Der neue US-Botschafter ist »Nebenerwerbs-Winzer«

Trevor Traina ist eine schillernde Persönlichkeit, die mit Tech-Startups Millionen gemacht hat. Er ist aber auch Politikwissenschafter, Winzer, Gourmet, Autonarr und Kunstsammler.

US-Präsident Donald Trump hat mit Trevor Traina einen Multimillionär als Botschafter der Vereinigten Staaten in Österreich nominiert. Der 49-Jährige lebt mit seiner Familie in San Francisco und verbringt seine Freizeit am Familiensitz im Napa-Valley, wo er auch aufgewachsen ist. Traina und seine Familie besitzen eigene Weingärten (Traina Vineyards) in den Napa-Districts Oakville und Rutherford, er selbst ist Mitglied im »The Reserve«. Dieser hochexklusive Private Members Club ist nicht nur ein »Club« sondern auch eine Boutique Winery, die gleich neben dem legendären Luxus-Resort Meadowood liegt.
Seine Frau Alexis Swanson Traina entstammt dem bekannten Weingut Swanson, das zwar mittlerweile an die private Gruppe »Vintage Wine Estates« verkauft wurde, wofür sie aber immer noch als Creative Director arbeitet. Die beiden hatten sich im Napa Valley kennen und lieben gelernt. Trainas Eltern hatten das historische Gutshaus von Napa-Pionier Hamilton Crabb vom Weingut To Kalon gekauft und den Familiensitz dorthin verlegt. Das Weingut Swanson liegt nur eine halbe Meile davon entfernt. 
In einem Interview wurde Traina zu seinen Lieblingsweinen aus Napa befragt. Seine Antwort: »Wir trinken des öfteren Swanson. Ich habe früh gelernt: Wenn die Frau einen Wein hat und du auch, dann wird besser ihrer serviert. Für besondere Anlässe darf es Harlan Estate sein. Aber wird mögen auch die Weine unserer Nachbarn Caymus und PlumpJack. Und wir servieren viel vom ›Reserve‹ Wein. Das muss ich wohl sagen, weil mich Philip Norfleet (Anm.: der Direktor von ›The Reserve‹) sonst erledigt.«

Dynasty

Trevor Traina entstammt einer reichen und einflussreichen Familie mit einigen bekannten Persönlichkeiten. Die ersten Familien-Mitglieder, die in Kalifornien sesshaft wurden, waren zu Zeiten des Goldrausches reich geworden. Sein Vater John war Groß-Reeder und seine Mutter Diane »Dede« Wilsey ist eine populäre und streitbare Philanthropin, die Kunstsammlungen und Museen unterstützt. Dass stets Geld in der Familie war liegt auch am Ur-Ur-Großvater, der den Chemie-Riesen Dow Chemical gegründet hat. Sein Großvater mütterlicherseits – Wiley T. Buchanan Jr. – war nicht nur Protokoll-Chef von Präsident Dwight Eisenhower, sondern Mitte der 1970er-Jahre auch Botschafter Amerikas in Österreich und Luxemburg. Seine Stiefmutter ist die Bestseller-Autorin Danielle Steel.

Silicon Valley

Der heute 49-Jährige studierte Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen in Princeton und Oxford, verdiente seine ersten Sporen aber als Brandmanager für Wein-Kühler bei Seagram's in New York. Das große Geld machte Trevor Traina schließlich mit Tech-Start-Ups. In den 1990er-Jahren gründete er das Vergleichsportal CompareNet und verkaufte es in seiner Hochblüte für kolportierte 100 Millionen Dollar an Microsoft.
Es folgten weitere Software-Entwicklungen, unter anderem DriverSide, ein Wartungsportal für Autobesitzer. Um dieses zu promoten nahm er im Jahr 2008 am berüchtigten Gumball 3000-Autorennen von San Francisco nach Peking teil. Die Tour beinhaltete eine nicht unumstrittene Übernachtung im nordkoreanischen Pjöngjang, als offizielle Gäste des Diktators Kim Jong Il, der selbst als Autonarr bekannt war.
Sein aktuelles Projekt ist die Plattform www.ifonly.com, über die einzigartige Erlebnisse wie Treffen mit Topstars oder Golfstunden mit den Besten des Sports vermittelt werden. Dabei offenbart Traina auch seine große Liebe zur Gastronomie, denn er arrangiert auch exklusive Home-Dinner mit den besten Küchenchefs der USA, wie dem »French Laundry«-Chef Thomas Keller oder dem »Meadowood«-Chefkoch Christopher Kostow. Ein guter Teil der Einnahmen geht an karitative Organisationen. 
Nun muss nur noch der US-Senat Trumps Nominierung bestätigen, was als reine Formsache gilt. Dann fügt sich Traina in die Tradition der US-Botschafter in Österreich, dessen Bestellungen als Anerkennung für großzügige Wahlspenden gelten. Seine Vor-Vorgängerin Kathryn Hall ist übrigens auch Besitzerin eines Weinguts im Napa Valley: Hall Wines.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
Bernhard Degen
Autor
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