Die »Riesen von Aspern« erobern die Hauptstadt

Mit der Ernte der alten Radieschensorte mit dem plakativen Namen wird der Saisonauftakt gefeiert.

Knackige Radieschen, saftige Gurken, frischer Salat - Gemüse aus der Region schmeckt einfach besser. Das wissen auch die Wiener, denn dank der LGV (Landwirtschaftliche Gemüse- und Obstverwertungsgesellschaft) kommen auch die Bewohner der Bundeshauptstadt in den Genuss regionaler Gemüsespezialitäten. Bereits Mitte März ist das erste heimische Gemüse reif: Umweltstadträtin Ulli Sima und Gerald König, Vorstand der LGV-Frischgemüse ernteten zum traditionellen Frischgemüse-Saisonauftakt die ersten »Riesen von Aspern« - eine alte Radieschensorte. »Produkte aus der Region zu kaufen, hat einen mehrfachen Nutzen«, unterstreicht Umweltstadträtin Ulli Sima. »Zum einen wird damit guter Geschmack garantiert, denn die Ware kommt innerhalb von 24 Stunden vom Feld ins Verkaufsregal. Zum anderen kann durch die kurzen Transportstrecken viel Kohlendioxid eingespart werden - das ist ein wichtiger Beitrag zum aktiven Klimaschutz!«

Selbstversorger mit Tradition
Mehr als 6.000 Hektar werden in Wien landwirtschaftlich genutzt, das entspricht etwa 16 Prozent der Fläche der Bundeshauptstadt. Jährlich werden dort unter anderem rund 900.000 Bund »rote Riesen«, 18.000 Tonnen Paradeiser, 35 Millionen Stück Gurken und 6 Millionen Salathäupteln geernet. Eine Besonderheit: Wien könnte sich als einzige Stadt in Europa täglich selbst mit Frischgemüse aus der Region versorgen. »Wir freuen uns, auch dieses Jahr wieder als erfahrenster Gemüseproduzent in die Saison zu starten und den Auftakt miteinzuläuten«, so LGV-Vorstand König. Mit bis zu 60 Prozent des frischen Gemüses beliefert die LGV den Lebensmittelhandel.

Bereits seit dem 15. Jahrhundert ist in Wien und seiner unmittelbaren Umgebung gewerblicher Gemüseanbau nachgewiesen. Seit 1946 gibt es die Genossenschaft LGV-Frischgemüse, die die gemeinsame Vermarktung des Wiener Gemüses übernommen hat. In Wien bewirtschaftet LGV-Frischgemüse eine Fläche von 240 Hektar für den Gemüseanbau in den Bezirken Simmering und Donaustadt.

Nützlinge statt Chemiekeule
Die Wiener Gärtner betreiben eine naturnahe und schonende Landwirtschaft. »Das beginnt bereits beim Anbau, so werden seit mehr als 20 Jahren Hummeln zum Bestäuben der Pflanzen eingesetzt. Und anstelle von Chemiekeulen verwenden die Gärtner Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung«, betont Umweltstadträtin Ulli Sima und garantiert zugleich: »Darüber hinaus ist Wiener Gemüse gentechnikfrei. Bei Produkten aus der Region wissen die Konsumenten immer, woher diese kommen.« Gekennzeichnet ist das LGV-Gemüse mit entsprechenden Tafeln bzw. Etiketten bei den Preisschildern. Damit ist für die Kunden auf den ersten Blick erkennbar, welche Produkte aus Wien stammen.

Nachfrage steigt
Aß jeder Österreicher vor rund zehn Jahren (1999/2000) noch 99,2 Kilogramm Gemüse jährlich, so waren es zuletzt (2009/10) bereits 110 Kilogramm pro Person.  Das entspricht einer Steigerung von rund zehn Prozent (Statistik Österreich/AMA Marketing). »Gemüse beinhaltet alles, was wir zum Leben brauchen«, so LGV-Traditionsgärtner Alexander Ableidinger. »Wir LGV-Gärtner legen höchsten Wert auf die Qualität und die Naturbelassenheit unserer Gemüsesorten. Wir verbringen ja selbst den ganzen Tag bei unseren Pflanzen.« Die Gärtner der LGV-Frischgemüse bieten über die Saison vierzig verschiedene frische Gemüsesorten an, von Brokkoli über Tomaten, Paprika und Gurken bis Zucchini.

Auch bei den »roten Riesen von Aspern« legen die Gärtner nach wie vor selbst Hand an. Bereits seit fünf Generationen ziehen und vermehren sie die Samen der besten Knollen für die kommende Saison. 2009 wurde der »Riese von Aspern« sogar von der Slow Food-Initiative als besonders wertvolles Gemüse-Kulturgut ausgezeichnet. Sima: »Das bestätigt, dass mit dem Anbau dieser Sorte wesentlich zur Artenvielfalt und Nachhaltigkeit beigetragen wird.«

www.lgv.at

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Marion Topitschnig
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