Daumen hoch für baldige Gastro-Öffnung

Daumen hoch für baldige Gastro-Öffnung
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Corona: Perspektive für Gastro-Öffnung vor Ostern

Bei einem Gastro-Gipfel bei Kanzler Kurz wurde erörtert, wie bereits im März wieder aufgesperrt werden könnte. WKO sieht Eintrittstests für Gastronomie als Gamechanger.

Branchenvertreter von Gastronomie und Tourismus erwirkten ein Gipfelgespräch im Bundeskanzleramt. Tourismus-Minisiterin Elisabeth Köstinger, Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer, Falstaff-Herausgeber Wolfgang Rosam, Hoteliervereinigungs-Chefin Michaela Reitterer, die Gastronomen Heinz Reitbauer und Mario Plachutta sowie Touristikerin Martha Schultz setzten sich für eine Öffnungs-Perspektive für Restaurants und Hotels ein.

Bundeskanzler Sebastian Kurz stellte nach dem Gipfel am Freitag (19. Februar 2021) in Aussicht, dass eine Öffnung der Gastronomie – entgegen der Ankündigungen von Anfang der Woche – doch schon vor Ostern erfolgen könnte. Die Entscheidung darüber soll Medienberichten zufolge am 1. März fallen. Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer zeigte sich nach dem Treffen ebenfalls zuversichtlich, was Öffnungsschritte noch vor Ostern anbelangt. Ein Beisammensein in Lokalitäten nach einem Test sei sicherer als die derzeitigen illegalen Zusammenkünfte zu Hause. Eine große Mehrheit der Österreicher (81 Prozent) befürwortet eine kontrollierte Öffnung der Gastronomie mit vorherigen Corona-Tests.

Update vom 1.3.2021: Öffnung der Schanigärten ab 27.3.

Reintesten als Option

Ermöglicht soll eine frühere Öffnung der Gastronomie durch Eintrittstests werden, für die sich die Branchenvertreter beim gemeinsamen Gipfel ausgesprochen haben. Diese Tests sind aktuell beispielsweise für einen Besuch beim Friseur Vorschrift, daraus habe man positive Learnings gezogen. Relativiert wird das Vorhaben allerdings durch das Infektionsgeschehen. Steigen die Zahlen, werden keine weiteren Öffnungsschritte folgen können.

Pulker für Öffnung schon Mitte März

Mario Pulker, Wirtschaftskammer-Obmann des Fachverbandes Gastronomie, richtet in einer Online-Pressekonferenz am 23.2. einen eindringlichen Appell an die Regierung. Die Gastronomen sind verzweifelt und wirtschaftlich sowie psychisch am Ende.

»Wenn wir das Kulturgut Gastronomie behalten wollen, müssen wir aufsperren, der Österreicher braucht sein Wirtshaus! Die Gastronomie kann bei der Bekämpfung der Pandemie ein Gamechanger sein, der Schlüssel für sicheres Aufsperren sind die Eintrittstests.« Pulker führt weiter aus, dass sich die Gastronomie dazu committet, die Testbestätigungen selbst zu kontrollieren, auch alle Mitarbeiter müssen getestet sein.

Pulker spricht sich dafür aus, bereits Mitte März die ersten Öffnungsschritte zu setzen, ist sich aber gleichzeitig bewusst, dass nicht alle Betriebe aufsperren können oder wollen. »Es ist eine Allianz der Willigen
 

Teil unserer Identität fehlt

Die Gesprächspartner sind sich einig, dass der Schutz der Gesundheit von Mitarbeitern und Gästen an oberster Stelle steht. An derartigen Test- und Präventionskonzepten wird nun gemeinsam mit Gesundheitsministerium und Tourismusministerium weitergearbeitet. 

Bundeskanzler Sebastian Kurz zeigte Verständnis für die Sorgen der Betroffenen: »Ich verstehe jeden Wirt oder Hotelier, der lieber heute als morgen wieder aufsperren will. Uns ist auch völlig bewusst, dass mit einer geschlossenen Gastronomie und den geschlossenen Hotels nicht nur ein wesentlicher Wirtschaftszweig, sondern auch ein wichtiger Teil unserer österreichischen Identität im Alltag fehlt, auf den wir alle besonders stolz sind. Das Testen funktioniert bei den Frisören und den körpernahen Dienstleistern sehr gut, auch in der Schule. Wir sind damit unter den besten Ländern und am Weg zum Testweltmeister. Das Testen ist die beste Möglichkeit, trotz Pandemie etwas mehr an Freiheit zurückzugewinnen, anstatt im Dauerlockdown zu verharren. Es ist erfreulich, dass die Branchenvertreter der Gastronomie nun auch bereit sind, beim Eintrittstesten mitzumachen. ... Ich danke den Menschen, die an den Tests teilnehmen und innovative Testkonzepte erarbeiten. Wir alle wollen unser altes, gewohntes Leben ohne Maske, ohne Tests und ohne Abstand zurück, aber leider ist das in Zeiten der Pandemie nicht möglich.«

Vorbereitungen für Restart

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger will den Neustart vorbereiten: »Wir arbeiten gemeinsam mit der Gastronomie und Hotellerie sehr intensiv an Lösungen, die ein möglichst rasches Aufsperren in einem sicheren Rahmen ermöglichen. Der heutige Gipfel ist ein Teil dieses Restart-Prozesses, damit wir am Tag X bereit sind. Gastronomie und Tourismus werden zu den sichersten Branchen zählen, wenn sie wieder öffnen dürfen. Das Testen wird dabei eine zentrale Rolle spielen.«

250.000 Tests pro Tag

Gesundheitsminister Rudolf Anschober sieht in einer Pressekonferenz zum Thema »Ein Jahr Pandemie« eine »wirkliche Risikophase« mit »leicht steigenden Zahlen«. In den vergangenen Tagen halte man aber unter anderem mit 250.000 Corona-Tests pro Tag dagegen. Noch nicht eingerechnet seien hier die Tests an den Schulen. 

Anschober ruft die Bevölkerung dazu auf »sehr, sehr konsequent zu sein« und lobt gleichzeitig, dass die Umstellung auf FFP2-Masken perfekt funktioniert habe. Aufgrund der fortschreitenden Impfungen sollte sich die Situation bei den Risikopersonen laut Anschober bis Ostern entspannt haben. Wenn er recht behält, dürfen wir weiter auf eine vorsichtige Öffnung der Gastronomie hoffen.

Politologe Peter Filzmaier kritisiert bei der Pressekonferenz einen Zick-Zack-Kurs der Regierung und empfiehlt in der Kommunikation auf Epidemiezahlen umzuschwenken und keine Termine zu nennen, da sie bislang nicht gehalten haben. Der nächste Stichtag steht mit 1. März jedenfalls fest, ist aber mit keinen Zusicherungen verknüpft.

Gastro-Öffnung als Motivation für mehr Tests

Ein stichhaltiges Argument schickt Wolfgang Binder, Wirtschaftskammer-Obmann der Kaffeehäuser ins Rennen: »Wir haben gesehen, dass die Zahl der freiwilligen Tests schlagartig gestiegen ist, als die Frisiersalons wieder öffnen durften. Jetzt flacht die Zahl der Testungen aber wieder ab, da nur die wenigsten jede Woche ihre Haare schneiden lassen. Ins Kaffeehaus kommen viele unserer Stammgäste aber jeden Tag. Und wenn sie sich dafür testen lassen müssen, könnte Österreich die Zahl der Tests über einen langen Zeitraum konstant hoch halten.«

Auch Heinz Kaiser, Apetheker und Barkeeper, kämpft mit Corona-Tests für eine baldige Öffnung der Gastronomie und bietet in seiner Bar »Dino's Apothecary« Gratis-Tests an.

Bernhard Degen
Autor
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