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Dresscode Frack

Kein Anzug ist förmlicher und kein Gewand eleganter als der Frack. Falstaff verrät, welche Garderobe beim Opernball gefragt ist.

Prominent besetzte Bälle wie der Wiener Opernball verpflichten zum Dresscode – und dort heißt es ausdrücklich Frack! Der Frack ist nach wie vor der Star in der Abendgarderobe jedes stilbewussten Gentlemans und mitunter der unangefochtene »König der Nacht«. 
Fred Astaire tanzte sich darin zu Weltruhm, Clark Gable liebte die weiße Einsteck-Rose, und auch Marlene Dietrich war Verfechterin des »großen Gesellschaftsanzugs«.  Als Gegenstück zur weiblichen Abendrobe avancierte das edle Fashion-Teil dank Dandy-Ikone George Bryan Brummell im 19. Jahrhundert zum fixen Bestandteil der gehobenen Society. Brummell, der das modische Bewusstsein der Londoner Männerwelt nachhaltig prägte, wusste aber nur allzu gut, dass das schwarze Stück nur mit entsprechenden Accessoires perfekt zur Geltung kommt: Mit dem strahlenden Weiß des gestärkten Hemdes, der weißen Masche wie Weste und den schwarzen Lackschuhen erfuhr der Frack genau jene fashionable Bedeutung, die es heute vorzugsweise auf Bällen und zu besonderen Anlässen zu bestaunen gilt.
Ursprünglich entwickelte sich der elegante Festanzug aus der Uniform des 18. Jahrhunderts und ist in seiner heutigen Form im Prinzip seit über 150 Jahren unverändert geblieben. Politiker, Botschafter und Diri-genten zählen heute zu den häufigsten Frackträgern. 

Nicolas Venturini fasst für Falstaff die wichtigsten Stilregeln zusammen.
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Nicolas Venturini fasst für Falstaff die wichtigsten Stilregeln zusammen.

Die Dos & Don’ts

Falstaff befragte den Wiener Maßhemdenschneider Nicolas Venturini nach den perfekten Stilregeln, wie und wann der Frack am besten zur Geltung kommt: Während »Black Tie« einen Hinweis auf den Smoking gibt, verlangt »White Tie«, »Cravate blanche« oder »Großer Gesellschaftsanzug« nach einem Frack. »Die einzige Alternative zum Frack ist die Gala-Uniform oder eine besonders elegante Landestracht«, weiß der Experte.


Der Frack-Anzug stellt ein durchdachtes Ensemble dar. »Er erlaubt keinen individuellen Spielraum«, so Venturini. Die Regeln sind klar: Jacke und Hose müssen schwarz, aus leichtem Tuch mit wenig Struktur und aus dem gleichen Material sein; die Jacke ist 
vorne taillenkurz und mit seidenverziertem Revers versehen. Zudem besitzt sie die charakteristischen langen Schößel am Rückenteil. »Die Schößel sollten nicht zu lang und nicht zu kurz sein und immer zu der Proportion des Herrn passen. Über der Kniekehle endend ist zu kurz – berühren sie die Knöchel, sind sie zu lang.«
Die Hose ist gerade geschnitten und besitzt an der Seitennaht doppelte Galons. Auch beim Schuhwerk gibt es klare Regeln: Getragen werden schlichte Lackpumps mit Seidenschleife. »Lack ist ein sehr unnachgiebiges Material. Es ist daher sehr zu empfehlen, die Schuhe eine halbe Nummer größer zu kaufen«, so der Geschäftsmann. Schnürschuhe seien hingegen beim Frack nicht gern gesehen. 
Der gemeine Anzug hat sich im Laufe der Jahre diversen Trends unterworfen – mal schmäler, mal weiter, mal wild gemustert und in allen erdenklichen Kombinationen. Auch der Frack dient Designern als Inspirationsquelle. So lassen Fashion Designer ihre Models in Frackkleidungsstücken immer wieder über den Laufsteg defilieren.  Nichtsdestotrotz ist der Frack als Abend-garderobe kaum verändert worden und unterliegt auch keinen Trends. Die Liste der Dresscode-Regeln aber bleibt lang. Gerade deshalb braucht es für das Anlegen eines Fracks intensivere Übung. 
Es sind ja schon Ehen zugrunde gegangen aufgrund von Frack-Anziehsituationen«, schmunzelt Venturini wissend. Nicht umsonst bietet er in seinem traditionsreichen Geschäft in der Spiegelgasse einen besonderen Service: »Unsere Kunden kommen an den Tagen von Philharmonikerball, Techniker-Cercle oder Opernball zu uns. Wir kümmern uns darum, dass das Hemd gewaschen und gestärkt ist und kleiden die Herrschaften am Tag des Balles ein.« Wenn der Frack dann endlich sitzt, steht einem unvergesslichen Abend nichts mehr im Wege. So schließt auch Venturini: »Zu einem Ball geht man nicht unvorbereitet. Der Ball ist wie eine Hochzeit – man nimmt sich für die Garderobe Zeit und genießt dann auch. Heißt: Frackträger sollten sich auch mehr Muße gönnen.«

Fettnäpfchen für Frackträger

  • Schwarze Fliege zum Frack
    Die Schleife besteht immer aus weißem Pikee und nicht aus schwarzer Seide. Außer Sie sind Kellner.
  • Kummerbund, nein danke
    Die Seidenschärpe um den Bauch tragen höchstens Musiker – sonst ein No-Go.
  • Gürtel-Verbot
    Zum Frack trägt der Herr keinen Gürtel. Ypsilon-Hosenträger aus weißer Seide mit Knöpfen sind stattdessen die richtige Wahl.
  • Kurze Socken
    Kniehohe Strümpfe sind ein Muss. Beim Sitzen darf kein Bein zu sehen sein.
  • Misslungene Passform
    Nichts ist schlimmer als ein schlecht sitzender Frack. Alle Einzelteile müssen perfekt aufeinander abgestimmt sein.

Wie trägt man den Frack richtig?

  • Lackschuhe ohne Schnürung
    Klassisch sind Pumps mit Masche, keine Oxfords oder ähnliche Modelle.  
  • Halten Sie sich an Schwarz und Weiß
    Keine andere Farbe passt zum Frack-Ensemble.
  • Tragen Sie den Frack nur am Abend
    Bei einer Einladung am Nachmittag wird stattdessen Cutaway oder Stresemann getragen. 
  • Nur Orden zeigen, die erworben sind
    Fantasie-Orden, die nicht geerbt oder an Sie verliehen wurden, sind unangebracht.
  • Mit einer Taschenuhr die Zeit messen
    Denn Armbanduhren gelten als Fauxpas.

Falstaff zeigt Ihnen wie der Look gelingt:

Maria-Jacoba Geremus
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