Echte Knaller – Schaumweine für die Festtage

Die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel rücken näher, und damit steigt der Bedarf an Schaumweinen. »Es muss nicht immer Schampus sein«, sagte sich Falstaff und sah sich nach Alternativen um.

Vielen gilt der edle Champagner als das Nonplusultra – aus gutem Grund, werden viele Genießer zustimmen. Doch es gibt mittlerweile jede Menge anderer empfehlenswerter Schaumweine, und es lohnt sich absolut, die Abwechslung zu suchen. Denn nicht nur Chardonnay und Pinot Noir geben feine Grundweine für den Sekt ab, auch Riesling, Grüner Veltliner, Prosecco oder Macabeo sind dafür bestens geeignet. Es sind große ­Kellereien, aber auch kleine Weingüter, die wunderbare, eigenständige Geschmackswelten entwickeln, und die Vielfalt des heutigen Angebots ist so groß wie nie zuvor. Wir haben uns daher entschlossen, unsere Empfehlungen für die Festtage auf drei Länder – Österreich mit Sekt, Spanien mit Cava und Italien mit Spumante und Co. – einzugrenzen und hier aus der breiten ­Palette die besten Produkte, aber immer auch ­einige echte Preis-Leistungs-Tipps in den Vordergrund zu stellen. Eine umfassende Verkos­tung hätte allerdings den Rahmen dieser Story gesprengt, und so haben wir jeweils den Rat unserer Experten eingeholt. Italienexperte Othmar Kiem verrät, welche sprudelnden Geheimnisse sein Heimatland für Kenner bereithält, und Chefredakteur Peter Moser hat die feinsten Perlen aus Österreichs Sektkellereien ausgewählt, outet sich als (un-)heimlicher Cava-Aficionado und gibt Tipps aus Spaniens Schaumweinkellern.
Gut Ding braucht Weile, und die bekommt der Spumante von Ferrari im Reifekeller zur Genüge.

Österreichischer Sekt – neu entdeckt
Am 22. Oktober feierten Österreichs Sekthersteller erstmals einen »Tag des Sektes«, mit dem auf die Qualität und Vielfalt der heimischen Produkte hingewiesen wird. Man erhofft sich davon ein Wachsen der Anerkennung der österreichischen Sekte, auch der bewusste Konsum heimischer Schaumweine soll angekurbelt werden. Im Jahr 2009 wurden zwar in Österreich in Gastronomie und Handel insgesamt bereits 28,4 Millionen Liter Schaumwein (Sekt, Champagner, Frizzante) verkauft, und davon waren 16,4 Millionen Liter Sekt, 11,1 Millionen Liter Frizzante oder Prosecco und 0,9 Millionen Liter Champagner. Der österreichische Sekt jedoch, zu 100 % aus österreichischen Trauben hergestellt, führt verglichen mit den Stillweinen aus der Alpenrepublik ein regelrechtes Schattendasein.Denn während der Marktanteil der österreichischen Weine in der Gastronomie bei statt­lichen 85 % liegt, macht der österreichische Sekt nur 28 % des gesamten Schaumweinmarktes aus. Und obwohl Österreichs Winzer heute international ein hohes Ansehen genießen und deren Weine weltweit große Anerkennung und steigende Nachfrage genießen, sehen die Exportzahlen beim Schaumwein in der Handelsbilanz alles andere als rosig aus. Während im Jahr 2009 Produkte um 23,8 Millionen Euro importiert wurden, so konnten laut Statistik Austria nur um 4,7 Millionen Euro österreichische Schaumweine ausgeführt werden. Dabei ist die Bedeutung der österreichischen Sektkellereien evident, angesichts der rund 800 Winzerfamilien und geschätzten 5000 Hektar Rebfläche, das sind 10 % der gesamten österreichischen Rebfläche, die für die Herstellung des Sekts benötigt werden.

Der österreichische Konsument: ein Sektmuffel
Österreichischer Sekt besteht zu hundert Prozent aus heimischen Trauben, und die Entscheidung für österreichisches Traubenmaterial, und zwar auch in Jahren wie 2010 mit aufgrund einer sehr kleinen Ernte stark steigenden Preisen, unterstützt zahlreiche Winzer und die oft klein strukturierte Landwirtschaft. Das macht die fertigen Produkte tendenziell etwas teurer als jene der Mitbewerber und damit die Situation in einem sehr preissensiblen Markt nicht unbedingt einfacher. An der Qualität der österreichischen Produkte liegt es mit Sicherheit nicht, eher an der Tatsache, dass der österreichische Konsument, gemessen am Pro-Kopf-Konsum, ein »Sektmuffel« ist. Die führenden Sektkellereien gehen daher heute neue Wege und versuchen, sich am Erfolg der Stillweinbranche zu orientieren. Die Trends gehen unter anderem hin zu reinsortigen Sektspezialitäten wie beispielsweise Grüner-Veltliner-Sekten, immer mehr gefragt sind hochwertige Produkte und charaktervolle Winzersekte. Bereits seit mehreren ­Jahren erlebt Rosésekt in Österreich einen ­unübersehbaren Aufschwung.

Schlumberger, Kattus und Co.
Unter den Sektkellereien ist die älteste Marke, jene, die Robert Schlumberger 1842 in Wien ­begründet hat, heute zugleich das mit Abstand größte Untenehmen der Sektbranche. Unter dem Dach der traditionsreichen Schlumberger Wein- und Sektkellerei, die sich stets der Sekterzeugung nach der Méthode traditionelle verschrieben ­hatte, entstehen heute Österreichs ­beliebteste Sektmarken wie Schlumberger Sparkling, Goldeck oder Hochriegl, aber auch eine Palette ­ausgezeichneter Jahrgangssekte und das Ko­operationsprojekt »Dom TFXT«, das von den Starwinzern F. X. Pichler, Manfred Tement und Tibor Szemes initiiert wurde. Mit »White Secco« interpretiert Schlumberger die klassische Champagnermethode auf fruchtig-frische Weise neu. Mit dem brandneuen »Golden Dry« hat Schlum­berger ein weiteres, neues Ass im Ärmel. Das traditionsreiche Sekthaus Kattus lancierte vor Kurzem mit dem Sekt Kattus Cuvée No. 1 eine Novität und hat sich mit einer flotten Frizzante-Palette in Premiumqualität in diesem Segment stark etabliert. In Gols im Burgenland haben die Brüder Szigeti eine sehr respektable Sektproduktion aufgebaut, wo einerseits zahlreiche Eigenmarken, aber auch Grundweine von anderen Weinbaubetrieben zu Winzersekt ver­edelt werden. In diesem Segment ist Langenlois im Kamptal zu einem kleinen Reims geworden. Einerseits hat das Topweingut Willi Bründl­mayer hier viel zur Steigerung des Rufes heimischen Sektes beigetragen, andererseits zeigt hier die Sektkellerei Steininger, was man aus dem Thema sortenreine Sekte machen kann. So kann man hier die einzigartigen Aromen von Sauvignon Blanc, Muskateller oder Traminer einmal auf ganz andere Weise genießen. Einige weitere Spitzenwinzer haben sich ­erfolgreich des Themas Sekt angenommen, erstklassige Produkte kommen von Malat aus Furth-Palt, vom Schloss Gobelsburg oder den Brüdern Polz. Der Matthai vom Stift Klosterneuburg, Haus Österreich der Winzer Krems oder Malteser Brut Gutssekt gehören mit zu den beliebtesten Sekten. Eine typische Spezialität der Weststeiermark ist der Schilchersekt, der von zahlreichen kleineren Betrieben wie Strohmeier, Langmann oder Oswald (Trapl) angeboten wird, überregionale Bedeutung haben hingegen das Weingut E. & M. Müller sowie der Schilchersektspezialist Reiterer.


von Othmar Kiem und Peter Moser

Den ganzen Artikel mit den Beiträgen zu Spaniens Cava und italienischen Prosecco und Spumante lesen Sie in Falstaff 08/10.

Zu den Verkostungsnotizen