Cirque Nouvel: Der Gourmet-Zirkus geht weiter ...

Bei der Premiere der neuen Dinner-Show gab's atemberaubende Artistik zu einem dreigängigem Menü von Starkoch Bernie Rieder. Von der Performance des Service-Teams waren wir leider weniger begeistert.

Artisten, Dinner, Attraktionen - hereinspaziert in die Arena Nova in Wiener Neustadt, wo noch bis Ende Jänner 2012 der Cirque Nouvel seine »Zelte« aufgeschlagen hat. Cirque Nouvel ist die Nachfolger-Show des Cirque á la Carte, bei dem eine Bühnenshow in Kombination mit einem von Starkoch Bernie Rieder kreiertem Menü geboten wird - ein Essen mit Unterhaltungswert, heißt es im Pressetext. Unterhalten wurden wir anlässlich der Premiere in vielfacher, und leider nicht immer in positiver Hinsicht.

Beginnen wir mit der Anreise, die sich zumindest für Wiener etwas schwieriger gestaltet. Die Südautobahn zur Rush-Hour zehrt an den Nerven. Wir empfehlen, genügend Zeit für die Anreise einzuplanen, um nicht schon vom Stau gestresst in Wiener Neustadt anzukommen.
Die Arena Nova ist eine für Großveranstaltungen - wie Cirque Nouvel eine ist - angelegte Location. Leider lässt es sich dabei nicht vermeiden, dass dem kritischen Gast beim Betreten die Assoziation mit einer umfunktionierten Lagerhalle in den Sinn kommt. Die tollen Lichteffekte und die beeindruckende Show der Artisten wirken dem allerdings sehr gut entgegen.

Beeindruckende Akrobatik
Heuer entführt die Show in die Welt von »Oasis« einer Wüstenoase, in der die lebensspendende Quelle versiegt und wieder zum Leben erweckt werden muss. Mit Domino Blue als Oasis - ihr obliegt gemeinsam mit ihrem Mann Tom Blue auch die künstlerische Leitung bzw. Regie - und der Mezzosopranistin Maya Hakvoort als singende Moderatorin sind zwei bekannte Künstlerinnen Teil der Show. Beeindruckend ist aber vor allem die artistische Bandbreite, die bei Cirque Nouvel auf die Bühne gebracht wird. Der Schwerpunkt liegt auf atemberaubender Aerial Artistic in luftiger Höhe, aber auch Feuer-Performances und rhythmische Drum-Darbietungen des »Drumatical Theatre« stehen am Programm.

Das Menü
Zwischen den drei »Kapiteln« der Story wird jeweils ein Gang aus der Küche von Bernie Rieder serviert. Als Vorspeise gab es marinierten Piestingtal-Lachs mit Avocadocreme, roh mariniertem Fenchel und grüner Gazpacho mit Sauerrahmschaum. Die Kombination einwandfrei, leider aber zu scharf gewürzt, sodass das feine Aromenspiel nicht zum Tragen kam. Die Hauptspeise, in brauner Sauerkirschensauce geschmortes Rinderschulterscherzel mit weißem Pfefferschaum, Selleriepüree und schwarzen Nüssen war gelungen. Das Scherzel auf den Punkt, der Pfefferschaum kitzelte den Gaumen, der dazu gereichte Pak Choi knackig und frisch. Unglücklicherweise kam dieser Gang nur mehr lauwarm auf den Tisch, was man dem unkoordinierten Service zuschreiben muss, aber dazu noch später. Zum süßen Finale kredenzte Rieder Nougatmousse mit Kaffeegelee und Eierlikörschaum und Topfen-Nougatknödel mit Kardamom-Zwetschgen. Der erste Part war sehr kaffeelastig, während der Knödel köstlich war. Bei den Zwetschgen - mit Biss - vermissten wir dann doch den Kardamom, der nur als Hauch vorhanden war. 

Schlechtes Service
So einwandfrei die Bühnenschow funktionierte und die Gäste mehr als einmal staunen ließ, so hätte das Service vor dem Premierenabend noch einige Übungseinheiten nötig gehabt. Das unkoordiniert wirkende Team sorgte zwar auch für offene Münder, aber leider nicht im positiven Sinne. So wurden etwa Gerichte nicht für alle am Tisch serviert. Das Dessert bekam der Tischnachbar nach zweimaliger Aufforderung erst, als alle anderen schon aufgegessen hatten. Brot mussten wir uns am Nebentisch »ausleihen«, da man schlicht auf uns vergessen hatte. Für die Getränke schien ohnehin nur eine Service-Mitarbeiterin zuständig gewesen zu sein, dementsprechend lange wartete man auf das Bestellte. Zahnstocher gab es auf Verlangen ebenso wenig wie Salz und Pfeffer. »Die Generalprobe ist immer die Premiere«, scherzte Bernie Rieder auf der Bühne. In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass vor allem das Serviceteam für die kommenden Vorstellungen noch etwas übt.

Die nächsten Vorstellungen: 12. & 13. Dezember 2011; 7., 13., 14. & 20. Jänner 2012. Nähere Infos unter: www.cirque-nouvel.at

(von Marion Topitschnig)

Marion Topitschnig
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