Das Spiel mit den Fässern

Aromen aus Weinfässern geben dem Rum oft die entscheidende Note – die Wahl des Fasses avanciert immer mehr zur Wissenschaft.

Eigentlich haben wir es der »British Royal Navy« zu verdanken, dass Rum in Fässern gelagert wird. Auf ihren Fahrten bemerkten die Seeleute schnell, dass der gebunkerte Rum am Ende der Überfahrt immer besser schmeckte als zu Beginn der Reise.

Natürlich hat sich damals noch niemand so richtig ­Gedanken darüber gemacht, in welchem ­Zusammenhang das alles steht. Dass leere Wein-, Port- oder Sherry-Fässer für die Lagerung von Rum verwendet werden, liegt an findigen Weinhändlern, die nach Möglichkei­ten suchten, ihre leeren Fässer zu versilbern.
Heute gibt es einige neue Trends beim flüssigen Gold: der pure Genuss und die damit verbundene Frage nach dem richtigen Glas, »Spiced Rum« und das Spiel mit den Fässern. Heute wird manche Rumsorte, wie etwa der »Ingenio Manacas Extra Anejo«, in Fässern gelagert, die zuvor mit Amontillado-Weinen getränkt und dann im Solera-System gelagert werden. Die Weinnoten verleihen ihm ein zartes nussiges Aroma. In Portweinfässern aus Südafrika hingegen lagert zum Beispiel der indonesische »Blue Mauritius«, der zur Spirituose des Jahres 2014 bei den »Mixology Bar Awards« nominiert ist – ein kost­spieli­ges Unterfangen, das aber ein beeindruckendes Geschmacksportfolio abgibt. Auch im Luxussegment hat das Fass eine wichtige Position eingenommen. Prominentes Beispiel ist der »Diplomatico Ambassador«, der auf dem so beliebten »Diplomatico Exclusiva Reserva« aufbaut. Er reift zunächst wie der »Reserva exclusiva« in ehemaligen Bourbon-Fässern, bevor er in zwei weiteren Jahren in »Pedro Ximenes«-Fässern vollendet wird.

Die Liste ließe sich beliebig weiterführen, von Süßwein- bis zu Rotweinfässern. Dieser »Fässer-Trend« ist noch lange nicht beendet, entdecken doch viele gerade erst die Macht der Fässer. Richtig eingesetzt und wissend um die Seele des Holzes, ist es Vorbereitung für höchste Genüsse.

Verkostungsnotizen

97
Centenario Fundacion
20 Years Old Reserva ­Especial
40 %, 0,7 l, ca. € 45,–
Intensives Rotbraun, in der Nase nach Vanille, Honig, etwas ­Tabak und geröstetem Kaffee. Am Gaumen angenehm süß und komplex. Lang anhaltend, deutliche Holznote mit Sherry im Nachklang.


(c) beigestellt / Rum und Co.95
Kaniche XO Double Wood
40 %, 0,7 l, ca. € 50,–
Goldene Bernsteinfarbe mit leicht rötlichen Kupfertönen. Für Barbados typische Fruchtnoten in der Nase, auch ein Hauch von Kokos- und Holznoten. Am Gaumen sehr komplex und rund mit einem Bukett von exotischen reifen Früchten, umspannt von Kokos und Kakao.

(c) beigestellt / Rum und Co.95
Opthimus Oporto 15 Years
43 %, 0,7 l, ca. € 65,–
Dunkle, rötliche Bernsteinfarbe, wunderbare Süße, komplexe
Vanille- und Toffee-Aromen in der Nase. Karamell, Kaffee und Anklänge von Röstaromen stellen sich sehr elegant und fein dar. Der Abgang ist lang ­anhaltend, angenehm und gleichzeitig kräftig.

(c) beigestellt / Rum und Co.92
Diplomatico Ambassador
47 %, 0,7 l, ca. € 190,–
Kräftig in der Nase. Feine Aromen von getrockneten und kandierten Früchten, Vanille, Gewürzen und Zuckersirup mit Rauch im Hintergrund. Am Gaumen kommen komplexe Noten von dunkler Schokolade, Kaffee und Vanille hinzu. Der Abgang ist lang, wärmend und mächtig.

(c) beigestellt91
Dos Maderas 5+5
40 %, 0,7 l, ca. € 37,–
Tiefe, dunkle Mahagoni-Farbe, komplexes Aroma von Melasse mit Sherry-Noten und karamellisiertem Zucker. Am Gaumen Aromen von Karamell, Rosinen, Feigen und Pflaumen, gepaart mit Noten von Honig und Vanille. Der Abgang ist mittellang und nachhaltig.

(c) beigestellt / Rum und Co.91
Blue Mauritius Gold
40 %, 0,7 l, ca. € 40,–
Dunkles Mahagoni, Aromen von überreifer Banane, dunklen Früchten und Schokolade. Im Mund sehr weich und samtig mit keinerlei Schärfenoten. Schokolade und Nusstöne, dazu gesellen sich Vanille, Banane und dunkle, exotische Früchte. Mittellanges Finale.

Text von Dirk Becker

Aus Falstaff 07/13