Die sanften Hänge um Montefalco sind dicht mit Sagrantino-Reben bestockt.

Die sanften Hänge um Montefalco sind dicht mit Sagrantino-Reben bestockt.
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Die Sieger der Umbrien-Trophy 2022

Umbrien ist die einzige Binnenregion Mittelitaliens. Hier gibt es zwar kein Meer, dafür aber umso mehr Kulturschätze – und dazu zählt auch die hiesige Weinkultur. Die Sorten Sagrantino, Grecchetto und Trebbiano Spoletino spielen dabei die Hauptrolle. Und selbstverständlich der aus der Nachbarregion Toskana bekannte Sangiovese. Kurzum: Umbrien bietet ein wahres Füllhorn für Weinliebhaber!

Umbrien ist das grüne Herz Italiens. Klimatisch und geologisch unterscheiden sich die Ausgangsbedingungen hier wenig von jenen der Nachbarregion Toskana. Es ändern sich allerdings die Sorten. Lange Zeit war Umbrien nicht für Rotweine, sondern für einen Weißwein bekannt: Orvieto. Der Wein, der auf den Hängen um die gleichnamige Stadt im Südwesten der Region angebaut wird, entsteht aus den Sorten Grechetto und Trebbiano Toscano. Auch Trebbiano Spoletino spielt eine wichtige Rolle. Und bei den Rotweinen ist auch hier der aus der Toskana bekannte Sangiovese die wichtigste Sorte. Seit der Jahrtausendwende wird ­Umbrien zudem verstärkt mit der lokalen Sorte Sagrantino identifiziert. Sie wird in den Hügeln von Montefalco und der umliegenden Ortschaften angebaut. Sagrantino gilt als die tanninreichste Traube der Welt. Ihre enorme Dichte weiß zu beeindrucken, lehrt so manchen Wein-Novizen aber auch das Fürchten.

Die Tanninmasse des Sagrantino muss mit sanfter Hand gebändigt werden. Marco ­Caprai hatte bereits vor 30 Jahren entscheidenden Anteil daran, dass Sagrantino in der Welt bekannt wurde. Aus seinem Betrieb Arnaldo Caprai stammt der Sieger unserer Trophy, der Sagrantino 25 anni aus dem Jahrgang 2018 – mächtig und mit sattem Druck, bietet er aber doch auch viel Frucht und guten Trinkfluss. Caprais Sagrantino sind im Laufe der Jahre merklich sanfter und geschmeidiger geworden; das hat sicher auch mit dem Rat von Michel Rolland zu tun, mit dem er seit einigen Jahren zusammenarbeitet.

Der Zweitplatzierte stammt von einem erst vor wenigen Jahren an den Hängen des Trasimeno Sees gegründeten Weingut. Viandante del Cielo, das zur kalifornischen Skywalker-Gruppe gehört, umfasst ein altes Kloster, das zu einem Hotel umgebaut wurde, einen Keller und 24 Hektar Weinberge. Der Viandante del Cielo 2018 ist eine Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, geschmeidig und tiefgründig und mit klarer, umbrischer Seele.

Ebenfalls vom Trasimeno kommt der drittplatzierte Wein: Das Weingut Madrevite liegt zwischen dem Westufer des Sees und der Toskana. Der C’Osa 2018 ist duftig-würzig mit tollem Trinkfluss. Auch die Sorte ist eine ­Seltenheit: Gamay del Trasimeno, was aber keine Gamay, sondern eine Grenache ist. So kann Umbrien immer wieder überraschen.

ZUR VERKOSTUNG

Erschienen in
Falstaff Nr. 02/2022

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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