Die Zeit der Gourmets

Die Liebe zum genussvollen Essen, zu delikaten Weinen und zu besonderen Uhren tritt oft gemeinsam auf. Falstaff porträtiert drei Gourmets und ihre Uhren.

Ich gehe gerne essen«, stellt Peter Lammerhuber kategorisch fest. Im »Steirereck« seien es im Besonderen die Vorspeisen, die Genuss auf höchster Ebene darstellten. »Ich bevorzuge die gemüsehaltigen Antipasti. Am liebsten würde ich nur Vorspeisen essen«, so Lammerhuber. Die würden nicht belasten und seien in ihrer Geschmacksdiversität und -intensität einzigartig. Qualitätvolles gutes Essen, außergewöhnliche Autos und feine Uhren nennt er dann weiters in einem Atemzug.

Das hohe Niveau der Zutatenauswahl, augenscheinliche Ästhetik und kreative technische Finesse würden ein übertragbares Maß an Produkterotik ergeben, sinniert der CEO der Group M. Es sei ganz einfach die Liebe zu den »schönen Dingen«, aus der sich die Wesensverwandtschaft zwischen ihnen ­herstelle. So verwundert es nicht, dass er als Gourmet eine Affinität zur Welt der hohen ­Uhrmacherkunst hat.

Dennoch scheint auf den ersten Blick Peter Lammerhubers Zugang zur »Haute IWC PortofinoHorlogerie« der des pragmatisch Denkenden zu sein: »Eine IWC Portofino ist mein Tagesbegleiter, meine Tag Heuer Professional Golf Watch wegen der linksseitig angebrachten Krone das Modell, mit dem ich golfen gehe. Beide sind tolle Geschenke meiner Frau! Die Jaeger-LeCoultre Master Compressor Diving Pro Geographic begleitet mich vornehmlich auf Reisen, denn sie zeigt mir eine zweite Zeitzone an und ist bestens zum Tauchen geeignet.« Sein profundes Wissen über die technischen Besonderheiten dieser Uhr offenbart er nach und nach.

Lammerhuber hat die Manufaktur Jaeger-LeCoultre im Schweizer Vallée de Joux persönlich kennenlernen können. »Als begeisterter Tauchsportler bewundere ich den patentierten mechanischen Tiefenmesser und freue mich am Vorhandensein eines zweiten, längeren Bandes, um die Uhr auch über dem Neoprenanzug tragen zu können«, so Lammerhuber. ­Generell zeigt er sich angesichts der Fertigungs­tiefe des Unternehmens, das bis zur kleinsten Schraube einer Uhr alles selbst herzustellen vermag, und der außergewöhnlichen technischen Entwicklungen tief beeindruckt.

»Die Kunst des Handwerks und die Qualität der Zutaten sorgen für die Wertkonstanz eines Produktes«, resümiert er. Ganz gleich, ob es sich dabei um spezielle Uhren oder gastronomische Spitzenleistung handle. In Augenschein genommen hat er deshalb bereits eine »Grande Complication«. Das ist keine neue Speisenvariante, wenngleich solche zweifelsohne manches Mal diesen Namen vertragen könnten, sondern eine Uhr mit unzähligen Zusatzfunktionen. Allerdings stehe momentan das private Projekt »Hausbau« im Vordergrund. Seine wertvollste Zeit sei ohnehin die mit der Familie. Abends, wenn er manchmal seine Kinder zu Bett bringe, genieße er den Moment des absoluten Innehaltens. Da stünden alle Uhren still.

Philipp Pelz, Geschäftsführer von Juwelier Wempe in WienPhilipp Pelz
Privat lerne er beim Essen und Trinken gerne etwas Neues kennen, sagt Philipp Pelz, Geschäftsführer von Juwelier Wempe in Wien. »Ich weiß dazu beim Speisen eine gute Begleitung durch einen Sommelier sehr zu schätzen.« Jemand, der sich mit ­feinen Uhren beschäftige, sei oft auch ein begeis­terter Genießer. Das gehe ihm schließlich persönlich so. Aus diesem Grunde gab es bereits einmal eine Einladung zu einem Uhrenevent des Hauses Wempe in Kooperation mit der Genfer Uhrenmanufaktur Vacheron Constantin, das dann im Kochstudio von Martina Willmann stattfand.

»Bei Kundenreisen zu Uhrenfabriken in der Schweiz gibt es immer auch einen besonderen kulinarischen Abend. Denn das Haus der Juwelen und feinen Zeitmesser versteht sich für seine Kunden ebenso als Gastgeber. Gerne hole ich mir diesbezüglich Inspirationen aus der Topgastronomie«, so Pelz. Restaurants seiner Wahl zeichnen die offenkundige Liebe zum Detail und die zuvorkommende Behandlung der Gäste aus. Das Haus »Sacher« bekommt bei ihm wegen der Möglichkeit zum qualitätsvollen Dinieren in stilvoller Atmosphäre oft den Vorzug.

Der kleine Koffer, den Philipp Pelz dorthin mit zum Interview brachte, entpuppte sich als wahre »Schatzkiste«: Eine uhrmacherische Besonderheit reihte sich an die Patek ­Philippe Calatrava 5960nächste. »Für mich ist es wegen der Fülle von Informationen aus erster Hand sehr schwer, mich für ein bestimmtes Modell zu ­entscheiden«, sagt Pelz. Als Primus inter Pares stach dann der Chronograf mit Jahreskalender, Nr. 5960 aus der Calatrava-Serie von Patek ­Philippe, hervor. Philipp Pelz kommt gleich ins Schwärmen: »Die technische Innovationsleistung des ers­ten selbst entwickelten Chronografenkalibers im traditionsreichen Familienunternehmen Patek Philippe und dessen kunstvolle Finissierung sind auf formvollendete Weise bei diesem Modell zu finden. Mit dieser Ersten unter Gleichen hält man eine Uhr in der Hand, die schon beim Kauf für die nächste Generation gedacht ist.« Aufgrund der Qualität ihrer Bestandteile sei ihre Funktionstüchtigkeit, vorausgesetzt die Pflege stimme, auch in mehr als hundert Jahren gewährleistet, sagt der Uhrenspezialist. Das Haus Wempe feiert im kommenden Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen in Wien. Lassen wir uns überraschen, mit welchen »Leckerbissen« da aufgewartet wird.

Michael Moosbrugger, Topwinzer aus dem Kamptal
Weinfreaks sind nicht unweigerlich Uhrenliebhaber, aber Uhrenfreaks stets Wein­liebhaber«, stellt Michael Moosbrugger fest. Der Topwinzer aus dem Kamptal, Winzer Michael Moosbruggerdessen Weine über die österreichischen Grenzen hinaus großen Zuspruch finden, kann diese These durchaus fundiert vertreten – hat er doch häufig über seine Kundengespräche tiefen Einblick in die Beweggründe zum Kauf qualitativ hochwertigen Weines, und manches Mal tritt dann auch das Faible derselben Menschen für einzigartige Werkeserien diverser Uhrenmanufakturen zutage.

Der Inhaber vom Weingut Schloss Gobelsburg philosophiert, dass teuren Uhren und wertvollem Wein eines gemein sei: »Es gibt einfach etwas, das über das Funktionale hinausgeht.« So könnten es doch nur die inneren Werte sein, die Sache an sich, das Erkennen des Besonderen, die einen Menschen anstoßen, eine derartige Spezialität genießen zu können. Kleine Weinbaubetriebe und familiäre Uhrenmanufakturen würden sich für Qualität einsetzen, um einen außergewöhnlichen Wein, eine spezielle Uhr zu kreieren. Das spüre der Mensch beim Betrachten, beim Schmecken. Eine besondere Flasche Wein gönnt man sich zu besonderen Anlässen. Sie lässt einen den feierlichen Moment quasi am Gaumen erspüren. »Eine hochwertige Uhr symbolisiert ebenso häufig ein spezielles Ereignis«, meint Michael Moosbrugger. Wie viele Weinsammler edle Tropfen aus einem ­bestimmten Jahrgang in ihren Kellern beherbergen, sammelt er Uhren mit Werken, die in seinem Geburtsjahr lanciert wurden.

Die Welt der ­Feinmechanik fasziniert Moosbrugger schon seit der SchulzeitDen persönlichen Zugang zur Welt der Feinmechanik erschloss sich Michael Moosbrugger bereits in seiner Schulzeit, während der er zusätzlich eine Ausbildung zum Maschinenschlosser absolvierte. Schon damals war er von der filigranen Technik der Uhrwerke und der konzentrierten Arbeit des Uhrmachers fasziniert. An seinem privaten Werktisch verbringt der Winzer gerne Zeit, um sich seiner Muße hinzugeben. Als er 1986 Schloss Gobelsburg übernahm, kletterte er auf den Kirchturm, um die alte Turmuhr wieder instand zu setzen. Es ist ihm gelungen, und Gobelsburg hat einen der wenigen Kirchtürme, in denen noch ein mechanisches Uhrwerk seinen Dienst verrichtet und die Zeit angibt.

Über sein autodidaktisches Lernen machte er die Bekanntschaft mit zwei Österreichern, die leidenschaftlich ein Familienunternehmen betreiben, das sich der Uhrmacherei verschrieben hat: Maria Kristina und Richard Habring. ­Eine Habring² Chrono COS nennt er nun ­begeistert sein Eigen. Als Winzer mit Kenntnis von Tradition und Handwerk hat er schnell verstanden, was die beiden Uhrmachermeister da Wunderbares konstruieren. Das »Crown Operation Sys­tem« dieses limitierten Modells schafft einen Monodrücker-Chronografen
der Extraklasse – einem Spitzenwein aus dem Burgund vergleichbar.

von Anja Beuning

aus Falstaff 05/2010