kommen mit der Produktion gar nicht mehr nach«, sagt Mama Ingrid. Sie schnauft, aber lacht dabei. Sie hilft in der Fleische­rei mit, es ist ein kleiner Familienbetrieb im steirischen Bad Mitterndorf mit nur einer Handvoll Mitarbeiter. Einst wurde die Wurst von Tom Neuwirths Vater kreiert, einem Gastronomen, und seit einigen Jahren auch in dessen Gasthaus angeboten. Renner war sie aber keiner. Doch seit dem Sieg der österreichischen Dragqueen beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen ist die Nachfrage nach den würzig-deftigen »Knabber-Nossi«-ähnlichen Würsteln explodiert. Mittlerweile werden jeden zweiten Tag schon 600 Stück in der kleinen Fleischerei produziert, große Konzerne wollen aufspringen und sich an der Produktion beteiligen. »Es ist ein Wunder«, sagt Mama Aichinger, »wir bräuchten gar keine anderen Produkte mehr anzubieten. Es würde genügen, nur diese Wurst zu produzieren.«

Geheime Rezeptur
1,10 Euro kostet eine Conchita-Wurst, 20 Zentimeter ist sie lang, mit Gewürzen wie Chili und Kräutern versetzt. Die genaue Rezeptur wird aber geheim gehalten. Eigentlich hängt sie dann noch, um zu trocknen – aber dafür ist derzeit einfach keine Zeit mehr. Die Kunden reißen sie den Aichingers schon in frischem Zustand aus den Händen. Wer nicht um die Ecke wohnt oder extra wegen der Wurst anreist (ja, auch das gibt es!), der kann übrigens auch bestellen. Telefonisch versteht sich, denn eine Homepage gibt es von dem kleinen Betrieb (noch) nicht.

Streit um Markenrechte
Weil die Nachfrage so massiv und so plötzlich kam, machte sich niemand Gedanken über ein Patent. Das wurde den Aichingers fast zum Verhängnis. »Einige Tage nach dem Song Contest mussten wir die Wurst eine Zeit lang aus dem Verkauf nehmen, weil die rechtliche Lage nicht geklärt war«, sagt Josef Aichinger. Große Konzerne wollten nämlich die Markenrechte einer Conchita-Wurst anmelden – das hätte das Aus für die echte Wurst aus Bad Mitterndorf bedeutet. »Wir haben es im letzten Moment noch geschafft, den Namen schützen zu lassen«, sagt der Fleischer erleichert. Dass er dennoch Unterstützung bei der Produktion braucht, weiß er. Sein Familienbetrieb hat weder die Ressourcen noch die Gerätschaften, solch große Mengen herzustellen. Deshalb denkt der Fleischer über eine Kooperation mit einem großen Konzern nach. Zu Redaktionsschluss waren dazu noch keine Details bekannt, doch wer demnächst eine Conchita-Wurst im Regal sieht, weiß: Sie stammt ­sicher von ihrem Original aus Conchitas Heimatort ab.

von Marlene Auer
Aus Falstaff Nr. 04/2014

Informationsseite zum Song-Contest:
www.songcontest.at

Marlene Auer
Autor