Drei Könner in Sachen junger Roter: Erich Scheiblhofer aus Andau, Christian Prickler aus Lutzmannsburg und Kurt Angerer aus Lengenfeld (v. l.).

Drei Könner in Sachen junger Roter: Erich Scheiblhofer aus Andau, Christian Prickler aus Lutzmannsburg und Kurt Angerer aus Lengenfeld (v. l.).
© Thomas Kernmayer

Die Sieger des Rotwein Grand Prix 2020

Jeweils Platz 1 in der aktuellen Verkostung der jungen österreichischen Rotweine des Jahrgangs 2019, diesmal vom exzellenten Jahrgang 2019, geht an Kurt Angerer (Zweigelt), Erich Scheiblhofer (Cuvée) und Christian Prickler (Blaufränkisch).

Drei Kategorien von fruchtbetonten, jungen Rotweinen aus dem Jahrgang 2019 machten den Auftakt zur diesjährigen, nunmehr 41. Falstaff-Rotweinprämierung, für die ­jeweils ein Grand Prix vergeben wurde. ­Die größte dieser Gruppen ist jene für den Blauen Zweigelt, hier waren diesmal stolze 122 Jungweine ins Rennen gegangen, gefolgt von der Kategorie junger Blaufränkisch und schließlich den Cuvées. Stolze 39 Weine dieses vielversprechenden Jahrgangs erreichten bei der strengen Jury eine Bewertung von 91 Punkten oder mehr – das sind doppelt so viele wie im Vorjahr, damals für die Jungweine aus 2018. Bei gleich hoher Bewertung im Finale wurde zur Ermittlung des jeweiligen Grand-Prix-Siegers die Rangziffernmethode verwendet, wie das bei den fünf Top-Zweigelt aus 2019 notwendig war.

Zweigelt aus Lengenfeld

Und so hatte in der großen Zweigelt-Gruppe schließlich ein Wein das beste Ergebnis, der von der Papierform her eher als Außenseiter ins Rennen gegangen war. Zwar hat Kurt Angerer aus Lengenfeld im Kamptal, bekannt für Grünen Veltliner und Riesling von Format, bereits mit seinen Reserve-Rotweinen als Trophy-Reserve-Sieger für Furore gesorgt, doch nun hat er sich auch beim jungen Rotwein in die Siegerlisten ­eingetragen. Auf den zweiten Rang wurde punktegleich der Blaue Zweigelt »Goldberg« von Werner Achs aus Gols gewählt, der an der Spitze dieser Jungweinkategorie einen Stammplatz gepachtet hat. Die Bronzemedaille holte sich Philipp Grassl aus Göttlesbrunn, der mit dem Blauen Zweigelt »Rubin Carnuntum« einmal mehr das große Potenzial dieser Region für saftige, klassische Vertreter der Sorte aufzeigte. Die beiden weiteren Weine des Finales, ebenfalls mit satten 92 Punkten geadelt, waren der »Rubin Carnuntum« von Gerhard Markowitsch und der Zweigelt »Unplugged« des Vorjahressiegers Hannes Reeh aus Andau.

Bester Blaufränkisch

In Sachen Blaufränkisch geht der Grand Prix einmal mehr in das Mittelburgenland, das völlig zu Recht auch als Blaufränkischland firmiert. Das Weingut Prickler aus Lutzmannsburg holte sich den Sieg mit dem Blaufränkisch »Alt Satz 2019«, einem fein strukturierten, mineralischen Rotwein mit molligem Fruchtschmelz, wie ihn nur alte Rebanlagen wie jene am Lutzmannsburger Hochplateau hervorbringen. Der zweite Platz geht heuer an das Weingut von Michael Pasler in Jois für den extraktsüßen und eleganten Blaufränkisch »Joiser Dorflagen 2019«. Das Weingut Strehn aus Deutschkreutz konnte sich mit dem Blau­fränkisch »Irrgarten«, dem Vorjahressieger, diesmal auf den dritten Platz setzen und punktegleich mit dem Sieger zeigen, wie sehr mit diesem aufstrebenden Betrieb ­auch zukünftig zu rechnen ist.

Junge Cuvées

Doch auch die jungen Cuvées erfreuen sich einiger Beliebtheit – interessanterweise ist diese Stilistik immer noch die kleinste Gruppe in der Jungweinkategorie. Erich Scheiblhofer aus Andau, im Vorjahr mit der Bronzemedaille in dieser Kategorie ausgezeichnet, holte diesmal mit der »Premium Cuvée 2019« den Grand-Prix-Sieg. Den zweiten Rang in dieser Gruppe mit fruchtig-frischem Sortenmix holte sich das Weingut Urban aus Wullersdorf im Weinviertel, das mit »Urban Sunset« heuer bereits als SALON-Sieger in dieser Kategorie jubilieren durfte. Der dritte Rang geht nach Göttlesbrunn an Gerhard Markowitsch für die »Carnuntum Cuvée 2019«. Aus Sicht der Konsumenten bleibt zu hoffen, dass die Beteiligung seitens der Winzer in dieser durchaus geschätzten und gesuchten Gruppe in den kommenden Jahren weiter steigt.

2019 – Ein großer Jahrgang

Der Blick auf die ersten Rotweine des Jahrgangs 2019 offenbart die Güte dessen, was da auf Weinfreunde zukommt. Stoffige Weine mit guten Extraktwerten, reifen Tanninen, feiner Säurestruktur und harmonischem Gesamtbild, wohin das Auge blickt. Im Herbst 2021 wird die strenge Falstaff-Jury anlässlich der 42. Rotweinprämierung den vielversprechenden Jahrgang genau ­unter die Lupe nehmen.

An dieser Stelle wollen wir noch einmal kurz auf jenen Jahrgang zurückblicken, der gerade dabei ist, sich in die Serie der tollen »Neuner-Jahre-Weine« einzureihen. Bei den Weißweinen hat sich über den vergangenen Sommer bereits gezeigt, dass wir es 2019 mit einem Jahrhundertjahrgang zu tun ­haben. Wie aber sind die Aussichten für ­die Roten? Aus heutiger Sicht kurz gesagt: absolut exzellent!

Das Jahr 2019 startete zunächst etwas später, Spätfröste blieben den Winzern diesmal erspart. Die Blüte fand mit rund zwei Wochen Verspätung statt. Schon im Juni war es heiß, die Temperaturen kletterten über die 30-Grad-Marke. Das führte in der Folge zu Trockenstress, speziell im Burgenland blieben Niederschläge aus. Die trockene und heiße Witterung war auch der Grund dafür, dass 2019 in ganz Österreich sehr gesundes Traubenmaterial zur Verfügung stand, da diese Trockenheit keinerlei Pilzkrankheiten aufkommen ließ. Die sehr hohen Temperaturen zur Blütezeit führten jedoch in manchen Gebieten und Weingärten zu einer Verrieselung der Trauben und damit zu einer Mengenreduktion, speziell beim Blaufränkisch. Gegen Ende Juli aufkommende, teils heftige Niederschläge sorgten im Weinbau für Entwarnung in puncto Wasserversorgung, allerdings waren regional Hagelschäden zu verzeichnen. Der Sommer verlief sehr warm, aber ohne extreme Temperaturspitzen, die Ernte begann zwar etwas früher als gewohnt, aber mit perfekt gereiften Trauben, deren Beeren aufgrund des heißen Frühsommers kleiner waren und sehr gute Zucker-, aber auch Säurekonzentrationen aufwiesen. Das ausgezeichnete Lesewetter erlaubte es den Winzern, den Zeitpunkt à la carte zu wählen – erst um den Nationalfeiertag am 26. Oktober war der prächtige Altweibersommer zu Ende. Perfekte Reife und tolle Struktur dank einer entsprechenden Säure sorgen bei den kommenden Rotweinen für exzellente Qualität und garantierte Langlebigkeit.

Falstaff-Fazit: Bis uns die großen Roten aus 2019 zur Verfügung stehen, können wir uns mit gutem Gewissen an die sehr gelungen roten Jungweine halten.


Best of Junge Rote 2019


Fotos: Johannes Kernmayer
Produktion: Thomas Hopferwieser
Styling: Simon Winkelmüller

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2020

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