Schloss Hof verdankt sein Erscheinungsbild der Pflanzenleidenschaft von Prinz Eugen von Savoyen.

Schloss Hof verdankt sein Erscheinungsbild der Pflanzenleidenschaft von Prinz Eugen von Savoyen.
© SKB/Lois Lammerhuber

Donaugärten: Blühende Welten

Die niederösterreichischen Gärten entlang der Donau erzählen Geschichten von altem Ruhm und ökologischer ­Vielfalt. Vor allem aber laden sie ein, im Grünen die Seele baumeln zu lassen.

Wie ein breites Band zieht sich die Donau gemächlich durch Niederösterreich. Mitten durch eine uralte Kulturlandschaft, deren Lebensader sie stets war. So darf es nicht wundern, dass einige der großartigsten Gärten, Parks und Grünanlagen des Landes, moderne wie historische, fast wie Perlen an einer Schnur entlang des großen, ruhig dahinströmenden Flusses – oder ganz in seiner Nähe – aufgefädelt sind. Sie alle erzählen Geschichten: von der Natur und ihren Lebewesen ebenso wie von vergangenem Ruhm und modernem Erfindungsreichtum, von der reichen Beziehung zwischen Menschen und Pflanzen oder vom Willen, der Natur eine von Menschenhand geschaffene Gestalt zu geben.
Beginnen wir ganz im Osten, gleich diesseits der Grenze zur Slowakei, im barocken Garten von Schloss Hof. Seine Entstehung verdankt er der Sammel- und Pflanzenleidenschaft von Prinz Eugen. Neben dem Wiener Belvedere ließ der berühmte Feldherr auch hier rund um sein Festschloss einen barocken Garten anlegen, der an Pracht dem Vorbild aller Gärten ihrer Zeit – Versailles! – kaum nachstand. Bald nach des Prinzen Tod allerdings versank die terrassierte Gartenanlage mit ihren kunstvollen Broderie-Parterres und farbenprächtig verschlungenen Blumenbeeten, ihren Skulpturen und Alleen, Wasserbecken und Brunnen in einen langen Dornröschenschlaf, aus dem sie erst 2002 wieder geweckt wurde. Heuer ist auch die letzte, die siebente und größte, unterste Gartenterrasse mitsamt barockem Irrgarten fertiggestellt. Damit lädt einer der bedeutend­sten Barockgärten Europas, endlich vollständig rundum erneuert, wieder wie eh und je zum Flanieren ein. Wer auf Schloss Hof die Gartentage oder den »Ostermarkt« besucht, sieht heute dieselbe kunstvolle Schönheit, auf die auch schon Prinz Eugens Auge fiel!

Auf nicht weniger historischem Boden bewegt man sich, wenn man, kaum 20 Kilometer westlich von Schloss Hof, inmitten der Donau-Auen das weite Gelände des Nationalparks Donau-Auen und des englischen Landschaftsparks von Schloss Eckartsau betritt. An diesem Ort begegnen sich wie sonst kaum wo Gartenkunst und Natur, ja verschmelzen buchstäblich miteinander. Ein Blick aus der Vogelperspektive zeigt, dass der Schlosspark, in dem Österreichs letzter Kaiser Karl mit seiner Frau Zita täglich spazieren ging ­(woran noch heute die als »Kaiserweg« ausgewiesene Wegroute erinnert), gleichsam organisch in die unberührten Auwälder der Donau übergeht: Hier gestalten Biber friedlich die Landschaft, da weht – kaum ein paar Schritte entfernt – der Atem der Weltgeschichte durch die barocken Räume, denn das Jagdschloss Eckartsau mit seinem Park diente Kaiser Karl nach der Verzichts­erklä­rung des Hauses Habsburg 1918 als Rückzugsort. Der Schlossgarten mit seiner denkmalgeschützten Allee, dessen ursprüngliche Struktur mit der Gründung des »Nationalpark Donau-Auen« in den 1990er-Jahren unter Schwerstarbeit wieder freigelegt wurde, ist voller exotischer Baumbesonderheiten. Und er bietet vielen selten gewordenen Tierarten einen Lebensraum, darunter Bibern, Hirschkäfern oder dem 2004 wiederentdeckten Großen Eichenbock, einem Käfer, der in den Donau-A­uen als verschollen galt.
Ein weiteres Schloss, Schloss Orth, ist zugleich das Herz des »Natio­nalpark Donauauen«. Dort ist das Nationalpark-Zentrum untergebracht. Man erfährt alles, was man wissen muss über eine naturgeschützte Au- und Uferlandschaft, deren ­spezielle Vielfalt an Pflanzen, Tieren, Vögeln, Reptilien und Insekten nicht nur in unmittelbarer Nähe zur Großstadt Wien verblüfft: Schilfbereiche und Teiche, Auwiesen und Wälder und im Frühling ein dichter ­Teppich aus blühenden Schneeglöckchen. Beglückend ist es, hier zu wandern oder sich von Nationalpark-Rangern führen zu lassen, per Boot durch die Altarme zu fahren oder sich als Bird Watcher zu betätigen.
Einer ganz anderen, aufgeräumteren, wenn auch nicht weniger bezaubernden Art von Natur begegnet man ein gutes Stück weiter donauaufwärts in den modernen Garten­anlagen der »GARTEN TULLN« und der »Kittenberger Erlebnisgärten«. Erstere sind, wenn man so will, eine imposante Leistungsschau des ökologischen Gärtnerns, auf welche das Land Niederösterreich mit seiner so erfolgreichen »Natur im Garten«-Initiative seit Langem besonderen Wert legt. Zehn Jahre ist »DIE GARTEN TULLN« inzwischen alt. Über 2,6 Millionen Menschen haben ihre 65 Schaugärten gesehen und sie als Inspira­tion für eigene Gartenideen genutzt.

Der »Nationalpark Donau-Auen« ist voll von alten und urwüchsigen ­Baumbeständen und bietet selten gewordenen Tierarten ein neues Zuhause.

Eine ebenso reiche Anregung findet man in den »Kittenberger Erlebnisgärten« in Schiltern bei Langenlois, jenem Dorf also, in dem die Atmosphäre für alles Gärtnerische besonders günstig sein dürfte, nachdem auch der Kulturpflanzenvielfaltsverein »Arche Noah« dort seine Heimat hat. Reinhard Kittenberger darf man getrost als österreichischen Pionier in Sachen Schaugärten und Gartentourismus bezeichnen. Auf inzwischen 50.000 Quadratmetern Garten-Wunderland wird in seinen Erlebnisgärten unermüdlich und mit enormer Fantasie an der Entwicklung und Gestaltung von immer neuen Themengärten gefeilt, die großen und kleinen Besuchern gleichermaßen Ideenwerkstatt wie Ort zum Genießen und Verweilen sein wollen. 40 sind es bereits, jedes Jahr kommt ein weiterer Gartenbereich dazu und alle davon gehen über vor blühenden Ideen – zwischen Bauerngarten und  Rosengarten, Asia-Garten und Teichlandschaften, Abenteuer- und Wichtelgarten, Riesen-Kräuterspirale oder Lebensgärten. Kaum zu glauben, dass am Anfang dieser botanisch-kulinarischen Garten-Erlebniswelt ein Brachland und eine kleine Gärtnerei standen – allerdings auch Reinhard Kittenbergers Liebe zur Pflanzenwelt, die er als Kind in dem Schilterner Bauerngärtchen seiner Groß­mutter entdeckte.

Erschienen in
Falstaff Spezial »Donau Österreich« 2019

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Julia Kospach
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