Erich Polz lässt nun doch einen Grenzzaun zu

Steirische Grenzgeschichten von einem aufgedrängten Zaun und einem verhinderten Mauer-Bauer.

Das Weingut von Erich und Walter Polz haben wir lieber wegen hervorragender Weinbewertungen in den Schlagzeilen, als wegen politischer Dispute. Das Pech des Brüderpaares ist allerdings, dass ein Teil seiner Weingärten direkt an Slowenien grenzt und die Regierung dort bekanntermaßen einen Grenzzaun aufziehen will. Erich Polz stemmte sich gegen diese »bauliche Maßnahme« und verweigerte die Erlaubnis, auf seinem Grund einen Zaun bauen zu lassen. Der Winzer verwies in seiner Begründung darauf, dass er davon erst aus den Medien erfahren hätte und dass er jahrzehntealte Weinstöcke hätte roden müssen. Auch sei man in der Vergangenheit – sogar mit Titos Jugoslawien als Nachbar – stets ohne Grenzzaun ausgekommen. Nun stimmte Polz aber doch zu und lässt den Zaun bauen.

»Sinnloses Projekt«
Falstaff hat den Spitzenwinzer gefragt, was seinen Meinungswandel bewirkt hat. Polz erklärt, dass er zur Kenntnis nehmen musste, dass »50 Prozent der Österreicher diesen Zaun wollen. Die Menschen haben Angst und der Zaun gibt ihnen ein Gefühl der Sicherheit, sie glauben, dass ihnen damit geholfen ist«. Dem will Polz nun Rechnung tragen und sich nicht mehr gegen das Projekt sträuben. Nach einer Begehung steht nun auch fest, dass der Zaun direkt an der Grenze gebaut werden kann und dass keine Rebstöcke gerodet werden müssen. Zuerst werden nur die Pfosten aufgestellt, der Zaun kann dann im Bedarfsfall rasch gespannt werden. An der persönlichen Meinung von Polz hat sich nichts geändert, er ist immer noch »von der Sinnlosigkeit dieses Projekts« überzeugt. Denn Schlepper nehmen dem Winzer zufolge schon längst wieder andere Routen, beispielsweise über den nahe gelegenen Grenzübergang Langegg. Beim Zaun allerdings gibt es einen EU-geförderten Grenz-Wanderweg, der nicht mehr benützt werden kann.

»Nehme kein Geld«
Polz berichtet im Gespräch mit Falstaff von vielen emotionalen Reaktionen seiner Kunden. »Es gab zwar auch positive und aufmunternde Mails, aber 75 Prozent der diesbezüglichen Nachrichten waren böse. Bis hin zu wüsten Beschimpfungen.« Einzelne Gastronomen haben Polz-Wein sogar ausgelistet. Nun kommt also der Zaun, aber Polz legt Wert auf die Tatsache, dass er dafür kein Geld nimmt. Der Staat und somit der Steuerzahler muss für die 300 Meter Polz-Grund keine Miete zahlen.

Verhinderter Mauerbau auf Weinstraße
Eine andere Groteske an der südsteirischen Weinstraße, die über mehrere hundert Meter auch zugleich die Staatsgrenze zu Slowenien darstellt, hat nun ein vorläufiges Ende gefunden. Der streitbare Jurist im Ruhestand Viktor Zizek ist Grundbesitzer von rund 700 Quadratmetern der beliebtesten Weinstraße Österreichs. Er hatte eine Miete für die Benützung seiner (der slowenischen) Seite der Weinstraße gefordert. Landesweites Aufsehen brachte ihm seine Protestaktion, als er eine Betonmauer bis zur Straßenmitte errichtet und somit jeglichen Pkw-Verkehr über die schmale Straße unmöglich gemacht hatte. Wie die »Kleine Zeitung« berichtet, wurde Zizek nun vom slowenischen Staat enteignet. Der Grundbesitzer hat natürlich Berufung eingelegt. Ganz vorbei ist die Posse an der Grenze zu Slowenien also noch nicht, auch der Zaun hat dank des Widerstands des ehemaligen Grazer Stadtrats Helmut Strobl noch ein Loch von acht Metern. Aber Erich Polz weiß auch Positives aus der Südsteiermark zu berichten: »Der Jahrgang 2015 ist sensationell!«

(von Bernhard Degen)

www.polz.co.at

Polz-Weine mit Falstaff-Bewertung

Bernhard Degen
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