Drei neue DOCG und Chianti Classico ohne Chianti

Höchste Qualitätsstufe des italienischen Weinrechts für Amarone, Barbera d’Asti und Barbera del Monferrato.

Ende Jänner machte die Amarone-Präsentation in Verona den Auftakt zu einer Reihe von Jungweinverkostungen, die sich im Laufe des Frühjahrs über die verschiedenen italienischen Regionen hinziehen werden. War man im vergangenen Jahr noch sehr optimis­tisch von einer Steigerung der Verkaufszahlen bei Amarone ausgegangen, so musste der Präsident des Con­sorzio Valpolicella, Luca Sartori, nun doch Einbrüche einräumen. Um ein Überangebot zu vermeiden, wurden von der Ernte 2009 um 30 Prozent weniger Trauben getrocknet. ­Damit hofft man, einen Preissturz vermeiden zu können. Nach wie vor ist Amarone vor allem in Nordamerika und in den nordeuropäischen Ländern ein Renner.

Ab der Ernte 2010 darf er sich endlich auch mit dem Prädikat DOCG schmücken. »Nach langen Verhandlungen ist damit der wohl ­bekannteste Wein des Veneto endlich in die Königsklasse aufgerückt«, sag­te Luca Sartori. Die neuen Bestimmungen, die auch für den süßen Recioto gelten, sehen unter anderem vor, dass maximal 65 Prozent der Trauben eines Weingartens für Amarone verwendet werden dürfen. Außerdem wird die Abfüllung in der ­Anbauzone zur Pflicht. Nach der Pressekonferenz präsentierten 66 Betriebe ihre Amarone 2006. Der Jahrgang kann als gut eingestuft werden. Zur Reifezeit gab es große Tag-Nacht-Temperaturschwankungen, sodass sich in den Beeren intensive Aromen bildeten. Ebenso verlief die Trocknung bei idealen Bedingungen. In den Weinen ist eine Stiländerung feststellbar: Sie sind erfreulicherweise weniger auf maximale Konzentration und hohen Alkohol hin getrimmt, geben sich trinkfreundlicher und begeistern durch weiches Tannin.

Folgende Weine fielen bei der Verkostung besonders auf: Stefano Accordini (Ancinatico), Ca’ Rugate, Ca’ La Bionda (Ravazzol), Monte del Frà, Musella (Riserva), Roccolo Grassi, Tedeschi (Classico), Tommasi (Classico) und Trabucchi.

Neue DOCG im Piemont und in der Basilicata
Gleich zwei neue DOCG-Bezeichnungen gibt es im Piemont. DOCG ist die höchste Qualitäts­stufe, die das italienische Weinrecht vorsieht. In diesem Frühjahr werden erstmals Barbera d’Asti und Barbera del Monferrato als DOCG-Weine geführt werden. Der Jahrgang 2008 war der erste, in dem es möglich war, Barbera d’Asti und Barbera del Monferrato in der DOCG-Klasse zu deklarieren. Bar­bera ist die mit Abstand wichtigste Rotweinrebe im Piemont. Die beiden neuen DOCG-Gebiete umfassen insgesamt über 18.000 Hektar.

Auch in Süditalien, in der Region Basilicata, gibt es eine neue DOCG-Bezeichnung. Der Aglianico del Vulture, der im Norden der Region angebaut wird, wurde im vergange­nen Februar mit DOCG-Lorbeeren ausgezeichnet. Der Wein wird die Bezeichnung »Aglianico del Vulture Superiore« oder »Riserva« tragen. Aglianico ist eine der spannendsten Rotweintrauben Süditaliens und ergibt strukturierte, tanninreiche Weine. Die besten Produzenten von Aglianico sind Basilisco, D’Angelo, Paternoster und Cantine del Notaio.

Chianti und Chianti Classico geben ihre Trennung bekannt
NacChiantih 78 Jahren ist es endlich so weit: Chianti Classico und Chianti sind auf allen Ebenen getrennt. Im Jahr 1932 wurde mittels Gesetz das ehedem klar eingegrenz­te Gebiet des Chianti wesentlich erweitert. Für das traditionelle Territorium des Chianti wurde der Zusatz »Classico« erlaubt.Entsprachen die Trauben einer Ernte nicht den Qualitätskriterien für Chianti  Classico, so konnte bisher ein Winzer die Ernte einfach über eine formlose Erklärung als Chianti deklarieren und verkaufen. »Damit ist nun endlich Schluss«, meint Giuseppe Liberatore, Direktor des Consorzio Chianti Classico. In den nächsten Tagen wird eine Gesetzesnovelle veröffentlicht, in der ausdrücklich festgeschrieben sein wird, dass es verboten ist, im Gebiet des Chianti Classico einfachen Chianti DOCG oder Chianti Superiore zu erzeugen. Liberatore erhofft sich davon eine weitere Stärkung der Marke Chianti Classico.

aus Falstaff 02/10

Klaus Buttenhauser
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