Heinz Velich (Winzer des Jahres 2012), Peter Moser (Falstaff Chefredakteur Wein) und Erwin Sabathi (Winzer des Jahres).

Heinz Velich (Winzer des Jahres 2012), Peter Moser (Falstaff Chefredakteur Wein) und Erwin Sabathi (Winzer des Jahres).
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Erwin Sabathi ist Winzer des Jahres – die Feier

FOTOS: Das Who is Who der heimischen Weinwelt sowie Prominenz aus Politik und TV am Weingut in Leutschach.

Am Sonntag, 21. August 2016, fand nicht nur die Feier zum Falstaff Winzer des Jahres 2016 statt, der ausgezeichnete steirische Winzer feierte auch gleichzeitig seinen Geburtstag. 250 Ehrengäste ließen den Leutschacher hochleben und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer gratulierte persönlich. Lesen Sie das Porträt über die Erfolgsgeschichte von Erwin Sabathi untenstehend und sehen Sie hier die besten FOTOS von der rauschenden »Winzer des Jahres«-Feier:

Erwin Sabathi im Porträt

Wir stehen am Pössnitzberg, dem Hausberg von Erwin Sabathi, und blicken auf die Weingärten, die die steilen Hänge bedecken. Unter den Hagelnetzen ist üppiges Grün zu erkennen. Vor wenigen Wochen noch sah das hier anders aus. Ende April lagen hier in den verheerenden Frostnächten bis zu dreißig Zentimeter Schnee. »Wenn man das heute so anschaut, kann man das kaum glauben«, sagt Erwin Sabathi, »dabei hatten wir noch Glück im Unglück. Denn durch das Einnetzen sind weit weniger Triebe erfroren als befürchtet. Wir hoffen jetzt auf einen Ertrag von vielleicht fünfzig Prozent in diesem Jahr.«

Erwin Sabathi gehört zu jenen, die reden, aber dann auch machen

Das ist deutlich mehr, als die meisten der steirischen Winzer bekommen werden, mancher Betrieb wird mit einem Totalausfall rechnen müssen. Seit 1981 hat es in Österreich kein derartiges Frostereignis mehr gegeben. Sabathi: »Ich war immer ein Optimist 
– wer mit der Natur arbeitet, muss solche Rückschläge aushalten. Ich denke schon 
wieder an die Zukunft.«
Das ist Erwin Sabathi. Von ihm geht eine Energie und positive Ausstrahlung aus, die ansteckend wirkt. Er gehört zu jenen, die reden, aber dann auch machen. Und zwar richtig. Einen »g’sunden Ehrgeiz« nennt man das in Österreich.

Der Fasskeller im Weingut Sabathi erfüllt modernste Standards.
© Weingut Erwin Sabathi
Der Fasskeller im Weingut Sabathi erfüllt modernste Standards.

Der Erfolg des Erwin Sabathi wurzelt in den Ereignissen der letzten dreißig Jahre. Denn das »steirische Weinwunder« – und Sabathi ist ein Teil davon – nahm seinen Anfang direkt nach dem Ende des Weinskandals. Der heimische Markt war auf der Suche nach leichten, trockenen Weißweinen aus möglichst unbelasteten Regionen. In diese Lücke stieß Ende der 1980er eine kleine Gruppe ambitionierter südsteirischer Winzer unter der Führung von Klaus Prünte, der 
seine Weine damals unter dem Label »Schneckenkogler« auf den Markt brachte. Gemeinsam mit Manfred Tement, Erich und Walter Polz, Alois Gross, Fritz 
Tinnacher und Willi Sattler machte er sich nach Wien auf, wo man von steirischem Wein noch kaum gehört hatte. »Wir waren zunächst einigermaßen verwundert, als eines Abends eine Gruppe junger Burschen in Trachtenjankern mit ein paar Weinflaschen im Gepäck im ›Steirereck‹ auftauchte«, erinnert sich der damalige Wirt Heinz Reitbauer senior, »aber als wir dann die Sauvignons probieren durften, die sie mitgebracht hatten, waren wir mehr als überrascht.« 
Reitbauer, Gastronomie-Urgestein, Gründer des »Steirerecks« und selbst gebürtiger Steirer, wurde auf diese Art zum stolzen Paten vieler steirischer Top-Winzer, deren Weine man deshalb bereits in den frühen 1990er-Jahren auf mehr und mehr Wein­karten fand. Darunter Namen wie Zieregg, Hochgrassnitzberg, Nussberg oder Kranachberg. Und nur kurze Zeit später konnten die ersten Weinkenner diese Bezeichnungen und Lagennamen auch dem jeweils passenden Erzeuger zuordnen. Die Steiermark war in Wien angekommen. Im Westen wiederum legte sich in dieser Zeit der in der Südoststeiermark geborene Weinhändler Alois Stangl mächtig für seine Landsleute ins Zeug. Bald war allgemein bekannt, dass im Süden Österreichs nicht nur Welschriesling und rassiger Schilcher wachsen, auch Gelber Muskateller und Sauvignon Blanc begannen plötzlich in aller Munde zu sein.

Der preisgekrönte Bau machte den Namen 
Sabathi bekannt.
© Weingut Sabathi
Der preisgekrönte Bau machte den Namen 
Sabathi bekannt.

Dieser enorme Aufschwung war auch 
dem jungen Herrn Sabathi nicht entgangen: »Zu sehen, wie plötzlich das Interesse am steirischen Wein immer größer wird, war für einen Jungwinzer doch sehr motivierend.« Erwin Sabathi war wild entschlossen, es seinen um fast zwanzig Jahre älteren Kollegen gleichzutun und diesen guten Wind zu nutzen. »Ich hätte gerne gleich nach der Weinbauschule Praxis in Neuseeland oder Kali­fornien gesammelt. Die haben mir aber alle abgesagt, weil ich noch zu jung war. Also bin ich zu Hause geblieben und hab mir angesehen, was man da noch alles besser machen kann«, erinnert er sich.

Sabathi fand für seine sehr gut gemachten Weine einen immer größeren Absatz

Zu Hause gab es jedenfalls einiges zu tun. Sabathi pachtete den Familienbetrieb, besorgte sich Betriebskapital und dachte von Anfang an in größeren Dimensionen. Denn die Zeichen standen gut: »Auch mir hat Heinz Reitbauer sehr geholfen«, erzählt der Winzer, »er hat meine Weine schon 1993 auf die Karte genommen aber auch Werner Matt im ›Hilton Plaza‹ hat uns sehr forciert. Das war für die Akzeptanz der Marke Erwin Sabathi durchaus entscheidend.« 
Der »kleine Sabathi«, wie der im Windschatten der älteren Topwinzer agierende Newcomer damals noch genannt wurde, fand für seine sehr gut gemachten, blitzsauberen Weine einen immer größeren Absatz. Wer Ende der 1990er-Jahre seinen kleinen Keller besichtigte, konnte nur staunen, 
welche Masse an Fässern hier in einem scheinbaren Chaos aufgestapelt war. »Da­­bei wussten die Leute nicht, dass ich hinter den 
Planen im Freien noch Tanks mit weiteren 220.000 Liter Wein stehen hatte.«

Unterstützt wird Erwin Sabathi von seinen Brüdern Gerd (links) 
und Christoph (rechts).
© Weingut Erwin Sabathi
Unterstützt wird Erwin Sabathi von seinen Brüdern Gerd (links) 
und Christoph (rechts).

Dem engagierten Weinmacher war bald klar, dass er einen neuer Keller brauchte: »Den hab ich dann auch bauen lassen.« 
Aber auch was den Weinstil seiner Topweine betrifft, ging mit der Zeit eine Veränderung vonstatten. Ihm war klar, dass im Spitzen­segment bei vielen Winzern der Region der Sauvignon Blanc im Vordergrund steht. Die Toplage Pössnitzberg aber bot Sabathi die Möglichkeit, auch mit Chardonnay zu reüssieren. Sabathi: »Es war eine Reise in die Burgund, die mir die Augen geöffnet hat. Dort habe ich große Weißweine kennengelernt, die mich fasziniert haben. Nach Hause zurückgekehrt, hat mir der eigene Wein nicht mehr geschmeckt. Deshalb habe ich danach vieles geändert.«

Schon Großvater Johann Sabathi war sich des hohen Potentials der Lage Pössnitzberg bewusst

Der Einsatz von neuen französischen Barriques und der Name »Merveilleux« standen für den Eintritt in diese neue Phase der Vinifikation, die heute beim grandiosen Chardonnay »Alte Reben« angekommen ist und noch lange nicht ihr Ziel erreicht hat. Auch wenn die »Alten Reben« bereits völlig zu Recht mit den großen Vorbildern verglichen werden, Erwin Sabathi ist überzeugt, dass da noch mehr geht. Mit ein Grund dafür: Er hat bereits eine sehr spezielle Subriede mit uralten Stöcken im Visier.
Die weinbauliche Geschichte der Familie Sabathi reicht bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück, bis 1938 betrieben viele Generationen dieses Namens den Betrieb samt Rebschule in Sernau in der heutigen Südsteiermark. Den Großeltern von Erwin Sabathi gelang es dann, eine Wirtschaft am Fuße des Pössnitzbergs bei Leutschach unweit der slowenischen Grenze zu erwer­­-
ben – dorthin verlegten sie auch den Stammsitz. Schon Großvater Johann Sabathi war sich des hohen Potenzials der Lage Pössnitzberg bewusst und erwarb damals bereits das Kernstück der Riede, wo er die besten seiner damals bereits 50-jährigen Sauvignon-Blanc-Stöcke vermehrte. Er begann bereits in den 1940ern mit der Abfüllung von Bouteillenweinen und war auch in dieser Hinsicht ein Pionier und Visionär. 1968 ging der Betrieb an Erwin Sabathi, den heutigen Senior über, der ihn seinerseits mit viel Umsicht und Fleiß weiter ausbaute. Er konnte weitere erstklassige Rebflächen erwerben und bewahrte die wertvolle DNA der eigenen Sauvignon-Blanc-Reben für 
kommende Generationen.

2004 wurde der eindrucksvolle neue Keller am Fuße des Pössnitzbergs fertiggestellt.
© Weingut Sabathi
2004 wurde der eindrucksvolle neue Keller am Fuße des Pössnitzbergs fertiggestellt.

Heute steht sein Sohn Erwin Sabathi jun. an der Spitze des Weinguts und wird von seinen Brüdern Gerd und Christoph tatkräftig unterstützt. Der Vater ließ seinem ältesten Sohn relativ früh freie Hand in der Produktion. Dieser hatte seine Ausbildung in der Weinbaufachschule Silberberg noch gar nicht abgeschlossen, da war er schon für die Vinifikation verantwortlich. Man teilte sich die Agenden in dem rasch wachsenden Betrieb und bereits 1992 erledigte der Junior die gesamte Kellerwirtschaft – da war der 1974 geborene ganze 18 Jahre jung. 
Nach dem Pflichtpraktikum bei den Brüdern Polz erledigte er berufsbegleitend die dreijährige Ausbildung zum Weinbau- und Kellerwirtschaftsmeister. 2004 wurde eine sehenswerte neue Weinkellerei errichtet, die mit einem Preis für »Gutes Bauen« in der Steiermark ausgezeichnet wurde. 

Seinen Exportanteil will Sabathi im Gegensatz zu Kollegen nicht unbedingt steigern

Heute verfügt das Weingut über eine Rebfläche von 46 Hektar, mehr als die Hälfte davon liegt am Pössnitzberg, was den enormen Stellenwert dieses Weinbergs für die Familie Sabathi unterstreicht. Die Trauben von weiteren sechzig Hektar kommen aus meist sehr langfristigen Verträgen mit Lieferanten. »Wie gut unser Verhältnis zu diesen ist, das konnte ich heuer gleich an mehreren Details festmachen. Zum einen haben wir uns entschieden, konsequent in Richtung biologischen Anbau zu gehen, und die meisten Traubenlieferanten werden diesen Weg mitgehen. Aber besonders deutlich zeigte sich das Zusammengehörigkeitsgefühl jetzt bei der Frostkatastrophe.« 
Die Weine von Erwin Sabathi sind längst im In- und Ausland hochprämiert, seinen Exportanteil will er im Gegensatz zu Kollegen aber nicht unbedingt steigern. »Mir ist am liebsten, wenn die Weine in unserer Nähe genossen werden, hier erfahren sie eine höhere Wertschätzung.« Achtzig Prozent seiner Ernte vermarktet Sabathi deshalb in Österreich, der Rest wird in über dreißig Länder der Welt exportiert.
Das Weingut Sabathi wurde 2013 in die honorige Gruppe der »Steirischen Terroir & Klassik Weingüter STK« aufgenommen, womit auch eine Klassifikation der Guts­lagen verbunden war. »Die Anerkennung durch die Kollegen der STK-Gruppe war ein echter Ritterschlag für uns«, sagt Sabathi. 

Mit dem Chardonnay »Alte Reben« ist Erwin Sabathi zu den besten Weißweinwinzern aufgestiegen.
Foto beigestellt.
Mit dem Chardonnay »Alte Reben« ist Erwin Sabathi zu den besten Weißweinwinzern aufgestiegen.

Vom Pössnitzberg stammen Weißweine der Sorten Sauvignon Blanc und Chardonnay

Als eine der besten Lagen der Südsteiermark wurde der Pössnitzberg als »Große STK Lage« eingestuft. Von hier stammen herausragende Weißweine der Sorten Sauvignon Blanc und Chardonnay, die von den kargen, stark kalkhaltigen Opok-Böden geprägt sind. Sie präsentieren sich straff und salzig-mineralisch, wie es nur die allerbesten Weißweine der Welt tun. Mit ihrer unverkennbaren Terroir-Note und großem Reifepotenzial überzeugen sie Kenner auf der ganzen Welt. Auf einer Seehöhe zwischen 400 und 540 Meter wachsen die Reben hier auf einem felsigen und teilweise extrem steilen Grund – die Hangneigung beträgt bis zu 75 Prozent, die kühle Luft der nahen Koralpe sorgt für große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und für eine tolle Ausprägung der Traubenaromen.
Die Früchte der am längsten dienenden Stöcke werden zu den beiden Topweinen des Hauses weiterveredelt, dem Chardonnay und dem Sauvignon Blanc mit der Zusatzbezeichnung »Alte Reben« Pössnitzberg. Drei weitere Lagen des Hauses sind als »Erste STK Lagen« klassifiziert: der Krepskogel, eine Subriede des Pössnitzbergs, für den Gelben Mus­kateller, der Poharnig für Sauvignon Blanc und je ein Weißburgunder und Grauburgunder kommen vom Gamlitzer Jägerberg. Wer etwas mehr Zeit am Weingut Sabathi verbringen möchte, der sollte sich temporär eines der fünf überaus komfortablen modernen Wohlfühlzimmer sichern, die 2012 ein­gerichtet wurden, Empfang und Frühstück gibt es in der Pössnitzberger Stuben im Stammhaus vis-à-vis der neuen Kellerei. 
Mit dem Chardonnay ist Erwin Sabathi auf einem großartigen Weg, der Pössnitzberg bietet ihm die Möglichkeit dazu. Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Auswahl der besten Weine aus den letzten 25 Jahren, die aktuell verkostet wurden und das große Potenzial unterstreichen.
Das Weingut Erwin Sabathi mit allen bewerteten Weinen in der Falstaff-Datenbank.
Info
Weingut Erwin Sabathi

E-Mail: weingut@sabathi.com
www.sabathi.com
(aus dem Falstaff Magazin 05/2016)

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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