Die Cocktail-Klassiker serviert in Riedel-Gläsern.

Die Cocktail-Klassiker serviert in Riedel-Gläsern.
© Lukas Ilgner

Cocktail-Klassiker im Glas

Negroni, Gimlet, Manhattan: Die populärsten Cocktails dieser Welt kennt fast jeder. Doch wie sind diese Monumente im Glas entstanden, wer hat sie erfunden und welche Geschichten verbergen sich dahinter?

Negroni Sbagliato (siehe oben)

Glorreicher Irrtum.  Berühmte Cocktails sind im Laufe der Geschichte auf alle möglichen Arten entstanden. Manchmal war es auch der pure Zufall, der Regie führte. So verdankt der Negroni Sbagliato seine Existenz keinem genialen Einfall, sondern schlicht einem Fehlgriff (»sbagliato« bedeutet »falsch«). Entstanden ist der Drink in den 1950er-Jahren in der Bar »Basso« in Mailand. Dort habe ihn, so heißt es, der Bartender Mirko Stocchetti erfunden – und zwar rein zufällig, als er irrtümlich statt zur Ginflasche zum Prosecco gegriffen habe. Denn der klassische Negroni wurde 1919 in Florenz von Graf Camillo Negroni konzipiert – und zwar mit Gin. Herausgekommen ist jedenfalls einer der berühmtesten Cocktails der Welt, entstanden durch einen Irrtum.
Zum Rezept


Gimlet

© Lukas Ilgner

Lieblingsdrink von Terry Lennox. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Gimlet vor allem in Kreisen der Royal Navy getrunken. Dort genoss man ihn gerne abends in der Taverne. Große Bekanntheit erlangte der Cocktail jedoch erst, als er in Büchern des Schriftstellers Raymond Chandler auftauchte. Romanfigur Terry Lennox, bekannt als Klient des Privatdetektivs Philip Marlowe in diversen Romanen und Kurzgeschichten von Chandler, machte den Cocktail auch über die Grenzen Englands hinaus bekannt. Mittlerweile ist der Gimlet weltweit ein beliebter Drink.
Zum Rezept


Mojito

© Lukas Ilgner

Drink gegen Magenbeschwerden. Der Mojito hat als Bar- und Partygetränk einen sagenhaften Siegeszug um die Welt hingelegt. Wie kaum ein anderer Cocktail symbolisiert er karibisches Lebensgefühl.  Dabei soll er ursprünglich als eine Art Medizin entstanden sein, erfunden vom legendären Sir Francis Drake im 16. Jahrhundert. Der gefürchtete Freibeuter mischte  Zucker, echte Limetten, Aguardiente de Caña (ein einfacher Zuckerrohrschnaps) und Minze zu einem Getränk, das er täglich in rauen Mengen gegen seine Magenbeschwerden konsumiert haben soll. Als Mojito wurde diese Mischung erst Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt und war ab 1910 in Havanna sehr beliebt. Zur Legende wurde der Mojito aber erst durch Ernest Hemingway, der allerdings einige Drinks berühmt gemacht hat.
Zum Rezept


Whiskey Sour

© Lukas Ilgner

Einfach genial. Was die Entstehungsgeschichte des Whisk(e)y Sour betrifft, so gibt es kaum genauere Angaben. Als Erfinder des Getränks gilt ein gewisser Elliot Stubb, ein englischer Steward eines Schiffs namens Sunshine, der im Jahre 1872 Limettensaft, Sirup und Eiswürfel zu einem Cocktail gemischt haben soll. Die älteste historische Erwähnung eines sauren Whisk(e)ys geht allerdings auf eine 1870 erschienene Publikation im amerikanischen Wisconsin zurück. Im Laufe der Zeit sind verschiedenen Sour-Varianten entstanden, so wird etwa der New Orleans Sour mit Orangenlikör gemacht, während dem Boston Sour vor dem Shaken noch ein Eiklar zugesetzt wird.
Zum Rezept


Manhatten Sweet (Perfect)

© Lukas Ilgner

Cocktail der Demokraten. Die Entstehung dieses Cocktails ist eng mit der Geschichte des »Manhattan Club« im New York des 19. Jahrhunderts verbunden. Der Club diente ursprünglich den Demokraten als Zufluchtsort und als Gegenmodell zum »Union Club« der Republikaner. Einer Legende nach soll der Drink am 29. Dezember 1874 anlässlich eines Banketts zu Ehren des damaligen demokratischen Präsidentschaftskandidaten Samuel J. Tilden kreiert worden sein. Jennie Churchill – die Mutter von Winston Churchill – soll dazu den Auftrag gegeben haben. Die Geschichte gilt allerdings als umstritten, denn Jennie war zu diesem Zeitpunkt in Frankreich. Vermutlich wurde der Drink schon vorher im »Manhattan Club« ausgeschenkt – deshalb wohl auch der Name.
Zum Rezept


French 75

© Lukas Ilgner

Ein Drink wie ein 75-mm-Geschütz. Der Name French 75 geht auf ein französisches Geschütz aus dem Ersten Weltkrieg zurück – ein 75-mm-Kaliber. Als Erfinder des absichtlich etwas alkohollastigen Cocktails gilt Harry MacElhone, der Gründer der »Harry’s New York Bar« in Paris. In den Goldenen Zwanzigern erfreute sich der Drink großer Beliebtheit, wobei Mischungen aus Spirituosen und Champagner schon von amerikanischen und französischen Piloten der Luftwaffe des Ersten Weltkriegs geschätzt wurden. Erstmals schriftlich erwähnt wurde der Cocktail im Jahr 1922 im Buch »ABC of Mixing Cocktails«, wo er zunächst als 75 bezeichnet wurde. Erst im Jahr 1930 wurde der Drink dann erstmals als French 75 bekannt.
Zum Rezept


Martini

© Lukas Ilgner

Der König der Cocktails. Die Mischung aus Gin und Wermut ist einfach – und zwar einfach genial. So genial, dass vor allem der Martini Dry im konischen Martini-Glas zum Symbol der gesamten Cocktail-Welt wurde. Der Cocktail hat übrigens nichts mit der gleichnamigen italienischen Wermut-Marke der Firma Martini & Rossi zu tun. Erwähnt wurde ein Drink unter dem Begriff Martini erstmals 1888, wobei die Bezeichnung Dry Martini Cocktail erst 1904 in einem französischen Barbuch auftaucht. 1922 empfahl ein damals weit verbreitetes Barbuch, Gin und Wermut im Verhältnis 2:1 zu mischen. Hemingway  wollte es noch trockener und sagte bei der Bestellung immer dazu: »Bitte Hände weg vom Wermut.«
Zum Rezept


Sazerac

© Lukas Ilgner

Der New-Orleans-Cocktail. Im Jahr 2008 wollte eine Initiative einiger amerikanischer Politiker den Cocktail Sazerac per Gesetz zum offiziellen Staatsgetränk Louisianas erklären lassen. Das schien manchen dann doch zu gewagt. Nach längeren Diskussionen verabschiedete das Repräsentantenhaus von Louisiana schließlich ein Gesetz, mit dem Sazerac als »offizieller Cocktail der Stadt New Orleans« deklariert wurde. Nicht ohne Grund, denn Sazerac wird dort seit 1859 ausgeschenkt. Zunächst mit Cognac gemixt, später mit Roggenwhisk(e)y. Zu den bekanntesten Sazerac-Trinkern zählte der amerikanische Schriftsteller O. Henry alias William Sydney Porter, der diesen Cocktail in seinen letzten Lebensjahren in einer Bar in Manhattan »von zehn Uhr morgens bis Mitternacht« getrunken haben soll.
Zum Rezept

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2019

Zum Magazin

Herbert Hacker
Herbert Hacker
Autor
Mehr entdecken
alkoholisch
Negroni Sbagliato
Der Negroni bietet den Ausgangspunkt für zahlreiche interessante Varianten, ist aber auch für...
Mehr zum Thema
Rezept
Crazy Funky Fizz
Zu diesem Cocktail passen auch hervorragend Oliven als kleiner Snack.
Von Marcus Philipp
Rezept
Smoky Lake
Die Bar »Tür 7« verrät ein Cocktail-Rezept, das für die neue Sommerkarte des »Schloss...
Von Geri Tsai