Der Weg zum Bio-Vorzeigeland
Lagebesprechung am Acker: Agrarlandesrätin Astrid Eisenkopf (l.) am Hof von Doris Kollar-Lackner in Kukmirn.
© Ian Ehm

Lagebesprechung am Acker: Agrarlandesrätin Astrid Eisenkopf (l.) am Hof von Doris Kollar-Lackner in Kukmirn.
© Ian Ehm
Politik und Verwaltung haben mit gutem Beispiel voranzugehen. Im Grunde selbstverständlich. Doch was in der Theorie oft so einfach klingt, erfordert in der Praxis einiges an Umbauarbeiten. Zum Beispiel, wenn es um die »Biowende« geht, die großangelegte Umstellung auf Biolandwirtschaft. Deshalb ist das Eisenstädter Landhaus – genauer: die Landhausküche – gegenwärtig wahrscheinlich die wichtigste Großbaustelle des Burgenlands. Immerhin möchte man sich zügig in ein Bio-Vorzeigeland verwandeln.
Während die Küche deshalb geschlossen bleibt, werden der Landtag, die Landesregierung, die ganze Verwaltung vorübergehend in der nahen Landesberufsschule verköstigt. Denn wo bislang eine Ausgabeküche war, an der Speisen warm und fertig zum Verzehr angeliefert und bloß an die Belegschaft ausgegeben wurden, soll im ersten Quartal 2020 eine moderne Produktionsküche eröffnet und werktags frisch gekocht werden. Wäre allein das schon ein Statement hin zu Qualität, Regionalität, Müllvermeidung und der Schaffung einiger kulinarisch qualifizierter Arbeitsplätze.
Doch wie in allen Landes- und landesnahen Küchen soll auch der Bioanteil der verkochten Lebensmittel bis 2024 bei 100 Prozent liegen. Bei Milchprodukten und Eiern lautetete die Order bereits 2019 »alles Bio«. Damit auch Kindergärten und Landesschulen mitziehen, wurde sogar das Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz novelliert – und die genannten Quoten festgeschrieben. Praktisch natürlich, dass sich das bereits merkbar positiv auf die Nachfrage nach regionalen Bioprodukten auswirkt und so für Bauern eine Geschäfts- und Lebensgrundlage geschaffen wird. Denn das Projekt Bio ist umfassend und reicht weit über die Landhausküche hinaus.

© Ian Ehm
Draußen auf den Feldern und in den Weingärten ist dieser Tage oft die »Bauleiterin« anzutreffen. Agrarlandesrätin Astrid Eisenkopf wirbt auf ihrer Roadshow für die Biowende – die groß angelegte Bioumstellung von vorerst der Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche bis 2027. Weil längerfristig die volle Fläche umfassend ökologisch bewirtschaftet werden soll, sucht Eisenkopf auch mit kritisch gesonnenen Zeitgenossen Austausch. Am liebsten allerdings holt sie sich Anregungen und Feedback von Pionieren oder besonders innovativen Betrieben wie jenem von Doris Kollar-Lackner aus Kukmirn.
Als die Landesrätin vorbeischaut, sind Kollar-Lackner und ihr Team gerade bei der Kürbisernte – und sichtlich zufrieden. Natürlich, die Trockenheit blieb auch hier nicht ohne Folgen. Doch Kollar-Lackner ist ein großer Name in der Kernölszene und bürgt für höchste Qualität, auch heuer. Als »Kürbismeister« ist auch Josef Jugovits bekannt, wenngleich er auf seinem Ackerbaubetrieb in Schachendorf mit 33 Kulturen voll auf Vielfalt setzt. Auf seinen Feldern zeigt er der Landesrätin seine jüngste Errungenschaft – und die sich sichtlich beeindruckt: »Kreuzkümmel, erstmals in Bioqualität aus dem Burgenland!« Die Fläche mag vorerst noch so klein sein: Der Ertrag stimmt. Und, wie es aussieht, die Nachfrage auch.
MEHR ENTDECKEN
-
Bio-Revolution im BurgenlandDas kleinste Bundesland möchte zum »Bioland« werden – ein ambitionierter Masterplan, auch wenn es das zu weiten Teilen bereits ist.
-
Burgenland: Land der VielfaltDas jahrhundertealte Grenzland zwischen Ungarn und Österreich ist das jüngste Bundesland Österreichs und steckt voller Gegensätze, die am...
-
Hans Peter Doskozil im InterviewTrotz seiner kurzen Amtszeit hat Landeshauptmann Hans Peter Doskozil schon riesige Meilensteine für sein Land gesetzt. Geht es nach ihm,...