Eisweinlese so spät wie noch nie

Im Burgenland und in Niederösterreich waren die Temperaturen nun endlich tief genug, um die gefrorenen Trauben zu ernten. Tschida: »So etwas hab ich noch nie erlebt!«

Am Mittwoch in den Frühen Morgenstunden war es so weit. Nach langem Bangen aufgrund des bislang sehr milden Winters waren die Temperaturen endlich tief genug, um mit der Eisweinlese zu beginnen. Temperaturen jenseits der Minus zehn Grad - für die Ernte werden mindestens Minus acht Grad benötigt - waren in Niederösterreich und im Burgenland erreicht, wo die Winzer und ihre Helfer umgehend mit der Ernte begannen. 

Normalerweise wird der Eiswein bereits im Dezember gelesen. Aufgrund der temperaturbedingten Verspätung befürchteten die Weinbauern nun Einbußen hinsichtlich der Menge und der Qualität, denn die lange Verweildauer der Trauben am Weinstock wirkt sich nicht unbedingt positiv darauf aus.

Hans Tschida vom Angerhof / Foto: Tina Rawatta

Falstaff.at befragte dazu Hans Tschida (Bild), einen der erfolgreichsten Prädikatswein-Winzer des Landes, der sich von der Entwicklung des 11er-Jahrgangs überrascht zeigte: »So etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt! Wir haben ein absolutes Ausnahmejahr! Wir haben vor zwei Wochen erst die Trockenbeerenauslesen geerntet. Die Botrytis ist erst im Jänner eingetreten und die Trauben waren in perfekten Zustand. Bei einer Charge des Welschrieslings erreichten wir 38 Grad KMW! Auch bei der Eisweinlese waren die Trauben noch superschön!« Durch die späte Lese waren die Trauben allerdings schon eingeschrumpft, vergleichbar mit jenen für Schilfwein. Ob die Qualität ob der späten Lese mit den besten Jahren mithalten kann, wird sich noch weisen. Tschida erhofft sich sehr viel von Traminer, Muskat und auch Blaufränkisch. Andere Sorten wie Welschriesling oder Sauvignon Blanc waren schon sehr eingeschrumpft.

Am Kremstaler Weingut Türk wurde der Eiswein am 3. Februar in den frühen Morgenstunden geerntet. Bei Minus 18 Grad holten 18 Helfer – allesamt Freunde und Verwandte der Winzerfamilie im Alter von elf bis 73 Jahren – in der Riede Loiserweg/Stratzing die gefrorenen Grüner-Veltliner-Trauben mit 57 Grad KMW von den Weinstöcken.

Um erste Eisweine dieses schwierigen Jahrgangs zu verkosten, müssen sich Liebhaber der süßen Kreszenzen noch gedulden. Der Eiswein wird frühestens im Herbst 2012 gefüllt.

www.angerhof-tschida.at 

(Bernhard Degen, Marion Topitschnig)