Coravin besteht Langzeit-Test ohne zu glänzen

Falstaff hat nachgeforscht, wie lange die Weine mit angestochenen Korken tatsächlich stabil bleiben.

Mittlerweile ist das Coravin-System österreichweit bekannt und überzeugt vor allem in der Gastronomie durch seine Vorzüge. Hochpreisige Weine können glasweise ausgeschenkt werden und die »angebrochenen« Weine schmecken über Monate und Jahre so wie der erste Schluck. Wir wollten wissen, wie lange die »coravinierten« Weine nun wirklich halten und haben am 19. November eine Verkostung vom 3. April 2015 wiederholt. Die Ergebnisse halten, was in der Werbung versprochen wird, doch wurden bei unserem Test auch die Grenzen der Innovation aufgezeigt. 

Probleme bei weichem Kork
Bei zwei österreichischen Weißweinen aus den Jahrgängen 2002 und 2012 hat Coravin perfekt funktioniert. Der Zustand der Weine wurde über sieben Monate konserviert, weshalb in der zweiten Verkostung keine Unterschiede zur ersten festgestellt werden konnten. Ein 67er Pomerol hatte schon bei der ersten Verkostung seinen Höhepunkt überschritten, daran hat sich bei der Nachverkostung nichts geändert. Der Korken des Château de Pez 1979 war beim zweiten Versuch leider schon zu weich, weshalb der Einsatz von Coravin nicht mehr problemlos möglich war. Durch das hineingepresste Argon wurde der Druck in der Flasche so erhöht, dass der Kork nachgab und der Wein nicht nur durch die Nadel ins Glas rann, sondern auch seitlich herausspritzte.

Fazit
Unser Resumée ist eine klare Empfehlung für den Einsatz von Coravin. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass der Naturkork noch eine gewisse Robustheit aufweisen sollte, da die Anwendung sonst nicht sauber möglich ist.

Verkostung am 3.4.2015 kursiv / Verkostung am 21.11. normal:

Wolferl 2012, Gemischter Satz von Thiery-Weber
Gesetztes helles Goldgelb; in der Nase intensiv nach Kernobst wie Marille und Pfirsich, zarte Kräuternoten, Exotik und kandierte Früchte. Am Gaumen kräftiger Impact, viel Exotik, Mango-Lassi, überbordende Frucht, sehr gefällig ohne endlos lang zu werden, viel Schmelz und typischer Lösscharakter.

Der Gesamteindruck hat sich bestätigt, der Wein zeigte sich in bester Verfassung. Von den Aromen war zusätzlich Honigmelone wahrnehmbar.
Fazit: Coravin hat funktioniert.

Sauvignon Blanc Merveilleux 2002 von Erwin Sabathi
Dunkles schimmerndes Goldgelb; in der Nase Duft nach Heu und getrockneten Kräutern, Kumquat und reife Exotik, der Alkohol ist nicht mehr ganz homogen eingebunden. Äußerst kräftiger Eindruck am Gaumen, etwas trockene Tannine wirken adstringierend, Vanillecreme und Röstnoten im Nachhall. Intensiver Holzeinsatz mit starkem Toasting noch immer spürbar.

Die Verkostungsnotiz vom November gleicht der vom April nahezu 1:1, einzig Vanillecreme wurde als Karamell wahrgenommen.
Fazit: Coravin hat funktioniert

Château de Sales 1967 (Pomerol)
Les Héritiers A. de Laage Proprietaires a Pomerol
Füllstand etwas unter der Schulter, helles Granatrot mit bernsteinfarbenem Wasserrand im Glas. In der Nase Preiselbeeren und Waldboden, unterlegt von röstigen Aromen wie Mokka. Lebendige Säurestruktur am Gaumen, zarte Mineralik, hellbeerige Noten, Alkohol nicht mehr ganz homogen eingebunden. Hat seinen besten Reifezeitpunkt wohl überschritten, deutet aber noch Eleganz und Fruchtigkeit an.

Die Farbe wird bei der Nachverkostung dunkler beschrieben, der Wein ist aber klar und in gutem Zustand. Die lebendige Säurestruktur ist erhalten geblieben, dass der Höhepunkt überschritten war hat sich natürlich auch nicht geändert.
Fazit: Coravin hat funktioniert.

Château de Pez 1979 (Saint Estèphe)
Helles Granatrot im Glas, zum Rand hin orangefarbene Töne. Verhaltene Aromatik nach Kräutern und dunklen Beeren wie Johannisbeere oder Holunder. Kompakte Struktur mit präsenten Gerbstoffen und tragender Säurestruktur am Gaumen, mit Anklängen von Tabak und Unterholz. Hat eine schöne Trinkreife.

Die Weinentnahme hat am 21. November technisch nicht mehr einwandfrei funktioniert. Der Kork war offenbar schon zu weich, weshalb er dem Druck nicht mehr standgehalten hat, der durch das Hineinpressen des Gases entstanden ist. Der Wein ist seitlich herausgespritzt. Beim Verkosten hieß es schnell sein, denn der Zustand des bereits fragilen Weins hat sich rapide verschlechtert. Obige Beschreibung wurde in Ansätzen nachvollzogen, konnte nur für wenige Momente bestätigt werden.
Fazit: Der Zustand des Korks war für eine Coravin-Anwendung schon zu schlecht.


Hintergrund: So funktioniert das Coravin-System
Eine dünne Nadel durchdringt den Naturkorken (das Coravin-System ist ausschließlich für diese Verschlussart geeignet), das geruchslose Gas Argon strömt ein und verhindert eine ungewollte Oxidation. Der Wein fließt durch die Nadel in das Glas. Bei warmen Korken (Zimmertemperatur) verschließt sich der entstandene Kanal unmittelbar nach dem Ausschenken und die Flasche kann sofort wieder liegend gelagert werden. Bei gekühlten Weinen dauert es etwa eine Minute bis sich das Loch wieder dicht verschließt. Die Entnahme selbst dauert nicht länger als 30 Sekunden.

(Text: Bernhard Degen, Video: Georg Grawatsch)

Bernhard Degen
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