Käse-Sommelier Christian Pöhl mit Falstaff-Autorin und Bier-Sommelière Melanie Gadringer.

Käse-Sommelier Christian Pöhl mit Falstaff-Autorin und Bier-Sommelière Melanie Gadringer.
© Waltraud Winding

Craft Beer und Käse: Ein Paar mit Geschmack

Der Trend ist noch relativ jung, funktioniert aber. Wir sagen, wer zu wem passt.

Ein französischer Ziegenfrischkäse aus dem Périgord, gefüllt mit Feigen. Eine wunderbare Delikatesse. Dazu ein Glas Rotwein? Würde man meinen. Doch das war gestern. Wir raten eher zu Bier. Und zwar zu einem belgischen Witbier mit den typischen Koriander­aromen. Die passen nämlich ideal zur Ziege.
Bier zu Käse? Eine Kombination, die vielen vielleicht noch etwas exotisch vorkommen mag. Doch Food-Pairing mit Craft Beer liegt ganz allgemein voll im Trend. Der Grund dafür: Unter dem Begriff Craft Beer versammeln sich die Charakterköpfe der Bierwelt in einer völlig neuen Vielfalt. Manche der Biere duften nach Zitrusfrüchten, andere nach Beeren oder tropischen Früchten, es sind Biere mit würzigen Lakritz- oder Vanillenoten, Biere, die nach Nuss, Brotkruste oder Karamell, nach Kräutern und Gräsern schmecken. Mal sind sie im Holzfass gereift, mit Brettanomyces-Hefen vergoren oder mit Früchten veredelt. »Während man beim Wein auf eine relativ gerade Linie fixiert ist, bieten Craft Beers extreme Unterschiede. Das macht die Kombination mit Käse so reizvoll und interessant«, schwärmt Käse-Sommelier Christian Pöhl. Und dann ist da ja noch die Kohlensäure im Bier, durch die einzelne Aromen im Käse verstärkt werden und selbst bissfestem Schnittkäse ein zarter Schmelz verliehen wird.

»Die schönste Harmonie entsteht durch das Zusammenspiel von Gegensätzen«, philosophierte einst Heraklit. Und tatsächlich bringt gerade die Paarung von kontrastierenden Geschmäckern häufig ein überraschend ausbalanciertes Gesamtbild.

Welches Bier passt zu welchem Käse? Finden Sie es heraus – in unserer Bildergalerie!

Die Kombination im Kontrast bietet sich an, wenn Speise oder Bier deutlich in eine Geschmacksrichtung tendieren. Ein Gegenpart gleicht diesen Schwerpunkt aus und harmonisiert. Wie etwa bei einem säurebetonten Fruchtbier, gepaart mit sahnesüßem Pasta-filata-Käse. Die Säure des Biers wird durch die süßen Nuancen im Käse angenehm ausbalanciert. Durch die Kombination sensorischer Reize kann die Intensität der Aromakomponenten gesteuert werden, mit dem Effekt einer Abmilderung oder Verstärkung einzelner Geschmacksempfindungen.

Praktikable Faustregel

Nicht nur Kontraste, sondern auch parallele Arrangements, bei denen ähnliche Aromen gepaart werden, funktionieren. Je würziger der Käse, desto kräftiger, körperreicher und hochprozentiger das Bier, gilt als durchaus praktikable Faustregel. Einem milden Frischkäse hilft eher ein leichtes, fruchtbetontes Bier auf die Sprünge, um das in ihm schlummernde Geschmackspotenzial zu wecken. Auch die bewusste Addition einer zusätzlichen Nuance kann bereichern. Etwa, wenn ein länger gereifter Gouda durch ein Honigbier veredelt wird, um so die Karamellnoten im Käse zu betonen.
Ein gelungenes Pairing bedingt, dass Speise und Getränk nicht miteinander konkurrieren. Weder darf das Bier als bloße Begleitung neben dem Käse stehen noch soll es von dessen Aromen überlagert werden. Vielmehr geht es um eine ausgewogene Kombination zweier Komponenten, die sich gegenseitig Platz lassen und in perfekter Symbiose zu einem neuen Geschmackserlebnis führen.

Bier passt auch perfekt zu Käse.
© Waltraud Winding
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Melanie Gadringer
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