Vom Grillen zum Barbecue

Vom Grillen zum Barbecue
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Der Traeger Holz-Pellets Grill im Test

Der Barbecue-Trend aus den USA wird in Europa immer beliebter, doch was sind die Vorzüge eines Pellets Grills im Vergleich mit Gas, Kohle oder Strom?

Wir sprechen von Barbecue. Es geht hier nicht um schnelle Koteletts oder Berner Würstel. Wir sprechen von Projekten, die einen mitunter das ganze Wochenende begleiten. Ein begehrenswertes Spielzeug für ambitionierte Barbecue-Freunde ist ein Pellets Grill, der auch als Smoker einsetzbar ist. Pionier und Marktführer auf diesem Gebiet ist die Firma Traeger aus Salt Lake City (USA), die nun auch den europäischen Markt erobert.

Wie so ein Pellets Grill im Detail funktioniert haben wir uns am Beispiel des Traeger Pro 575 angesehen, der mit einer Breite von einem guten Meter schon recht stattlich ist, im Traeger-Sortiment aber das Einstiegsprodukt darstellt. Zur besseren Orientierung: Drei Grillhühner auf Bierdosen gehen sich locker nebeneinander aus. Die Pelletskammer fasst acht Kilo Hartholzpellets, die über eine Förderschnecke direkt in die Brennkammer gelangen und dort verfeuert werden. Je nach Temperatur-Einstellung kann man bei 75 Grad langsam smoken, im mittleren Bereich schonend garen oder bei bis zu 232 Grad auch scharf anbraten

Das Angebot an aromatischen Pellets ist äußerst umfassend und reicht vom »Signature blend« über Apfel und Kirsche bis Hickory u.v.m. Ein originaler Neun-Kilo-Sack Traeger-Pellets kommt auf rund 20 Euro. Was die Brennleistung und Brenndauer betrifft, sind die Pellets herkömmlicher Holzkohle überlegen, da sie effizienter verbrennen.

Vielfältige Möglichkeiten

Ein derartiger Pellets Grill spielt seine Stärken beim langsamen Smoken und Garen am überzeugendsten aus. Dementsprechend eignen sich Gerichte wie ganze Hühner, Spareribs, Beefribs, Lammkeulen oder Schweinsbraten ideal für den Traeger. Noch größeres Barbecue-Vergnügen hat man mit BBQ-Signatures wie Brisket, Pulled Pork oder Beefhammer

Nicht ganz ideal ist der Traeger für Steaks, da er im Prinzip wie ein Backrohr funktioniert und das scharf Anbraten vergleichsweise schlecht funktioniert. Der gewünschte Maillard-Effekt, der diese wunderbare Röstaromatik hervorbringt, tritt nur in unbefriedigendem Maße auf. Aber wenn man sich zu helfen weiß, dann kann man mit einer Gar-Kombination die besten Steaks der Welt machen, siehe unten.

Rezeptideen

Leidenschaft, reichlich Zeit und Entspanntheit sind die Grundvoraussetzungen für unvergessliche Barbecue-Erlebnisse. Wichtigste Zutat ist natürlich das Fleisch, das man ab einem gewissen Anspruch nicht im Supermarkt bekommt. Viele Spitzen-Fleischhauer stellen zu, hier zu den Falstaff-Tipps.

Wie gemacht für den Traeger ist Beef-Brisket, also Brustkern vom Rind. Für die Zubereitung sollte man insgesamt 24 Stunden einplanen.

Zum Rezept

Gesammelte Traeger-Rezepte gibt es hier, von quick and easyl bis zu super-freaky: traegergrills.com/rezepte.

Von schnell bis ausdauernd, das sind die Vorzüge des Pellets Grills: Er ist binnen weniger Minuten einsatzbereit und für vergleichsweise einfache Gerichte wie Huhn auf der Bierdose verwendbar. Man kann sich mit einem Traeger aber auch so richtig ausspinnen, stundenlang smoken und bei niedriger Temperatur richtig lange garen.

Er schafft locker ein Volumen für Grillpartys mit einem Dutzend Gästen und als Gastgeber kann man bei entsprechender Vorbereitung gemütlich mit den Gästen plaudern, während der Traeger seine Arbeit macht. Über eine App kann man die Temperatur am Smartphone bequem beobachten und regulieren. Für Gewissenhafte empfehlen sich ein bis zwei weitere Temperaturfühler, vor allem, wenn man mehrere Stücke gleichzeitig zubereiten möchte. Sehr angenehm ist, dass man keine Angst vor brennendem Fett haben muss, dieses läuft seitlich in einen kleinen Eimer ab.

Fazit

Im Vergleich mit Holzkohlegrills ist die Handhabung wesentlich einfacher, der Traeger ist binnen weniger Minuten einsatzbereit, die Temperatur kann bequem gesteuert werden und er hat den längeren Atem. Ein Gasgrill ist zwar sauberer, BBQ-Freunden werden aber der aromatische Rauch und das Grill-Erlebnis fehlen. Und an einen Elektrogrill denken Griller mit Anspruch wohl ohnehin nicht. Preislich ist ein Traeger auch ein wenig voraus, das Einstiegsgerät beginnt bei rund 1000 Euro.

Ein Traeger ist nichts für Würstelgriller und Zauderer. Man sollte sich schon ein wenig ernsthafter mit der Materie auseinandersetzen und entsprechende Leidenschaft haben, damit man die vorhandenen Möglichkeiten annähernd ausschöpft. Wer diese guten Absichten mitbringt, wird mit einem Pellets Grill richtig viel Freude haben und der gefeierte Held der Grillpartys sein.


Exkurs: Steaks für BBQ-Streber

Ideal hat sich bei Steaks eine Kombination aus Hochtemperatur Gasgrill (»Beefer«) und Traeger erwiesen: Die Steaks (sie müssen eine relevante Größe aufweisen) werden im Trager bei 75 Grad 20 Minuten vorgewärmt und dadurch zart geräuchert. Dann kommen sie bei 800 Grand in den Hochtemperatur Grill, und werden dunkel angegrillt wodurch sich der gewünschte Maillard-Effekt einstellt.

Inzwischen wird der Traeger auf 120 Grad vorgeheizt, wo schließlich die Steaks auf die gewünschte Kerntemperatur gebracht werden (zum Beispiel 56 Grad für medium-rare). Das Finale dann wieder im Hochtemperatur Grill, die Oberfläche soll aber nur noch ganz kurz erhitzt werden, bis röstige Rauchnoten in die Nase steigen. Vor dem Verzehr 5-10 Minuten rasten lassen. Besser haben Sie Ihr Steak noch nie gegessen.

Bernhard Degen
Autor
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