Gerrit Woerle mit Elisabeth und Ferdinand Schweighofer, WOERLE Heumilchbauern der ersten Stunde.

Gerrit Woerle mit Elisabeth und Ferdinand Schweighofer, WOERLE Heumilchbauern der ersten Stunde.
© Franz Neumayr

Eine Kuh muss satt werden

Ein Nachhaltigkeitsprojekt der Käserei Woerle im Salzburger Land zeigt mit der Initiative »WOERLE wirkt weiter«, wie es möglich ist, Nachhaltigkeit mit kaufmännischem Denken zu verbinden.

Die tiefe Verwurzelung mit der Region, der Natur und den Menschen prägt das wirtschaftliche Handeln beim Käsepionier WOERLE im Salzburger Land. Vertrauensvolle Beziehungen mit verlässlicher Handschlagqualität gehören dazu ebenso wie der respektvolle und artgerechte Umgang mit Tieren und das Schaffen von Rahmenbedingungen für das optimale Gedeihen von Flora und Fauna. Juniorchef Gerrit Woerle, der zum Jahresende 2020 die Firmenleitung von seinem Vater Gerhard Woerle übernehmen wird, startet deshalb ein einzigartiges Projekt. »Unsere Heumilchwiesen sind ein Paradies der Artenvielfalt. Bis 2030 wollen wir gemeinsam mit unseren Bauern und Konsumenten in Österreichs größter Heumilch-region – Flachgau und Mondseeland – eine einzigartige, landwirtschaftlich genutzte Artenvielfaltsregion in Europa schaffen. Das ist unsere Vision für eine glaubwürdige 360°-Nachhaltigkeit«, erzählt Gerrit Woerle.

1000 Rettungsinseln für Insekten und Pflanzen

Ganz konkret geht es dabei um die Erhaltung, Erschaffung und Förderung von vernetzten Kleinhabitaten als Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Dazu kommt eine Kartierung unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Salzburg und der HBLA Ursprung. »Unser Ziel ist es, so Woerle, die erste wissenschaftliche Kartierung einer solchen Region in Europa zu erstellen. Die dabei entstehenden »Rettungsinseln für Insekten und Kleintiere« werden bildlich in einer Karte dargestellt und durch »Inseln« von Unternehmen, Mitarbeitern, Konsumenten und der Bevölkerung ergänzt. »Wir haben uns vorgenommen, mit 1.000 solcher kleinen Inseln die größte landwirtschaftlich genutzte Artenvielfaltsregion Österreichs entstehen zu lassen, erläutert Projektleiterin Diana Reuter und ergänzt, dass man bereits mit kleinen Maßnahmen ohne großen Aufwand die Artenvielfalt wirksam fördern kann. Dass dabei auch ein wirtschaftliches Denken und Rentabilität dazu gehören, fasst Gerrit Woerle in einem kurzen, pointierten Satz zusammen: »Die Kuh muss satt werden. «

Qualität als Luxus

»Eine artenreiche, fruchtbare Umwelt sowie Rohstoffe, die im Einklang mit der Natur gewachsen sind und von gesunden Milchkühen stammen, sind die Voraussetzungen dafür, dass wir qualitativ hochwertige, gesunde Käsespezialitäten produzieren können, betont Gerrit Woerle. Vor allem im Hinblick auf die Lebensbedingungen jetzt und in der Zukunft ist der respektvolle Umgang mit Umwelt, Mensch und Tier enorm wichtig. « Gundelrebe, Rotklee, Margeriten, Taglichtnelken oder Bocksbart klingen eigentlich poetisch und nach den Wiesen der Kindheit, sind aber nicht nur schön, sondern vor allem für einen perfekten Lebensraum von Bienen sehr wichtig. Und deshalb zählen zu den Maßnahmen rund um diese Artenvielfalt auch Imker- und Wildbienenprojekte. Dazu kommen  Vorträge und Praxiswerkstätten, die Nutzung einer Pflanzenbestimmungs-App zur Kartierung wertvoller Pflanzen und die Förderung der Bewusstseinsbildung bei Konsumentinnen und Konsumenten.

Der Geschmack der Vielfalt

Auch bei der  Herstellung der Käsespezialitäten geht man bei WOERLE keine Kompromisse ein. »100 Prozent gentechnikfreie Heumilch gewährleisten die höchste Qualität unserer Produkte «, erklärt Firmeninhaber Gerhard Woerle. Der Familienbetrieb steht seit mittlerweile fünf Generationen für Tradition und Regionalität und Vielfalt der Käseprodukte. »Regionalität ist eines unserer zentralen Versprechen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, den Menschen den Geschmack ihrer Heimat zu vermitteln und durch die Herstellung unserer Produkte einen wichtigen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung zu leisten «, resümiert Gerhard Woerle.

woerle.at

Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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