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Ein Mann aus Holz

Klaus Pauscha ist tot. Der Kärntner Fassbinder zählte vor rund 20 Jahre zu jenen Österreichern, die die Weinwelt revolutionierten. Das wird heute zu wenig gewürdigt.

Die Stimme am Telefon klingt müde. Und sie klingt sehr erwachsen. Jakob Pauscha, geboren 1995, hat gerade seinen Vater Klaus beerdigt, als er von der Falstaff-Redaktion kontaktiert wird. Einen schlechteren Moment kann es kaum geben. Wir verabreden ein Telefonat am Tag danach.

Klaus Pauscha, verstorben mit 62, war Fassbinder und Fassbauer in Kärnten, wo das Unternehmen, das jetzt Jakob Pauscha mit seiner Schwester Julia leiten wird, noch seinen Sitz hat. Und dieser Klaus Pauscha war eine Legende: Seine Firma zählte zu jenen österreichischen Unternehmen, die von Ende der 1980er-Jahre an große Akzente im internationalen Weinbau setzten. Ohne Riedel und später Zalto, würde man überall auf der Erde immer noch aus schlechten, den Weinen ungerechten Weingläsern trinken. Ohne der Fassbinderei Stockinger würde die Weltgemeinde der Winzer unter anderem nichts von den Möglichkeiten der Fassgröße Halbstück wissen. Und ohne Klaus Pauscha hätte das Barrique in Österreich nie so schnell jenen Siegeszug antreten können, wie er vor 30 Jahren wie eine Eruption über den Weinbau kam. Österreich hat viele extrem gute Winzer. Aber Österreich hat auch einige innovative Entrepreneure in Sachen Wein, singuläre Persönlichkeiten und Familien, die nur Insidern bekannt sind.

Klaus Pauscha und das Barrique: Das war seine Geschichte. Eigentlich wollte Pauscha den Kram 1987 hinschmeißen und nur mehr Tischler sein, im Fassbau sah er nach dem Weinskandal 1985 keine große Zukunft mehr. Aber dann kamen ein paar burgenländische Winzer vorbei und fragten nach, ob er, ob Pauscha, nicht einige dieser seltsamen, kleinen, französischen Barriquefässer binden könne. Mit Medium-Plus-Toasting, wie es damals, aus Kalifornien kommend, Mode war.

Neue-Welt-Weine, allesamt in stark getoasteten Barriques ausgebaut, trafen den Geschmack der Parker-Tester und waren plötzlich stark nachgefragt. In Europa sprangen Winzer in Italien und Frankreich auf diesen Zug auf. Und so kam es, dass Barriques schnell Mangelware wurden, weil die einzige Firma, die sich damals mit Barriques auskannte und diese auch exportierte, die Franzosen Segiun-Moreau, nicht genug Fässer liefern konnte.

Andere französische Fassbinder wie Demptos, Reymond oder Francois-Freres, kriegten gar nicht mit, dass man im Ausland ihre Fässer begehrte. Klaus Pauscha aber war klar, dass das hier die Chance seines Lebens sein würde. Und er tat, was notwendig war. Er kaufte gutes Holz in Frankreich und Ungarn und machte sich an die Arbeit. Pausen gab es selten, das kleine aber versierte und nun auch in der ganzen Weinwelt bekannte Kärntner Unternehmen beschäftigte in seiner Glanzzeit mehr als 35 Mitarbeiter.

Der Tischler Pauscha wurde zum Weinexperten mit einem schon legendären Geruchssinn – ein Talent, von dem er davor nur wenig wusste. Pauscha beriet die Winzer in Sachen Toasting und riet auch schon früh, die Welle erkennend, dieses mitunter auch wieder runterzufahren. Neben den Barriques zimmerte Pauscha auch große Fässer mit bis zu 8000 Liter Umfang – zum Beispiel für viele Südtiroler Genossenschaftskellereien. Auch mit jenen blieb er zuerst der einzige, der führende Hersteller, der auch liefern konnte.

Private Probleme in der beginnenden Lebensmitte ließen den Betrieb aber vor einigen Jahren scheitern. Klaus Pauscha stand auf und erfand sich und die Firma neu – diesmal mit Fokus auf große Fässer.

Sein Sohn und seine Tochter, beide nun früh ins Unternehmerleben geworfen, treten keine leichte, aber eine mögliche Nachfolge an – junge Leute, die man unterstützen muss. Wenn die Zeit gekommen ist, werden die beiden auch in den Weinkeller gehen, wo die große Weinsammlung des Vaters liegt, um eine Flasche zu öffnen und auf die Zukunft zu trinken.

Und diese Zeit wird kommen.

Manfred Klimek
Autor
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