© Shutterstock

Deutschland: Eisweinlese hat begonnen

An der Nahe klapperten bereits die Rebscheren – viele Betriebe spekulieren auch auf die kommende Nacht (21./22.Dezember).

In der Nacht von 20. auf 21. Dezember 2021 hat in Deutschlands Weinbergen die Eisweinlese begonnen. Als einer der ersten Betriebe schritt das Weingut Korrell aus Bosenheim an der Nahe am frühen Morgen des 21.12.2021 zur Tat: Bei einer Temperatur von minus 8,5 Grad konnten die Lesehelferinnen und Lesehelfer einen Riesling Eiswein aus der Lage Bad Kreuznacher Paradies einbringen. »Trotz der langen Wartezeit war der Traubenzustand geradezu perfekt mit 142 Grad Oechsle und 9,8 Gramm pro Liter Säure«, zeigt sich Martin Korrell glücklich.

Das deutsche Weinrecht gestattet die Bezeichnung »Eiswein«, wenn die Temperaturen zum Zeitpunkt der Lese der Trauben mindestens sieben Grad unter Null liegen. Erforderlich ist weiterhin eine Voranmeldung der potenziellen Eisweinflächen, die spätestens zum 15. November bei der zuständigen Landwirtschaftskammer erfolgen muss.

Dieses Jahr machten die Weinbaubetriebe von dieser Möglichkeit offenbar besonders reichlich Gebrauch: Im wichtigsten Weinbau-Bundesland Rheinland-Pfalz meldeten 152 Betriebe, noch Trauben für die mögliche Eisweinlese am Stock zu haben –  auf insgesamt 107 Hektar. Nach einer Baisse der Eisweinproduktion in den letzten Jahren –  2019 hatte in ganz Deutschland nur ein einziger Betrieb Eiswein lesen können – stellen die Aussichten für den Eisweinjahrgang 2021 einen deutlichen Aufschwung dar. 2020 hatten immerhin auch schon wieder 93 Betriebe 72 Hektar Fläche für Eiswein angemeldet. Allerdings besteht stets das Risiko, dass der erwünschte Frost ausbleibt und die Trauben verderben.

Noch kältere Nächte voraus

Während beispielsweise in Franken und an Mosel, Saar und Ruwer die Temperaturen momentan noch zu mild für eine Eisweinlese sind, dürfte sich an der Nahe die Lese des Eisweins in der kommenden Nacht (21. auf 22. Dezember) intensivieren. »Für die kommende Nacht sagen die Meteorologen nochmal kältere Temperaturen voraus«, merkt Tim Fröhlich vom Weingut Schäfer-Fröhlich aus Bockenau an, »meist ist die zweite Nacht ja ohnehin die kältere, weil dann auch der Boden kälter ist«.

»Uns war es letzte Nacht noch nicht kalt genug«, meldet auch Frank Schönleber vom Weingut Emrich-Schönleber, »ich war um Mitternacht nochmal im Wingert und dann morgens um sechs wieder, da waren die Trauben spürbar gefroren, aber ich gehe trotzdem davon aus, dass es nächste Nacht nochmals zwei, drei Grad kälter wird als die minus sechs, die wir in der vergangenen Nacht gemessen haben.«

Auch Rebecca Crusius vom Weingut Dr. Crusius aus Traisen sitzt in den Startlöchern: »Wir haben die Eisweintrauben auch noch hängen, Riesling natürlich. denn heut’ morgen war es noch etwas knapp mit der Temperatur. Es kommt natürlich auch auf die Parzelle an: In einer Senke, in die Kaltluft einfließt, ist es schnell mal zwei, drei Grad kälter als im Rest des Weinbergs.«

»Für Januar ist zwar auch nochmal eine Kaltwetterperiode gemeldet«, so Tim Fröhlich. »Aber ich werde das heute Nacht entscheiden, ob wir gleich alles lesen oder erst nur einen Teil. Man merkt es ja schon, ob die Beeren wirklich alle gut durchgefroren sind. Es wäre eigentlich ein schöner Saisonabschluss, wenn es heute Nacht klappen würde. Wenn man dann in der Morgendämmerung die Trauben in den Keller bringt und weiß: In ein paar Tagen kann man die Keltern abbauen. Und das dann auch noch so kurz vor Weihnachten

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Mehr zum Thema