Die Domäne Wachau verarbeitet höchst erfolgreich mehr als die Hälfte aller Trauben der Wachau.

Die Domäne Wachau verarbeitet höchst erfolgreich mehr als die Hälfte aller Trauben der Wachau.
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Die größten Weinmacher Österreichs

Meistens kaufen Konsumenten ihren Wein im Lebensmittelhandel. Und meistens greifen sie zu einer Flasche eines »Big Players« der heimischen Weinwirtschaft. Falstaff über die größten Rebensafthersteller des Landes.

Es sind einige wenige Weinkellereien, die in Österreich den Markt dominieren. Brancheninsider gehen davon aus, dass zumindest jede dritte Flasche Qualitätswein aus dem Keller eines der zehn größten Abfüller des Landes kommt. Damit sind diese Unternehmen und ihre gut ausgebildeten Kellermeister im Grunde für den Geschmack der heimischen Sorten verantwortlich.
Die österreichische Weinwirtschaft unterliegt einem ständigen Strukturwandel. Der Schwerpunkt liegt in der Konzentration, denn die Gesamtanzahl der Abfüller von Qualitätswein nimmt Jahr für Jahr ab – allein von 2009 bis 2015 hat sich die Zahl von knapp 6500 auf 4300 Betriebe verringert. Immer mehr Kleinst- und Kleinerzeuger verschwinden, die Zahl der Großkellereien nimmt zu. Im Bereich jener Unternehmen, die zwischen 100.000 und 500.000 Liter abfüllen, hat sich im Beobachtungszeitraum von nur sechs Jahren die Anzahl von rund 150 auf fast 300 verdoppelt. Gleichzeitig ist die Gruppe der exportrelevanten Weinerzeuger – die über eine Mindestmenge von 30.000 Litern ver­fügen – sprunghaft gestiegen, von weniger als 1000 auf über 1500.

Die Kellerei Lenz Moser füllt Jahr für Jahr Millionen von Flaschen von Weinmarken mit besten österreichischen Rebsorten ab. Über die Qualität wacht seit 40 Jahren Ernest Grossauer.
© Atelier Wolkersdorfer
Die Kellerei Lenz Moser füllt Jahr für Jahr Millionen von Flaschen von Weinmarken mit besten österreichischen Rebsorten ab. Über die Qualität wacht seit 40 Jahren Ernest Grossauer.

Die Richtung, in die sich der Weingeschmack entwickelt, bestimmen letztlich die wahren Granden des heimischen Weinbusiness. Und das sind nicht die bekannten Starwinzer wie etwa Willi Bründlmayer oder Manfred Tement.
Die wahren Entscheidungsträger arbeiten lieber im Hintergrund. Es sind die Chef-Weineinkäufer der großen Lebensmittelketten und Diskonter, denn sie sind die größten Weinhändler des Landes. Ihre Namen werden von den Erzeugern, die auf eine gute Listung bei Spar oder Rewe hoffen, nur mit Ehrfurcht und leiser Stimme ausgesprochen. Anne Thysell für Spar, Franz Zickl für Rewe, Andreas Handl für Hofer – sie sind die aktuell wichtigsten Player in diesem Spiel. Bedenkt man, dass zwei von drei Flaschen Wein für den Konsum zu Hause im Lebensmitteleinzelhandel eingekauft werden, kann man die Bedeutung dieses Sektors für die heimische Weinwirtschaft ermessen.

Lenz Moser
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Big Player

Es ist nur ganz natürlich, dass der Lebensmitteleinzelhandel einerseits versucht, die klingenden Namen in seinen Regalen präsentieren zu können, andererseits aber auch gerne mit den großen und dadurch wesentlich flexibleren Kellereien zusammenarbeitet.
Die beiden Branchenführer Spar und Rewe besitzen jeweils eigene Weinkellereien. Wegenstein etwa ist nicht nur eine erfolgreiche Eigenmarke der Rewe International AG, sondern auch Produktionsbetrieb, geleitet von Herbert Toifl. Rechnet man die Importweine hinzu, so ist Wegenstein überhaupt
der größte Flaschenabfüller im Land.
Das Weingut Schloss Fels in Fels am Wagram wurde 1986 von Spar mit den dazugehörigen 34 Hektar großen Weingärten erworben. Seither kann Qualität vom Anbau im Weingarten über die Verarbeitung und Abfüllung bis ins Regal garantiert werden. Die Weinkellerei wurde über die ­Jahre immer wieder modernisiert, zuletzt 2008 erweitert und wird laufend auf den neuesten Stand gebracht. In den Kellern können über 6,4 Millionen Liter Wein gelagert werden.

Winzer Krems verarbeitet Weintrauben von rund 1000 Mitgliedern, die eine Fläche von 990 Hektar bewirtschaften.
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Winzer Krems verarbeitet Weintrauben von rund 1000 Mitgliedern, die eine Fläche von 990 Hektar bewirtschaften.
Winzer Krems
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Mit knapp 90 Hektar Ertragsfläche zählt das Weingut Schloss Fels, geführt von Klaus Klein, zu den größten Weingütern Österreichs. Hinzu kommen rund 145 Hektar Weingärten von 55 ausgewählten Winzern, die Schloss Fels exklusiv mit ihren Trauben beliefern.
Hofer kooperiert im Bereich der Eigenmarken mit einigen sehr arrivierten Weinkellereien. Im Burgenland mit Leo Hillingers Marke Flat Lake, Emotion Wine von Anton Iby und mit Hans Schwarz, in der Steiermark mit der Schneeberger-Marke Pewal und in Niederösterreich mit Aigner, der Kaiserhofkellerei aus Krems, mit Aigner Wein in Gumpoldskirchen, Graf Hardegg – und natürlich auch mit Lenz Moser, dem größten Abfüller österreichischer Weine.
Dort ist Ernest Grossauer für die Produktion von jährlich 17 Millionen Flaschen Wein aus Österreich verantwortlich, dahinter stehen nicht weniger als 2700 Hektar Rebfläche. Man stelle sich vor: Ein einziger Betrieb verfügt über eine größere Rebfläche als das gesamte Kremstal mit rund 2300 Hektar.
Eine Verantwortung, die den stillen, aber humorvollen Lenz-Moser-Kellereichef in keiner Weise belastet. Im Gegenteil, die Weine werden von Jahr zu Jahr besser. »Wir lernen mit jedem Jahrgang etwas dazu, was uns hilft, unsere Produktion noch besser auf die Wünsche unserer sehr zahlreichen Kunden auszurichten, aber auch auf der kellertechnischen Seite stehen wir hier in Rohrendorf optimal ausgerüstet da.«

Roman Horvath und Heinz Frischengruber leiten die traditionsreiche Domäne Wachau mit rund 440 Hektar Eigenfläche.
© Petr Blaha
Roman Horvath und Heinz Frischengruber leiten die traditionsreiche Domäne Wachau mit rund 440 Hektar Eigenfläche.
Domäne Wachau
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Der Schwerpunkt der Produktion liegt auf Weißwein – Lenz Moser gilt als Spezialist für leichtere Weine –, und um hier gute Qualitäten sicherzustellen, gibt es langfristige Lieferverträge mit Winzern wie auch mit Kooperativen in Niederösterreich und im Burgenland.
Heute exportiert die Weinkellerei rund ein Drittel der Produktion nach Deutschland, wo Marken wie Lenz Moser Prestige, Lenz Moser Selection, Alter Knabe, Fête Rosé, Pfiffikus, Storch und Servus sich ähnlich großer Beliebtheit erfreuen wie in Österreich. Das ist nur mit konstanter und verlässlicher Qualität möglich, wie sie Österreichs große Kellereien und Genossenschaften zu bieten haben. Und an dieser hat Ernest Grossauer seit vierzig Jahren einen Anteil. Landeshauptmann Erwin Pröll verlieh dem Önologen sogar das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.
Dass seinen Namen kaum ein Konsument kennt, der seine Weine genießt und schätzt, macht ihm gar nichts aus. Denn in Gedanken ist er schon längst beim nächsten Weinjahrgang.

Die größten Weinmacher – Zahlen und Fakten

Österreich
1. Lenz Moser

  • 17 Mio. Flaschen zu 100 % aus Österreich
  • Eigenfläche 74 ha, Vertragswinzer 1200 ha
  • Zukauf von Wein, Most, Trauben
  • 25 % Exportanteil (4,25 Mio.)
  • Hauptmarkt: Deutschland
  • Marken: Lenz Moser Selection, Servus, Storch, Alter Knabe, Pfiffikus, Fête Rosé
  • Kellermeister: Ernest Grossauer
    www.lenzmoser.at

2. Wegenstein

  • 12 Mio. Flaschen aus Österreich, insgesamt 20 Mio. Flaschen
  • Zukauf von Wein, Most, Trauben, Bio-Wein von ca. 600 Partnerwinzern und drei Genossenschaften mit 2500 ha Fläche
  • 40 % Import, Export ca. 35 %, davon 2 Mio. Flaschen aus Österreich
  • Hauptmarkt: Deutschland
  • Marken: Wegenstein Basic Klassik, Trend, ­Edition Österreich, Reserve sowie Feinstein und Sonntaler für Penny
  • Kellermeister: Christian Frank
    www.wegenstein.at

3. Schloss Fels

  • 10 Mio. Flaschen, 51 % aus Österreich
  • Eigenfläche: 88 ha, Vertragswinzer: 165 ha
  • Traubenzukauf: 200 ha, Zukauf von ca. 1 Mio. Liter Most und Wein
  • Exportanteil 2 %, Import 15 %
  • Marken: Weingut Schloss Fels und Wein­kellerei Schloss Fels, Feine Rebe Österreich, Kellermeister, ­Sonnleiten Weingut
  • Kellermeister: DI Klaus Klein

4. Aigner Weine

  • 9 Mio. Flaschen, 95 % Wein aus Österreich
  • Keine Eigenflächen und Vertragswinzer
  • Zukauf von Most
  • Wichtigste Produkte sind Handelsmarken bei Hofer und Aldi
  • 30 % Export (Deutschland)
  • Kellermeister: Robert Pichler
    www.aignerweine.at


5. Weinkellerei A. & M. Toifl

  • 8 Mio. Flaschen, davon 95 % Wein aus ­Österreich
  • Keine Eigenflächen oder Vertragswinzer, Zukauf von Most und Wein
  • Export zwischen 40 und 50 % der Produktion
  • Wichtigste Märkte: Deutschland, Schweiz und Niederlande
  • Marke: Pannonia in allen gängigen Rebsorten
  • Kellermeister: Christoph Toifl, Edwin Nosko
    www.toifl.at

6. Winzer Krems

  • 7–8 Mio. Flaschen, zu 100 % aus Österreich
  • Eigenfläche: 4 ha, Vertragswinzer: 900 ha, kein Zukauf von Most und Wein
  • 40 % Export
  • Hauptmarkt: Deutschland
  • Marken: Weinmanufaktur Krems, Sandgru­be 13, Kremser Schmidt, Edition Chremisa
  • Kellermeister: Franz Arndorfer

7. Schneeberger

8. Hillinger & Flat Lake

  • 100 % Wein aus Österreich
  • Produktion HILL: 600.000 Flaschen, auch Bio-Weine
  • Eigenfläche HILL: 70 ha
  • Vertragswinzer: 50 ha, kein Traubenzukauf
  • 50 % Export (USA, Schweiz und Deutschland)
  • Produktion Flat Lake: keine Angabe, es wird Wein und Most zugekauft
  • 35 % Export (Deutschland)
  • Marken: Small HILL, Flat Lake
  • Kellermeister: Edgar Brutler
    www.leo-hillinger.com

9. Domäne Wachau 

  • 2,5 Mio. Flaschen, 100 % aus der Wachau (Österreich)
  • Eigenfläche: 440 ha, keinerlei Zukauf
  • 45 % Export
  • Hauptmarkt: Niederlande
  • Wichtigste Marken: Classic, Himmelstiege, Katzensprung
  • Kellermeister: Heinz Frischengruber
    www.domaene-wachau.at

10. Weinkellerei Baumgartner 

  • 100 % Wein aus Österreich
  • Bewirtschaftete Fläche: 193 ha, Zukauf von Trauben, Most und Wein
  • 50 % Export (Deutschland)
  • Marken: Domäne Baumgartner Grüner Veltliner, Domäne Baumgartner Blauer ­Zweigelt (Edeka)
  • Kellermeister: Wieland Baumgartner
    www.wein-baumgartner.at

Weltweit
Die weltweit größten Weinproduzenten bringen jährlich zusammen mehr als 1,3 Milliarden Flaschen Wein in den Handel. Der größte Weingartenbesitzer der Welt ist die chilenische Concha-y-Toro-Gruppe, die über stolze 10.750 Hektar an Rebflächen in Chile, Argentinien und den USA verfügt. Bis 2015 lag die Treasury-Gruppe auf Platz eins, die rund 10.600 Hektar besitzt. Concha y Toro ist zugleich die drittgrößte Weinmarke der Welt mit einem Ausstoß von 14,9 Millionen Kisten, also rund 170 Millionen Flaschen jährlich. Die größten Mengen bei den Markenweinen kommen von E. & J. Gallo aus Kalifornien mit dem weltgrößten Brand, ­der Gallo-Marke Barefoot mit sagenhaften 216 Millionen Flaschen.

  1.  Barefoot (E. & J. Gallo Winery) 
    USA; 216 Mio. Flaschen
  2. Gallo (E. & J. Gallo Winery) 
    USA; 174 Mio. Flaschen
  3. Concha y Toro 
    CHILE; 170. Mio Flaschen
  4. Robert Mondavi (Constellation) 
    USA; 145 Mio. Flaschen
  5. Sutter Home (Trinchero) 
    USA; 131 Mio. Flaschen
  6. Yellow Tail (Casella Wines) 
    AUS; 126 Mio. Flaschen
  7. Hardys (Accolade Wines) 
    AUS; 114 Mio. Flaschen
  8. Lindeman’s (Treasury Wine Estates)
    AUS; 97 Mio. Flaschen
  9. Beringer (Treasury Wine Estates) 
    USA; 86 Mio. Flaschen
  10. Jacob’s Creek (Pernod Ricard) 
    AUS; 72 Mio. Flaschen
Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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