Wieso überkommt uns die Lust auf bestimmte Lebensmittel?

Wieso überkommt uns die Lust auf bestimmte Lebensmittel?
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Das steckt hinter Ernährungsvorlieben

Wieso schmecken uns bestimmte Lebensmittel, während es uns vor anderen ekelt? Neusten Forschungsergebnissen zufolge spielt unser Mikrobiom dabei eine wesentliche Rolle.

Von Koriander bis hin zu Ziegenkäse – die einen lieben es, die anderen graust es davor. Der Geschmack ist so individuell, wie die Menschen. Mal gelüstet es uns nach Schokolade, mal überkommt uns der Appetit auf Käse. Täglich treffen wir Entscheidungen darüber, was wir essen, aber diese Entscheidungen sind möglicherweise nicht ganz unsere eigenen.

Wer stand noch nie von einer nächtlichen Heißhunger-Attacke getrieben vor dem Kühlschrank? Doch wieso überkommt uns manchmal die Lust auf bestimmte Lebensmittel? Neusten Forschungsergebnissen zufolge bestimmen nicht wir, sondern die Mikroben in unserem Darm, wonach es uns gelüstet.

Was bestimmt, was uns schmeckt?

In einer aktuellen Untersuchung der University of Pittsburgh wurde bewiesen, dass das Darmmikrobiom das Verhalten bei der Nahrungsauswahl beeinflusst. In einem Experiment verabreichten die Forscher 30 Mäusen ohne Darmmikroben verschiedene Mikroorganismen von drei Arten wilder Nagetiere, deren Ernährung sich stark unterschied. Dabei stellten die Forschenden erstmals fest, dass Mikroben im Darm von Mäusen einen Einfluss auf das Essverhalten der Tiere haben. Denn die Mäuse wählten je nach ihrem eingepflanzten Mikrobiom auch Nahrung mit unterschiedlichem Nährstoffgehalt.

»Unsere Arbeit zeigt, dass Tiere mit einer unterschiedlichen Zusammensetzung der Darmmikroben verschiedene Arten der Ernährung wählen«, berichtet Studienautor Kevin Kohl. Denn die Mikroben produzieren Stoffe, welche das Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln verstärken.

Der Darm – unser zweites Gehirn

Darm und Gehirn stehen in ständigem Austausch miteinander. Moleküle fungieren dabei als Vermittler. Diese Nebenprodukte der Verdauung signalisieren beispielsweise, dass man satt ist, oder dass der Körper bestimmte Nährstoffe benötigt. Doch die Macht unseres Mikrobiom reicht noch viel weiter und ist bei weitem noch nicht ausreichend erforscht. Unsere Darmflora beeinflusst nicht nur unsere Nahrungsvorlieben, sondern auch unser Verhalten, unsere Stressresistenz, unser Schmerzempfinden und unsere Emotionen. So steigt das Risiko für Depressionen, wenn unser Mikrobiom aus der Balance ist.

Die Macht des Mikrobioms

Eine wesentliche Rolle dabei spielt Tryptophan, eine essenzielle Aminosäure, die von Darmmikroben produziert wird. Auf dem Weg zum Gehirn wird Tryptophan ins Glückshormon Serotonin umgewandelt und schließlich ins Schlafhormon Melatonin.

In der Untersuchung wurde nachgewiesen, dass Mäuse mit unterschiedlichem Mikrobiom auch unterschiedliche Tryptophanwerte im Blut aufwiesen. »Es gibt wahrscheinlich Dutzende von Signalen, die das tägliche Fressverhalten beeinflussen. Das von Mikroben produzierte Tryptophan könnte nur ein Aspekt davon sein«, erläutert Trevelline das komplexe Netz chemischer Kommunikation zwischen unserem Darm und unserem Gehirn. »Ich bin immer wieder erstaunt, welche Rolle die Mikroben in der Biologie von Mensch und Tier spielen«, so der Experte. Die Forschung steht beim Verständnis unseres Mikrobioms noch ganz am Anfang. Unser Lieblingsessen ist bei weitem nicht das Einzige, das unbewusst von den 39 Billionen Mikroorganismen in unserem Körper beeinflusst wird.

Tipps zur Stärkung des Mikrobioms finden Sie in unseren Top 10 Rezepte mit Fermentiertem.

Paula Pankarter
Paula Pankarter
Redakteurin Online
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