Das El Bulli wird eine Stiftung

Die mehrfach zum besten Restaurant der Welt gekürte Kulinarik-Hochburg soll eine Denkfabrik für kreative Gastronomie werden.

Nicht dass Starkoch Ferran Adriá (im Bild rechts) es notwendig hätte, noch mehr Gäste und Interessenten für sein auf Jahre ausgebuchtes Restaurant El Bulli zu gewinnen. Doch seit er die Schließung des Mekkas der Molekularküche in zwei Jahren angekündigt hat (Falstaff.at hat berichtet), wartet die gesamte Weltpresse auf die Bekanntgabe der weiteren Pläne des virtuosen Kochs. Bei einer Messe im spanischen Santiago de Compostela ließ Adriá nun die Katze aus dem Sack. Nach seiner angekündigten zweijährigen Kunst-Pause will er aus dem El Bulli im Jahr 2014 eine »private und gemeinnützige Stiftung für alle Liebhaber der Avantgarde-Gastronomie« installieren.

ThinkTank an der Costa Brava
Pro Jahr sollen 20 bis 25 Stipendien für Köche und Service-Personal vergeben werden, das weltberühmte Restaurant an der Costa Brava soll so zur Ideenwerkstatt der internationalen Kuliniarik-Szene werden und die Trends für die nächsten Jahre und Jahrzehnte vorgeben. Die gastronomischen Konzepte sollen nicht nur von Köchen, sondern auch von anderen Experten wie Sommeliers, Ernährungswissenschaftern und Food Designern erarbeitet werden. Adriá sagte wörtlich, dass er eine »Denkfabrik für kreative Gastronomie« aufbauen will. An Zulauf der besten Talente der Welt wird es dem Spanier nicht mangeln, denn schon bisher erhielt Adrià rund 1.500 Bewerbungen von Köchen aus aller Welt, die fast alle unentgeltlich bei ihm arbeiten wollten.

Tisch im El Bulli wie Lotto-Sechser
Klassischen Restaurantbetrieb wird es in Zukunft noch weniger geben als bisher, nur zu bestimmten Zeiten dürfen die kulinarischen Schöpfungen von einer begrenzten Anzahl an Gästen probiert werden.

Adriàs Restaurant El Bulli befindet sich in einer abgelegenen Bucht der Costa Brava nördlich von Barcelona, und verfügt über 50 Plätze. Jährlich summierten sich schon bislang mehrere 100.000 Anfragen bei einer Platzkapazität für nur 8.000 Gäste in einem Halbjahr. Geöffnet ist nur von April bis Oktober, den Rest des Jahres experimentiert der Kochkünstler an neuen Kreationen. Die letzte Chance auf Plätze im »alten« El Bulli wird es in der Saison 2011 geben.

Molekularküche
Adrià selbst mag zwar den Begriff »Molekularküche« nicht, weil er viel zu kurz greife, dennoch gilt er als Begründer dieses weltweiten Trends. Im El Bulli werden keine klassischen Menüs angeboten, sein Angebot besteht aus höchst komplizierten 25 bis 30 kleinen Gängen. 

(bed)

Bernhard Degen
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