Julia und Herwig Jamek führen das bekannte Weingut in Joching.

Julia und Herwig Jamek führen das bekannte Weingut in Joching.
© Daniela Matejschek

Die Sieger des Federspiel Cup 2020

Perfekter Jahrgang 2019 in der Wachau: Cupsieger Veltiner ist das Weingut Prager. In der Kategorie Riesling belegt das Weingut Jamek den ersten Platz.

Der 2019er präsentiert sich in der Wachau so, wie er nach dem Witterungsverlauf bereits erwartet wurde: als Spitzen-Jahrgang, der sich in die Linie der 9er-Jahre optimal einreiht. Ein kühler und feuchter Mai, der den frühen Austrieb wieder gebremst hat, der Sommer mit Juli und August moderat, keine extreme Anzahl an Wüsten-/Hitzetagen wie in den beiden Jahren davor, dazu immer wieder kurzer Regen, auf den nie zu lange Trockenphasen folgten. Daran reihte sich ein aus Sicht der Winzer perfekter Herbst, der rasante Abkühlung brachte – und damit kalte Nächte, sehr schönes Wetter und wenig Niederschlag. Das alles zusammen führte zu vollreifen Trauben – und nur gesundes Material kam bei kühlen Temperaturen in die Keller. Die aktuelle Probe der Federspiele brachte den gewünschten Beweis: präzise Weine mit viel Struktur, dichter Textur und Extrakt, rassiger Säure, Langlebigkeit und einem moderateren Alkoholgehalt als in den letzten Jahren. Obwohl es einen frühen Austrieb gab und der Sommer durchwegs trocken und recht heiß war, verlief der Herbst nahezu perfekt. Die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht brachten die gewünschte Aromatiefe.

Das alles führte zu angenehmeren Alkohol-Werten in Kombination mit rassiger Säure, was speziell die Kate­gorie Federspiel unwiderstehlich macht. Wirkten die Weine der vergangenen Hitzejahre aufgrund ihrer Extraktwerte und der tieferen Sorte speziell im Bereich des Grünen Veltliners manchmal etwas korpulent und fast schon fruchtsüß, so wird der Jahrgang 2019 Weinfreunde durch seine mit guter Länge und Harmonie unterlegte frische und knackige Stilistik begeistern. Gemeinsam ist den Federspielen über alle Sorten hinweg, dass sich die Weine bereits in exzellenter Frühform präsentierten, was ebenfalls ihrer lebendigen Säure zu verdanken ist, die den Sortencharakter und die feine Frucht besonders gut akzentuiert. Auffällig auch, wie durch die auch in der Wachau spürbaren Effekte des Klimawandels die sogenannten kühleren Lagen der Region zunehmend profitieren.

Cupsieg Riesling

Weingut Jamek Riesling Ried Klaus 2019
Foto beigestellt
Weingut Jamek Riesling Ried Klaus 2019

175 frische Federspiele

Nicht weniger als 175 frische Federspiele des Jahrgangs 2019 konnten anlässlich der alljährlichen Falstaff-Cup-Probe verkostet werden. 115 dieser Weine entstammten alleine der Rebsorte Grüner Veltliner. Den Sieg der Riesling-Gruppe holte sich der Jamek-Federspiel aus der legendären Ried Klaus. Das Weingut Josef Jamek in Joching zählt mit einer Rebfläche von 25 Hektar zu den ansehnlichsten Privatbesitzungen und bewirtschaftet Weingärten in den allerbesten Urgesteinsterrassenlagen der Wachau. Die Tradition des Weinguts wird seit 2012 von Jameks Enkeltochter Julia Jamek und ihrem Ehemann Herwig fortgeführt. Beide sind ausgebildete Mediziner und somit Garanten für die Bekömmlichkeit der Weine aus dem Hause Jamek. Die Riede Klaus, ein Synonym für Jamek’sche Weinkultur, liegt in einer Steillage mit über hundert Steinterrassen. Hier entsteht seit Jahrzehnten Jameks Vorbild für den Wachauer ­Riesling. Bereits seit 1959 füllt die Familie Jamek dieses Wein-Juwel. Auf den Plätzen zwei und drei rangieren Högl mit Ried Bruck und Jäger mit Ried Achleiten.

Ilse und Toni Bodenstein vom Weingut Prager in Weißenkirchen.
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Ilse und Toni Bodenstein vom Weingut Prager in Weißenkirchen.

Der Cup-Sieg in der Kategorie Grüner Veltliner Federspiel geht diesmal an das Weingut Prager in Weißenkirchen für die Ried Hinter der Burg. »Vom Stein zum Wein« lautet die Devise, denn Toni Bodensteins Ambition liegt im Ausloten des Qualitätspotenzials der einzelnen Lagen. Sein erklärtes Ziel ist es, individuelle, archetypische Weine ins Glas zu bringen, die den einzigartigen Charakter ihrer Herkunft in sich tragen. Und dass dies nicht nur mit Smaragd-Weinen, sondern auch mit subtilen, leichtfüßigen Federspielen möglich ist, zeigt sein Cup-Sieger. Dahinter platzierten sich Alzinger mit Ried Mühlpoint und F. J. Gritsch mit Ried Klaus mit nicht weniger tollen Vertretern der Wachauer Paradesorte.

Cupsieger Veltliner

Weingut Prager Grüner Veltliner Hinter der Burg 2019
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Weingut Prager Grüner Veltliner Hinter der Burg 2019

Erschienen in
Falstaff Nr. 03/2020

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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