Das Wein Wunder Gerät Coravin im Falstaff-Test

Es funktioniert und ist kinderleicht: Wein ausschenken, ohne die Flasche zu öffnen – mit Video.

Es gibt viele Anlässe, bei denen man nur ein Glas Wein und nicht die ganze Flasche trinken möchte. Sei es, um die Trinkreife von gelagerten Weinen festzustellen, oder um sich eine mehrstufige Weinbegleitung zu einem Dinner for two zu gönnen ohne sich dabei ins Koma zu saufen. Auch Magnums können endlich getrunken werden, ohne dass man sie mit mehreren Freunden teilen muss. Für die Gastronomie bedeutet es eine veritable Revolution, denn endlich können hochpreisige Weine glasweise angeboten werden, ohne dass die Belegschaft mit den Resten von Pétrus & Co beglückt wird, bevor der Wein schlecht wird. Doch wie lange hält ein »coravinierter« Wein wirklich? Wir starten einen Langzeitversuch.

So funktioniert das Coravin-System
Eine dünne Nadel durchdringt den Naturkorken (das Coravin-System ist ausschließlich für diese Verschlussart geeignet), das geruchslose Gas Argon strömt ein und verhindert eine ungewollte Oxidation. Der Wein fließt durch die Nadel in das Glas. Bei warmen Korken (Zimmertemperatur) verschließt sich der entstandene Kanal unmittelbar nach dem Ausschenken und die Flasche kann sofort wieder liegend gelagert werden. Bei gekühlten Weinen dauert es etwa eine Minute bis sich das Loch wieder dicht verschließt. Die Entnahme selbst dauert nicht länger als 30 Sekunden.

Falstaff prüft nach
Die Anschaffungskosten von 299 Euro (exklusiv bei Wein & Co) sind angesichts des Nutzens überschaubar, lediglich die Kosten für die Argon-Patronen sind noch recht hoch. Ein »coravinierter« Wein hält seinen Zustand zumindest über ein Jahr, versprechen die Hersteller. Wir wollen das mit dieser Verkostung nachprüfen. Die untenstehenden Weine wurden am 3. April 2015 mit Coravin entnommen und verkostet. Sechs Monate später wollen wir den Test wiederholen, um zu sehen, ob die Weine ihren Zustand bewahrt haben. Für den Versuch haben wir zwei sehr gereifte Rotweine und zwei Weißweine mit unterschiedlicher Reife ausgewählt.

Verkostung am 3.4.2015

Wolferl 2012, Gemischter Satz von Thiery-Weber
Gesetztes helles Goldgelb; in der Nase intensiv nach Kernobst wie Marille und Pfirsich, zarte Kräuternoten, Exotik und kandierte Früchte. Am Gaumen kräftiger Impact, viel Exotik, Mango-Lassi, überbordende Frucht, sehr gefällig ohne endlos lang zu werden, viel Schmelz und typischer Lösscharakter.

Sauvignon Blanc Merveilleux 2002 von Erwin Sabathi
Dunkles schimmerndes Goldgelb; in der Nase Duft nach Heu und getrockneten Kräutern, Kumquat und reife Exotik, der Alkohol ist nicht mehr ganz homogen eingebunden. Äußerst kräftiger Eindruck am Gaumen, etwas trockene Tannine wirken adstringierend, Vanillecreme und Röstnoten im Nachhall. Intensiver Holzeinsatz mit starkem Toasting noch immer spürbar.

Château de Sales 1967 (Pomerol)
Les Héritiers A. de Laage Proprietaires a Pomerol
Füllstand etwas unter der Schulter, helles Granatrot mit bernsteinfarbenem Wasserrand im Glas. In der Nase Preiselbeeren und Waldboden, unterlegt von röstigen Aromen wie Mokka. Lebendige Säurestruktur am Gaumen, zarte Mineralik, hellbeerige Noten, Alkohol nicht mehr ganz homogen eingebunden. Hat seinen besten Reifezeitpunkt wohl überschritten, deutet aber noch Eleganz und Fruchtigkeit an.

Château de Pez 1979 (Saint Estèphe)
Helles Granatrot im Glas, zum Rand hin orangefarbene Töne. Verhaltene Aromatik nach Kräutern und dunklen Beeren wie Johannisbeere oder Holunder. Kompakte Struktur mit präsenten Gerbstoffen und tragender Säurestruktur am Gaumen, mit Anklänken von Tabak und Unterholz. Hat eine schöne Trinkreife.

(Text: Bernhard Degen, Video & Fotos: Georg Grawatsch)

Bernhard Degen
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