Frostheizen im Seewinkel

Frostheizen im Seewinkel
© Seve Haider - steve.haider.com

Erneute Frostnacht geht an die Substanz

Im Vorfeld der Eisheiligen wurden im Weinviertel bis zu Minus drei Grad gemessen. Von der Wachau bis zum Neusiedlersee wurde geräuchert.

Erfahrene Winzer warnten schon nach den Frostnächten um den 20. April, dass es noch lange keinen Grund zur Entspannung gibt. Leider haben sie Recht behalten. Noch vor den Eisheiligen, die am Donnerstag mit Mamertus beginnen strömte polare Kaltluft ein. Am schlimmsten traf es diesmal die Regionen nördlich der Donau, die bei der ersten Kältewelle noch glimpflich davon gekommen waren. In Gars am Kamp wurden laut Wetterdienst wetter.at Minus 3,2 Grad gemessen. Der Weinviertler Winzer Johannes Zillinger meldete kritische Minus 2,8 Grad. Sogar im Wien gab es Minusgrade, in Gols wurden ebenso wie in Deutschkreutz um die Minus zwei Grad gemessen. Auch in der leidgeprüften Thermenregion mussten die Winzer wieder eine schlaflose Nacht in Kauf nehmen. Die Steiermark, die es im April wieder massiv getroffen hatte, wurde diesmal offenbar verschont.
Auch bei dieser Frostnacht wurde in den meisten Weinbaugebieten nicht tatenlos zugesehen: Strohballen wurden entzündet und riesige Gebiete wurden mit schützendem Rauch zugedeckt. Dieser verhindert, dass die aufgehende Sonne die gefrorenen Triebe zu rasch erwärmt und dass die Zellen in den zarten Blättern platzen. Aus allen Gegenden erreichen uns spektakuläre Bilder, besonders aktiv waren die Winzer offenbar in Gols, die mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung eine gewaltige Rauchdecke produzierten (Siehe Feratel-Video). Wie gut die Maßnahmen gegriffen haben und welche Schäden wieder entstanden sind, lässt sich zur Stunde noch nicht sagen, aber erste Schäden waren in Gols leider schon sichtbar. Andere Winzer zeigen sich vorsichtig optimistisch. Die Gefahr ist allerdings noch nicht gebannt, denn trotz positivem Wettertrend droht durch Vollmond und angekündigten klaren Nächten weitere Gefahr.

Frosträuchern bei Gols (von Claus Preisinger)

Massive Schäden in Frankreich, Deutschland und der Schweiz

Gewaltige Schäden werden aus Frankreich gemeldet – vor allem aus der Champagne, aus dem Burgund, dem Bordelais, aus dem Loiretal und aus dem Languedoc. Auch die deutschen Winzer sind am Rande der Verzweiflung, eisiger Strömungsfrost und Temperaturen bis unter Minus fünf Grad ließen die Gegenmaßnahmen vielerorts wirkungslos verpuffen. Ein ähnliches Bild bietet sich leider auch in der Schweiz.

Maßnahmen gegen Frostschäden

Die Bauern waren gerüstet und haben alles menschenmögliche getan, um derart massive Frostschäden wie im Vorjahr zu verhindern. Durch den frühen Austrieb war man gewarnt und die Arsenale waren mit Mitteln gegen Frostschäden gefüllt. Natürlich kann man die Natur nicht überlisten, bei zu extremen Wettersituationen ist man machtlos. Wenn es allerdings um ein paar Zehntelgrade geht, die entscheidend sind, dann gibt es vielerlei Strategien:
Rauch: Viele zünden Strohballen an, damit sich eine Rauchschicht über die Pflanzen legt. Diese soll verhindern, dass die Sonne die gefrorenen Triebe zu rasch erwärmt und die Zellen im Blattgrün platzen lässt.
Frostberegnung: Andere setzen bei Minusgraden Sprinkleranlagen ein und legen somit eine schützende Eisschicht über die verletzlichen Triebe.
Hubschrauber: werden eingesetzt, um Kälteseen aufzuwirbeln und wärmere Luftmassen in die Obst- und Weingärten zu bringen.

Feuer: Relativ neu ist hierzulande der Einsatz von Paraffin-Kerzen, die zu hunderten in die Rebzeilen gesteckt und entzündet werden, um tatsächlich die Temperatur zu erhöhen. Improvisiert wird auch mit Metalldosen, die mit Pellets sowie Baumwolle gefüllt und mit Heizöl übergossen werden.
Abdecken: Noch wenig erprobt ist eine Methode, in der die Rebstöcke in den kostbarsten Lagen mit Vlies abgedeckt werden. Das erhöht zwar nicht die Temperatur, sondern schützt die jungen Triebe vor zu rascher Erwärmung. Der südsteirische Winzer Harald Lieleg will sogar versuchen, mit Heizkanonen warme Luft unter die Vliese einzubringen, die den Hang hinauf steigen soll.

Fotos vom verzweifelten Kampf gegen Frost aus dem Jahr 2016:

Bernhard Degen
Autor
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