Roy Zsidai vor »Jamie's Italian« in der Wiener City

Roy Zsidai vor »Jamie's Italian« in der Wiener City
© Andreas Tischler

Das Wiener »Jamie's Italian« bekommt Nachwuchs

Gastronom Roy Zsidai entlarvt die negativen Schlagzeilen über Jamie Oliver als konstruiert und plant weitere Projekte in Österreich.

»Jamie Oliver in Konkurs?« – Diese oder ähnliche Schlagzeilen geisterten in den vergangenen Tagen durch die internationalen Gazetten. Falstaff hat sich erkundigt, was an diesen Nachrichten dran ist oder ob es sich um »Fake News« handelt. Ein Faktencheck sozusagen. Roy Zsidai ist der Kopf der Zsidai-Gruppe mit rund einem Dutzend Restaurants in Europa, darunter auch das »Jamie's Italian« in Wien. Der ungarische Unternehmer stand Falstaff Rede und Antwort.
FALSTAFF: Die Medien schreiben über einen bevorstehenden Konkurs von Jamie Oliver. Zwölf Niederlassungen von »Jamie's Italian« müssen ebenso geschlossen werden wie die »Barbecoa«-Restaurants mit Steak-Schwerpunkt. Wie kritisch ist die Lage wirklich und wie sind Sie davon betroffen?
Roy Zsidai: Vorweg muss gesagt werden, dass die »Jamie's Italian«-Restaurants am Festland im Franchise-System und somit autark von den britischen Betrieben laufen. Unsere Betriebe in Wien und Budapest laufen sehr gut und sind über den Erwartungen. In UK ist das anders, die Filialen gehören Jamie Oliver direkt.
Warum mussten dort zwölf Niederlassungen schließen?
Das mit den Schließungen stimmt, aber fast alles in dem Artikel, der international großteils unreflektiert übernommen wurde, ist falsch. Der kolportierte Schuldenberg von 71 Millionen Pfund beispielsweise ist willkürlich konstruiert. Da sind Dinge mitgerechnet, wie offene Gehälter, die per Monatsende fällig werden, also Durchlaufposten. Da viel investiert wurde, gibt es Bankkredite in der Höhe von 47 Millionen Pfund, davon hat Jamie Oliver aus seinem Privatvermögen nun neun Millionen zurückbezahlt. Es bleiben also noch Verbindlichkeiten in der Höhe von 38 Millionen. Was die zwölf Schließungen betrifft gab es sogar eine Umfrage unter Partnern und Lieferanten – 97 Prozent haben dieser Lösung zugestimmt.

Wieso mussten die zwölf Restaurants verkauft werden?
Es gibt tatsächlich einen Restrukturierungsprozess. Einerseits hatten die betreffenden Restaurants ungünstige Mietverträge, andererseits wurde in UK eine Steuererleichterung umgesetzt, die Investitionen in die Gastronomie extrem erleichtert, fast risikolos macht. Deshalb eröffnen im Moment sehr viele neue Lokale, das bringt einen Reinigungsprozess mit sich. Restaurantketten wie »Strada« oder »Byron« sind genauso oder sogar noch mehr betroffen, aber darüber schreibt niemand, weil keine Persönlichkeit wie Jamie Oliver dahinter steht.
Und die »Barbecoa«-Restaurants von Jamie Oliver sind auch so schlecht gelaufen.
Nun ja, die Medien schreiben, dass Jamie auch seine Steak-Restaurants schließen muss, dabei handelt es sich ja nur um eines. Das zweite war zwar schon konkret geplant, hat aber nie eröffnet.
Warum laufen die Restaurants am Festland gut, in Jamie Olivers Mutterland aber nicht?
Es wurden Fehler gemacht. Aber überall werden Fehler gemacht, die muss man dann eben korriigieren und nicht profitable Standorte müssen geschlossen werden. Das Konzept in Großbritannien war nicht mehr ganz zeitgemäß. Mit meinem ersten »Jamie's Italian« in Budapest haben wir in enger Abstimmung mit der Zentrale in England ein neues Konzept implementiert, das als Vorbild für alle Restaurants dient. Es geht um eine anspruchsvolle Inszenierung in einem schicken Ambiente. Rund 15 Betriebe sollen heuer auf die neue Strategie umgestellt werden. Einfach gut und unkompliziert soll es künftig in »Jamie's Pizzeria« sein. Den Modellbetrieb dazu haben wir eben in Budapest eröffnet. Heuer sollen noch vier oder fünf Betriebe weltweit folgen.

Sie kommen gerade aus Graz, haben Sie gastronomische Pläne für die Steiermark?
Ja absolut. Wir suchen gerade geeignete Locations. Auch in Salzburg und in Wien bin ich auf Location-Suche.
Für »Jamie's Italian« oder »Jamie's Pizzeria«?
Das hängt ganz von der Location ab. Ich muss zuerst die Location sehen, dann kann ich erst entscheiden, welches Format sich dafür eignet. In Budapest haben wir neun Restaurants, zwei erfolgreiche Konzepte eignen sich besonders für internationalen Einsatz: Die »Balthazar« Grill und Wein-Bar sowie das »Spiler«, eine Art Bistro-Pub mit Comfort Food. Beide Formate setze ich gerade im Kempinski in Marbella um. Es könnte aber auch ein »Jamie's Diner« werden mit beliebten US-amerikanischen Gerichten im »Family Style«. Davon gibt es erst zwei Niederlassungen, eine in Gatwick, eine in Rotterdam – beide sind sehr erfolgreich.

Bernhard Degen
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