Dominique Meyer: Sinn für Vorzüglichkeit
© Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn

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Ich erinnere mich gut an den Blick aus dem Fenster meines -Gymnasiums im elsässischen Thann: Man sah die kleine Kapelle Saint-Urbain, umgeben von Weinbergen – damals begnügte ich mich mit dem Blick auf eine schöne Landschaft. Erst später erfuhr ich, dass es sich dabei um die besten Weinlagen im Elsass handelte.
Die Hanglage ist so extrem, dass die Weinbauern, ähnlich den Alpinisten, die Ernte mithilfe von Seilschlingen vornehmen müssen. Die Erträge sind daher entsprechend gering – fünfzehn Hektoliter pro Hektar – und die Weine wunderbar reichhaltig. Am Fuße des Hügels fließt der Thur, der im Herbst für Nebel sorgt, welcher dann wiederum die Entwicklung des Schimmelpilzes Botrytis cinerea fördert.
Diesem verdanken einige Elitewinzer der Gegend – Zind-Humbrecht, Schoffit, Wolfberger – unter anderem ihre exquisiten Spätlesen. Nur die edelsten Weinsorten stammen von dort: der Gewürztraminer, der Pinot Gris und natürlich der Riesling.
Als ich nach Österreich kam, war ich aufs Neue begeistert vom Blick auf die Weinberge, von der durch den Weinbau geprägten Landschaft. Und es war der Riesling, der mir als Brückenschlag von den elsässischen zu den österreichischen Weinen diente. Darüber hinaus ermöglichten mir einige Edelwinzer wie Michael Moosbrugger (Schloss Gobelsburg), F. X. Pichler und Willi Bründlmayer (Langenlois) die Entdeckung ihrer österreichischen Spezialität: des Grünen Veltliner.
Diese drei Weinbauern haben zudem eines gemeinsam: die Liebe zur Musik im Allgemeinen und zur Oper im Besonderen.
Wie zahlreiche Musiker, insbesondere aber die Wiener Philharmoniker, organisiert beispielsweise auch Andreas Großbauer weltweit »Philharmonic Taste – die Verschmelzung von Musik und Wein«,
und der frühere philharmonische Primgeiger Günter Seifert begleitete mich einmal mit einer Gruppe von Musikern zum Festival »Musique et Vins« ins Schloss Meursault im Burgund.
Wie schön, dass sich in Österreich die musikbegeisterten Weinbauern und die Künstlerinnen und Künstler als Botschafter des Weins begegnen, denn beide haben etwas gemeinsam: den Sinn für Vorzüglichkeit.
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