Die Sieger der Falstaff Bar- und Spiritsgala

Andreas Obermeier bekommt den »Lifetime-Award«, Erich Wassicek ist »Bartender des Jahres« und Hubert Peter ist »Rookie-Bartender« .

Es ist sicherlich das viel zitierte Gesamtpaket, das eine gute Bar ausmacht. Von Sortiment über Ambiente bis hin zu den gebotenen Cocktail-Kreationen muss alles passen. Einen erheblichen Anteil am Erfolg einer Bar haben aber die Menschen hinterm Tresen: Die Barkeeper. Und um eben diese außerordenlichen Persönlichkeiten der Barszene vor den Vorhang zu holen, ehrt Falstaff nun schon zum zweiten Mal die Besten der Besten mit eigenen Awards, die im Rahmen der Falstaff Bars & Spiritsgala verliehen wurden.

>>> Die schönsten Impressionen der Preisverleihung

Alle FOTOS der glanzvollen Bar- und Spiritsgala:
- Die Gäste der Gala
- Die Stimmung in der Hofburg

Bartender des Jahres: Erich Wassicek
Warum gerade Erich Wassicek? Erstens, weil er einfach ein guter Barkeeper ist, und zweitens, weil er eine eigene, dem Mainstream diametral entgegenlaufende Philosophie hat.

Er, der auch einer jener älteren Barleute ist, die sich ihr Wissen im Selbststudium und ihr Können in der Praxis angeeignet haben, meint, dass die jungen, modernen Mixologen sich viel zu wichtig nehmen. Er sieht sich nicht als Lebensmittelchemiker, der zufällig auch Gäste in den Genuss seines Schaffens kommen lässt, sondern einfach als Wirt, der seine Gäste bedient.

Das aber auf höchstem Niveau. Denn sein Credo lautet: Präzision statt Innovation. »Wozu neue Drinks erfinden, es gibt eh schon so viele«, meint er, lieber treibt er die Klassiker zu höchster Perfektion. Dazu hat er etwa schon längst vom Free Pouring auf den Messbecher umgestellt, weil sogar bei den Leuten, die das zweifellos meisterhaft beherrschen, aufgrund äußerer Umstände ein und derselbe Drink immer wieder unterschiedlich schmeckt. Dazu hat er es sich in seiner kleinen Halbestadt-Bar zur Gewohnheit gemacht, das Lokal abzuriegeln, bevor ­einer keinen Platz mehr findet, um sein Glas abzustellen. Und dazu hat er in Vergessenheit geratenen Vintage-Drinks wieder neues Leben eingehaucht.

Ein Mann geht seinen Weg – und viele Fans mit ihm.

Hubert Peter träumt von einem eigenen »Genussprojekt« / © Roland Graf

Hubert Peter ist Rookie-Bartender des Jahres
In Wien ist er gleich aufgefallen: mit seiner Barkarte im Bloom, jener angesagten Cafébar im ersten Bezirk, die nicht nur designmäßig neue Wege geht. Diese Karte zeigte Ungewohntes: Heimische Produkte, selbstproduzierte Wässerchen und exotische Ingredienzien vereinigten sich da zu Gesamtkunstwerken. Dabei war dieser Weg für den jungen Mann aus dem Bregenzerwald keinesfalls vorgezeichnet. Nach einer ganz normalen Kellnerlehre und ersten Erfahrungen in der Bezauer Post arbeitete er drei Jahre beim Innauer in Dornbirn, einem der Vorarlberger In-Lokale mit Restaurant, Bar und Club. Der Drang nach Wien war eigentlich der Drang zur Selbstständigkeit. Denn unserem Rookie ging es von Anfang an darum, etwas Eigenes aufzumachen, einen Ort, an dem er seine gastronomische Vorstellung verwirklichen kann. Und die trägt den Titel »Genuss­projekt«. Alles soll da zusammenpassen, die Bar, das Essen und das Ambiente, dem er größte Aufmerksamkeit widmet. Denn der Gast soll von seiner Umgebung, dem Licht, der Beschallung nicht überfordert werden, sondern es einfach fein haben – eben genießen. Erreichen will er das mit einfachen Mitteln: wenig Geld und viel Konzept. Er muss dafür nur noch eine Location ­irgendwo in Wien finden, die halbwegs günstig ist, und dann will er gleich loslegen. Wir sind überzeugt, er findet sie.
 

Andreas Obermeier mixt nicht nur tolle Drinks, er hat auch einzigartige Geschichten auf Lager / © Sebastian Freiler, www.sebastianfreiler.com

Andreas Obermeier erhält »Lifetime-Award«
Der geborene Löwe, ein echter Ottakringer, hat es an die Spitze geschafft. Ganz allein, ganz ohne Mentor.

Der junge Bursche begann eine Kellnerlehre in der Gösser Bierklinik; in der Berufsschule hörte man schon auch etwas über Bars, aber, na ja. Seine erste Bar war das Hula-Hoop, eine Kellerbar, die auf Exotik machte – damals ein echtes Erlebnis, heute sicher eine Lachnummer. Um mehr zu erleben, ging’s auf das erste Traumschiff, die »MS Vistafjord«. Dann die Reiss, und schließlich das Erweckungserlebnis: das Barfly’s. Mario Castillo machte ihn mittels Learning-by-doing vom Barkellner zum Barkeeper. Im Nightfly’s konnte er sich dann sechs Jahre profilieren, um anschließend ein noch bunteres Leben zu führen. Palmenhaus, Havana Club, Dino’s, Mango, Birdland, Halbestadt, Albertina Passage – überall hinterließ er seine Spuren. Er war sogar Butler beim OSZE-Botschafter der USA.

Andreas Obermeier hat gewaltige Kenntnis über Drinks und Spirits, aber er macht nie viel Aufhebens darum; seine Qualität ist der Umgang mit dem Gast. Er, der 45 Länder bereist hat, kann unvergleichlich Geschichten erzählen, weshalb ihm der Spitzname Grimm, nach dem deutschen Märchenpapst, zuwuchs. Lieber Herr Grimm, thanks for the memories, and keep going strong!

Text von Angelo Peer

Angelo Peer
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