Das »Vincent« musste Insolvenz anmelden

Obwohl die Fachpresse die Küche in höchsten Tönen lobt, blieben offenbar die Gäste aus.

Drei Falstaff-Gabeln, ein Michelin-Stern, eben erst auch die dritte Gault Millau-Haube... An hochkarätigen Auszeichnungen für die Küche hätte es nicht gemangelt, an Gästen aber offenbar schon. Das Gourmetrestaurant »Vincent« in Wien-Leopoldstadt ist insolvent und hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Betreiber Frank Gruber begründet die wirtschaftliche Misere mit dem Fernbleiben zahlungskräftiger Gäste »aus dem Osten«. Zudem seien auch große Summen an das Finanzamt überweisen worden, erklärt Gruber im Gespräch mit Falstaff.

Laut Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) stehen Passiva von rund 1,1 Millionen Euro Aktiva von lediglich 80.000 Euro gegenüber. Die Verbindlichkeiten teilen sich u.a. auf Lieferanten, Banken oder das Finanzamt auf. Den Gläubigern wurde eine 20-Prozent-Quote – zahlbar binnen zwei Jahren – angeboten. Endgültig abgestimmt über den Sanierungsplan wird allerdings erst Mitte Jänner 2015 im Zuge der Sanierungsplantagsatzung.

Frank Gruber, der aus einem Studentenlokal ein Sternerestaurant gemacht hat, will weitermachen. Zur Zeit steht mit Alexander Mayer ein überaus talentierter Koch am Herd, der auch an Bord bleiben soll, wenn der Sanierungsplan angenommen wird. Unter Mayers Vorgängern finden sich klingende Namen wie Peter Zinter, Harald Riedl, Meinrad Neukirchner oder Oliver Hoffinger. Um das Restaurant wirtschaftlicher zu gestalten will Gruber auf Ruhetage verzichten und zum Teil auch zu Mittag öffnen. Der Patron wollte eigentlich schon in Pension sein und den Betrieb übergeben. Ein konkreter Interessent habe sich aber überraschend im letzten Moment zurückgezogen. Das Restaurant bleibt jedenfalls geöffnet, die aktuellen Bewertungen der Gourmetpresse zeigen, dass sich ein Besuch in jedem Fall lohnt!

»Vincent« im Falstaff-Restaurantguide

(Bernhard Degen)

Bernhard Degen
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