Mehr Nachfrage im Handel

Mehr Nachfrage im Handel
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Corona: Mehr Nachfrage nach heimischen Weinen

Die Corona-Krise brachte für heimische Winzer einen kompletten Wegfall an Gastro-Lieferungen, aber ein sattes Plus im Handel – vor allem bei Rotwein.

Erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Krise wurden nun Zahlen veröffentlicht, die die veränderte Wein-Nachfrage beleuchten. Die Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) gab die Ergebnisse einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK via Aussendung bekannt. Während es einerseits zu einem Totalausfall beim Gastronomie-Absatz gab, konnten im Handel signifikante Zuwächse verzeichnet werden.

»Seit Mitte März sorgt die Covid-19-Pandemie für gravierende Einbußen bei Österreichs Winzern«, heißt es in der Aussendung wörtlich. Da 58 Prozent des heimischen Weins in der Gastronomie bzw. bei Events konsumiert werden, fällt die Bilanz für die Winzer negativ aus. Heruntergebrochen auf den Zeitraum der Gastro-Schließung von Mitte März bis Mitte Mai fanden somit schätzungsweise ca. 23 Mio. Liter Wein keinen Absatz – eine gewaltige Summe, deren Verlust auch nicht mehr wettzumachen sein wird.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick

  • Im Handel wurden 25 Prozent mehr österreichische Weine umgesetzt.
  • Besonders Rotwein profitierte: + 51 Prozent Menge
  • Der Umsatz stieg nicht gleich stark wie der Absatz: + 12 Prozent
  • Es wurde um zwei Prozent weniger ausländischer Wein gekauft

Mehr Nachfrage im Handel

Die 2.800 von GfK befragten repräsentativ ausgwählten Privathaushalte gaben an, im Verhältnis zum Vergleichszeitraum des Vorjahres fast 17 Prozent mehr Wein im Handel gekauft und dafür zwölf Prozent mehr ausgegeben zu haben. Trotz Lockdown blieb der Ab-Hof-Verkauf den Angaben zufolge stabil, während der Lebensmitteleinzelhandel erwartungsgemäß zulegte. 

Besonders profitiert zu haben scheint dabei der österreichische Wein mit einem Absatzzuwachs von über 25 Prozent. Im Vergleich: Der Absatz ausländischer Weine sank im selben Zeitraum um knapp zwei Prozent. Sehr bemerkenswert ist die Absatzsteigerung der Produktgruppe von heimischem Rot- und Roséwein um fast 51 Prozent, während der Weißwein um mehr als 14 Prozent zulegte.

© ÖWM/GfK

Weinpreise und Export unter Druck

Zwar weisen auch die Umsatzzahlen laut Angaben der Haushalte nach oben, jedoch in geringerem Ausmaß als der Absatz. Im Vergleich zu den 25 Prozent Absatzzuwachs von österreichischen Weinen lässt der Umsatzzuwachs von zwölf Prozent vermuten, dass sich die zusätzlich abgesetzten Mengen in niedrigeren Preissegmenten befanden. Ein sinkender Durchschnittspreis war die Folge. 

Die Wein-Exporte wiesen laut ersten Zahlen der Statistik Austria in den ersten drei Monaten dieses Jahres noch eine klar positive Tendenz auf. Mit der globalen Ausbreitung der Corona-Pandemie änderten sich die Voraussetzungen für die Weinausfuhr grundlegend. Für valide Vorhersagen ist es zwar noch zu früh, aber auch beim Export ist ein Einbruch zu befürchten, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Gastronomie weltweit so gut wie keine Umsätze machte.

Bernhard Degen
Autor
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