Die Kaffeehaus-Legende Leopold Hawelka ist tot

Die rundum geliebte Ikone der Wiener Kaffeehauskultur verstarb im Alter von 100 Jahren.

Die Wiener Kaffeehaus-Legende Leopold Hawelka ist tot. Er ist am Donnerstag im Alter von 100 Jahren im Schlaf verstorben, teilte Hawelkas Tochter Herta mit. Kein anderer verkörperte die Kaffeehauskultur mit so viel Seele und Charisma wie »der alte Hawelka«. Vor 100 Jahren wurde Leopold Hawelka in Mistelbach geboren, in die Geschichte geht er als Wiener Original, als Begründer des traditionsreichen Café Hawelka in der Dorotheergasse im 1. Wiener Bezirk ein. Mit seiner Frau Josefine eröffnete er in den 1930ern zunächst das »Café Alt Wien«, das sie jedoch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs schließen mussten, nach dem Krieg etablierte sich »das Hawelka« als populärer Künstlertreff. Inzwischen haben zwar die Enkel Michael und Amir Hawelka das Geschäft übernommen, Leopold Hawelka war aber bis zu seinem 100. Lebensjahr fast täglich in seinem Kaffeehaus anzutreffen.

Der Künstlertreff
1939 eröffnete Hawelka gemeinsam mit seiner im Jahr 2005 verstorbenen Frau Josefine das Café in der Wiener Innenstadt, das sich nach dem Krieg zu einem Treffpunkt heimischer Künstler entwickelte. In dem nicht einmal 100 Quadratmeter großen Kaffeehaus gingen Persönlichkeiten wie Helmut Qualtinger, Oskar Werner, Friedensreich Hundertwasser, Arthur Miller und Andy Warhol ein und aus und nutzten es als Arbeits- und Wohnzimmerersatz. Noch berühmter wurde das Hawelka durch das musikalische Denkmal, das ihm Georg Danzer mit »Jö Schau« gesetzt hatte. Darin wird bekanntermaßen die Frage gestellt, was ein »Nackerter« im Hawelka macht.

Geschichten und Erinnerungen
Nicht nur die Geschichten aus dem und über das Hawelka überdauerten die Jahrzehnte, auch das Interieur blieb weitestgehend erhalten. Einzig die Klientel hat sich verändert. Wo einst Literaten, Maler und Schauspieler saßen, da bestellen sich heute hauptsächlich Touristen eine Melange. Das war nicht immer so, wie sich Hawelka an die schwierigen Jahre erinnerte: »Sobald sie Rauch aus dem Ofenrohr sich schlängeln sahen, kamen sie. Es war ein Zeichen, dass zumindest wir es warm hatten. Einige von ihnen saßen dort den ganzen Tag bei einem Glas Wasser, damit sie warm bleiben konnten«, sagte er. Sehr treffend beschrieb auch Josefine die entbehrungsreiche Zeit aus der Sicht der Gastronomen: »Unsere Flitterwochen homa im Kaffeehaus verbracht, und gwohnt homa auch drin, weil a Geld homa jo kanns g'hobt.«

Betroffene Reaktionen
Gäste, Freunde und Politiker reagierten mit tiefer Betroffenheit auf die traurige Nachricht. Kulturministerin Claudia Schmied würdigte Leopold Hawelka als »Legende der Kaffeehauskultur«. Hawelka sei im doppelten Sinn ein Aushängeschild der österreichischen Kultur gewesen: »Er verstand es, der Gastfreundschaft eine besondere Note zu geben verbunden mit einem spezifischen Flair, das sich nur in seinem Kaffeehaus für alle Zeiten wiederfand.« Zudem habe Hawelka Generationen von Künstlerinnen und Künstlern eine Heim- und Wirkungsstätte geboten.

www.hawelka.at

(Bernhard Degen)

Marion Topitschnig
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