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Cortis Küchenzettel: Eislutscher

Wer nicht an Emulgatoren, künstlichen Aromastoffen und anderem Kunst-Zeugs schlecken will, der macht sich seine Eislutscher selber. Schmeckt auch viel besser!

Manchmal gibt’s Abkürzungen zum Glück und zu den Freuden der Erinnerung. Wenn man zum Beispiel an einem Eislutscher leckt und ganz vorsichtig mit den Schneidezähnen die Schokoschicht vom Fruchteis löst, dann tauen dabei ganz automatisch auch Kindheitserinnerungen auf: an die Sommer von früher, an erste Abenteuer im Freibad, die in der Rückschau meist überbelichtet, aber auch zart vergilbt erscheinen. Helle, flirrende Hitze, türkisblaues Wasser, der Duft von Piz-Buin-Creme und Pommes frites. Herrlich!

Eislutscher für fünf Cent

Eislutscher sind so ziemlich die bescheidenste der großen Freuden, die die Konsumgesellschaft bereithält. Erfunden wurden sie vom Kalifornier Frank Epperson, der 1924 ein Patent für Wassereislutscher anmeldete. Der Doppellutscher folgte wenig später, er geht angeblich auf die große Krise im Amerika der 1930er-Jahre zurück: Für einen Nickel (fünf Cent), damals der Preis für einen Eislutscher, konnte man nunmehr zwei Kinder glücklich machen.
Was zunächst als soziale Idee verkauft wurde, verselbstständigte sich bald, mit immer aufwendigeren Eisformen, die Comic-Charaktere darstellten, Raketen, irgendwann auch Plattfüße. Man darf sich schon wundern, woran die Leute mit Lust herumlutschen. Mindestens so erstaunlich ist aber die Zutatenliste, die für manche dieser Hervorbringungen notwendig ist. Farbstoffe und künstliche Aromastoffe mit allen erdenklichen E-Nummern sowieso, aber auch Stabilisatoren, Emulgatoren und andere Wundermittel, mittels derer sich der gefrorene Zuckersirup als kind­liches Entertainment aufzuzwirbeln weiß.

Da können selbst gemachte Eislutscher natürlich nicht mit, die haben nur die Kraft frisch geernteter Früchte und allerbester Schokolade zu bieten – plus die ­liebevolle Hingabe der Köchin oder des Kochs. Alles, was es dafür braucht, sind Eislutscherformen. Die gibt es in gewissen Möbelhäusern, aber auch im Internet zu kaufen. Erdbeeren sind dieser Tage natürlich erste Wahl, Heidelbeeren (die echten aus dem Wald natürlich!) sind aber mindestens so cool. Und zwar buchstäblich: Jenseits der 30 Grad wirkt die fruchtige Säure der dunkelvioletten Kullerbeeren fast so gut wie eine Klimaanlage. Limette und Minze ist auch so eine Killerkombination – wobei: Manch groß gewordener Eisfreund soll da angeblich schon auf die Idee gekommen sein, sich diese an sich unschuldigen Eislollis mit einem Schlenker vom kubanischen Rum in Mojitoschlecker zu verwandeln.
Was man beim Abschmecken bedenken sollte: Tiefgefroren hat Zucker bei Weitem nicht dieselbe Süßkraft – es schadet also nicht, sich eher am oberen Ende der 
Süß-Verträglichkeit zu orientieren. 
Einmal durchgefroren, wird man im 
Zweifelsfall nämlich draufkommen, 
dass ein zusätzlicher Löffel vom weißen Gift in diesem Fall ganz okay gewesen wäre.
Hier geht es zum Erdbeer-Steckerleis-Rezept!


Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2019

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